Kronjuwel (German Edition)
habe sie mit nach Amerika gebracht und an einen Mann verkauft, der mir viel Geld dafür geboten hat. Sehr viel Geld sogar.«
»Moment, soll das heißen, du hast es gestohlen?«, fragte Derrick mit einem zugleich ungläubigen und schockierten Ausdruck.
»Nicht wirklich gestohlen. Ich habe es vielmehr nicht zurückgegeben. Alle denken, es wäre für immer verschwunden, was macht es schon für einen Unterschied, ob es dem Kartell in die Hände fällt oder ob ich es verkaufe?«
»Das macht den Unterschied, dass du dich damit strafbar machst«, sagte Derrick und schien tatsächlich aufgebracht zu sein, »Dafür kannst du ins Gefängnis gehen. Das ist mexikanisches Staatseigentum und das weißt du auch.«
»Was willst du jetzt tun, mich anzeigen?«, fragte Noah provozierend. Derrick schwieg einen Moment und für einen Augenblick glaubte Noah, dass er tatsächlich darüber nachdachte, doch dann verneinte er Noahs Frage.
»Das werde ich sicher nicht tun. Aber gutheißen muss ich es trotzdem nicht.«
»Das verlangt auch keiner.«
»Ich dachte du wärest Wissenschaftler, Noah, ein Mann, der sein Leben dem Erlangen und zur Verfügung Stellen von Erkenntnissen gewidmet hat«, setzte Derrick erneut an und neben dem schockierten Tonfall fiel Noah auch ein Hauch von Enttäuschung auf.
»Das dachte ich auch, ja. Aber jetzt weiß ich, was ich wirklich will. Ich will mich nicht länger dem unterordnen, was andere verlangen und erst recht nicht einer Arbeit, die mir keinen Spaß macht und sämtliche Luft zum Atmen nimmt.«
Ohne es zu beabsichtigen, klang seine Stimme wütend, als er auf seine frühere Arbeit anspielte.
»Du musst wissen, was du tust«, sagte Derrick und schien das Thema möglichst schnell beenden zu wollen, »Aber du kannst dir sicher sein, dass ich hinter dir stehe, egal was du anstellst. Denn ich weiß, was du in Wahrheit für ein Mensch bist Noah Bishop.«
Noah machte eine kurze Pause, in der Derricks Worte im Raum widerzuhallen schienen. Dann griff er übergangslos nach der Fernbedienung des Fernsehers und fragte, »Also, wie sieht es aus? Baseball oder die Basketball Playoffs?«
Sein Gast blieb nur für einen Abend. Er verabschiedete sich mit weiteren warnenden Worten von Noah und machte ihm erneut klar, dass er kein Verständnis für das hatte, womit Noah so viel Geld verdient hatte. Insgeheim bereute Noah es, Derrick davon erzählt zu haben, doch er war sich relativ sicher, dass er von ihm tatsächlich nichts zu befürchten hatte, zu dankbar war Derrick ihm noch immer für das, was er in Mexiko für ihn getan hatte.
Als Noah ihn an der Tür verabschiedet hatte und gerade die Treppe zum Schlafbereich hinaufsteigen wollte, klingelte sein Telefon in seiner Hosentasche. Er erkannte die Nummer sofort als die von Doyle. Ohne zu zögern nahm er den Anruf an während er sich dabei wieder auf seine Couch fallen ließ und mit der Fernbedienung den Fernseher einschaltete und den Sportkanal aufrief.
»Mr. Doyle, wie geht es Ihnen?«
»Fantastisch, Doktor, ich hoffe bei Ihnen sieht es genauso aus?«, gab der Mann, dem Noah seinen Reichtum verdankte zurück und Noah lachte.
»Was soll ich sagen, ich habe heute zwei Ducatis gekauft, obwohl ich in meinem Leben bis jetzt vielleicht drei Mal Motorrad gefahren bin.«
»Das ist doch ein Anfang. Hören Sie Noah, ich habe da eine Sache am Haken, ein ziemlich einfacher Auftrag, wenn Sie mich fragen, und ich könnte dabei Ihre Hilfe gebrauchen. Ich würde mich freuen, wenn wir die Details in Los Angeles bei einem Drink besprechen könnten. Sie müssen natürlich nicht einwilligen, aber es ist ziemlich leicht verdientes Geld.«
Noah lachte erneut, während auf dem riesigen Bildschirm vor ihm die Highlights der Basketballspiele des Tages liefen.
»Da sage ich doch nicht nein. Ich kann gleich morgen nach L.A. fliegen.«
»Wunderbar, Noah, ich sehe Sie dann«, sagte Doyle und klang merklich zufrieden mit der Antwort.
Noah lehnte sich zurück und schaltete durch ein paar Programme. Wer konnte bei leicht verdientem Geld schon nein sagen?
Steigerung
Durch die getönten Gläser seiner Sonnenbrille bekam die Welt um ihn herum eine warme, dunkelbraune Färbung, als er durch die breite Automatiktür auf die Straße vor dem Terminal trat. Gerade fuhr ein Shuttlebus an ihm vorbei, der Touristen und Geschäftsreisende zu den Anbietern von Mietwagen fahren sollte. Dichter Verkehr zog sich durch die dreispurige Straße, die in einem großen Bogen um die ganzen Terminals
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