Kronjuwel (German Edition)
Frau auf und wies sie dann an, sich auf eine Couch in seinem Wohnzimmer zu setzen.
Sie folgte seiner Aufforderung und setzte sich hin. Auf der großen Couch wirkte sie irgendwie verloren, die Arme und Beine eng angelegt und offensichtlich unwohl in ihrer Haut.
»Sie haben fünf Minuten um sich zu erklären«, sagte er und erinnerte sich dabei an den Tag zurück, als sie ihn in seinem Mietwagen bedroht hatte und setzte sich dabei auf die Armlehne des Ledersessels, der der Couch gegenüberstand. Ava schien die Ironie der Situation nicht weiter aufzufallen.
»Ich habe Ihnen erzählt, dass Mr. Doyle ein sehr gefährlicher Mann ist«, begann sie schließlich und zog Noah erneut wie auch schon bei ihrem ersten Treffen mit ihrer Art in den Bann, »Sie kennen ihn vielleicht als Hehler gestohlener Kunst. Aber das macht er eigentlich nur zum Vergnügen, weil es ihn keine große Anstrengung kostet.«
Noah rutschte unruhig auf der Armlehne hin und her, als sie fortfuhr.
»Mr. Doyle ist national und international dafür bekannt, mit Waffen und Menschen zu handeln. Er importiert Waffen aus dem Ausland oder lässt sie im Inland stehlen, dann schiebt er sie in ein Zwischenlager und bereitet den Weiterverkauf an irgendein Kartell vor. Was glauben Sie, wie er zu so viel Einfluss und Geld gekommen ist? Die Kartelle haben nicht mehr viele verlässliche Zulieferer, seit die Amerikanischen und Mexikanischen Bundesbehörden mit aller Härte gegen die Drogenmafia vorgehen. Die wenigen, die noch im Geschäft sind, müssen sie sich erhalten. Doyle hat mächtige Freunde.«
»Wenn es so wäre«, unterbrach Noah sie, »wie kommt es dann, dass er noch nie überführt und angeklagt wurde?«
»Einmal war es fast so weit, aber im letzten Moment sind auf wundersame Weise Beweise verschwunden oder Zeugenaufnahmen waren nicht richtig protokolliert worden. Verfahrensfehler führen in diesem Land viel zu oft dazu, dass Verbrecher frei herumlaufen.«
Noah war noch nicht sicher, ob er ihr glauben sollte, doch ein Satz, den er noch immer wie ein Brandzeichen im Gedächtnis hatte und den er bei seinem allerersten Treffen mit Doyle gehört hatte, trat ihm jetzt erneut zurück ins Bewusstsein.
»Bei einem Treffen sprach Doyle von Sturmgewehren, die er an den Meistbietenden verkauft«, sagte Noah, mehr zu sich selbst als zu Ava, »Ich dachte nicht, dass er damit etwas konkretes meint. Ich dachte, das sei nur ein anschauliches Beispiel.«
»Dem ist leider nicht so«, sagte Ava.
Noah blickte auf und sah ihr in die Augen. Wie schon beim letzten Mal fiel ihm irgendetwas merkwürdiges daran auf. Er wusste kaum, wie er es beschreiben sollte, doch es kam ihm so vor, als glänzten ihre Augen nicht, als sei daraus der Funke verschwunden, der bei den meisten anderen Menschen deutlich zeigte, dass sie entschlossen an ihr Leben herangingen, verdrängt durch eine traurige und gähnende Leere, die sich auf ihren gesamten Gesichtsausdruck auswirkte und ihr eine niedergeschlagene, erschöpfte Ausstrahlung gab.
»Sie haben etwas von Menschenhandel gesagt«, fuhr Noah stotternd fort und musste sich dazu durchringen, sich von ihrem Gesicht loszureißen.
»Ja. In ganz Kalifornien werden junge Frauen und Mädchen gefangen genommen und in Lagerhallen gebracht, die Doyle unterhält. Danach versucht man zuerst Lösegeld von den Familien zu erpressen und wenn das nicht funktioniert, werden sie einfach verkauft, wie Waren, derer man sich nach Belieben entledigen kann.«
Etwas schien in ihr aufzulodern, als sie Noah davon berichtete, doch Noah hatte noch immer Schwierigkeiten damit, zu begreifen, was sie ihm da berichtete.
»Woher wissen Sie das?«, fragte er und Ava senkte ihren Kopf.
»Ich weiß es einfach«, sagte sie, doch Noah stand von der Lehne auf, er wollte sie so leicht nicht davon kommen lassen, nicht mit so schweren Anschuldigungen gegen einen Mann, den er zwar als Kriminellen, nicht aber als verachtenswertes Monster kannte.
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte er jetzt lauter und eindringlicher, doch als sie weiter nur den Kopf schüttelte machte er einen drohenden Schritt auf sie zu und schrie sie an, »Woher wollen Sie das wissen?«
»Weil Sie meine Tochter entführt haben!«, schrie Ava und sprang dabei mit Tränen in ihren Augenwinkeln und zitternden Händen auf.
Schwer atmend standen die beiden sich einen Moment lang regungslos, nur einen Meter voneinander entfernt gegenüber.
»Das, das tut mir schrecklich leid, ich wusste nicht...«, wollte
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