Kronjuwel (German Edition)
sie.«
»Sohn eines jüdischen Vaters, und Ihr Nachname ist Bishop?«, fragte Doyle nach und schmunzelte dabei.
»Das ist nicht mein richtiger Name. Sich mit seiner Familie zu überwerfen ist in meiner Familie keine Seltenheit.«
Gerade als das Schweigen, das auf seine Aussage folgte, unangenehm zu werden drohte, bog der Chauffeur nach rechts in eine kleine Nebenstraße und hielt am Straßenrand an. Mike drehte sich erneut auf seinem Sitz nach hinten um und schob das Fenster in der Trennwand auf.
»Wir sind da.«
»Danke, Mike. Lassen Sie uns einen kleinen Spaziergang machen, Noah.«
Als sie die Tür öffneten und ausstiegen, drang Noah eine unglaubliche Wärme entgegen. Ihm war als würde er vor eine Wand aus Luft laufen, die im Gegensatz zum klimatisierten Auto schon den ganzen Tag lang von der hoch stehenden Sonne aufgeheizt worden war.
Er setzte seine Sonnenbrille auf während auch Doyle aus der Limousine stieg und ihm mit einer Geste bedeutete, weiter zu gehen. Sie gingen zurück zu der größeren Straße von der sie gerade abgebogen waren. Auf einem grünen Straßenschild stand in weißen Lettern der Name der Straße »West 3rd Street«. Mike folgte ihnen in einigem Abstand, als sie die Straße überquerten.
Auf der anderen Seite konnte Noah einen Park erkennen, dessen großzügige Grünflächen von Palmen gesäumt und durch den mit Kieseln ausgelegte Pfade führten.
Sie gingen auf dem Bürgersteig an dem Park vorbei. Noah sah ein kleines Baseballfeld, auf dem zwei Kindermannschaften gegeneinander spielten und eine kleine Bühne hinter einer ausgetretenen Rasenfläche, auf der Konzerte gespielt werden konnten.
Sie erreichten das nördliche Ende des Parks, der nur die Größe eines Häuserblocks hatte und Noah erblickte sofort, warum Doyle ihn hierher geführt hatte. Zwischen elegant geschwungenen Mauern aus Beton führten Stufen hinauf zu einem niedrigen Gebäude, vor dem eine hohe Skulptur aus abstrakt angeordneten dunkel schimmernden Steinen den Eingang markierte.
»Das Los Angeles Museum of the Holocaust«, las Doyle die Aufschrift auf einer der Betonmauern vor.
Noah sah ihn entgeistert an.
»Glauben Sie etwa, ich werde aus einem Holocaust Museum stehlen?«, fragte er mit bestimmtem und gleichzeitig ungläubigem Tonfall.
»Obwohl ich persönlich keine Hemmungen hätte«, begann Doyle seine Antwort, »kann ich verstehen, warum Sie nicht dazu bereit wären. Eine gewisse Geschmacklosigkeit kann man dabei sicherlich entdecken.«
»Geschmacklosigkeit? Ich will Geld verdienen, ob ich dabei ein paar Gesetze breche ist mir egal, aber ich werde nicht...«
»Sachte, Noah, sachte«, unterbrach Doyle ihn, »wir rühren nicht ein Stück aus der permanenten Ausstellung an.«
»Was soll das heißen?«
»Seit Anfang der letzten Woche kann man hier eine zeitlich begrenzte Ausstellung besuchen. Jüdische Kunst von der Antike bis Amerika. Diese Ausstellung findet man sonst im Skirball Center, ebenfalls hier in L.A. Das Problem ist, dass es so gut wie unmöglich sein dürfte, dort einzubrechen. Alles, was ich von Ihnen verlange, ist aus dieser Ausstellung ein einziges Kunstwerk zu besorgen. Es geht um ein Gemälde von El Lissitzky. Sagt Ihnen der Name etwas?«
»Ja, obwohl ich moderne Kunst weniger zu meinem Fachgebiet zählen würde. Konstruktivismus?«
»Sehr gut. Wie ich sehe, wissen Sie, wovon Sie reden. Das Werk ist das Herz der Ausstellung, geschätzte zwölf Millionen Dollar wert. Wir teilen gerecht, jeder bekommt eine Hälfte. Was sagen Sie?«
Noah ließ seinen Blick über den modernen Bau des Museums schweifen. Seine Augen folgten der Linienführung der Mauern bis hin zum in der gleichen Weise geschwungenen Dach des Gebäudes.
»Gut«, sagte er schließlich nach einiger Bedenkzeit und wandte sich wieder Doyle zu.
»Ich werde ein paar Dinge brauchen.«
»Wollen Sie sich nicht zuerst ein Bild vom Inneren des Museums machen?«
»Das kommt noch.«
»Wie Sie meinen, Noah. Schreiben Sie eine Liste und Mike wird alles besorgen, was Sie benötigen«, sagte er und wandte sich gerade zum gehen, als Noah fortfuhr.
»Noch etwas. Ich brauche einen Assistenten. Keine schwierige Aufgabe, bloß ein wenig schauspielerisches Talent und einschüchterndes Aussehen sind von Nöten.«
Doyle hielt inne und sah seinen stämmigen Bodyguard an.
»Sind Sie mit Mike einverstanden?«
Noah musterte den Mann und nickte dann zustimmend.
»Das wird gehen.«
Sie gingen zurück zu Doyles Limousine und stiegen
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