Kronjuwel (German Edition)
funktionieren und außerdem einen Abstandsmesser, der uns informiert, wenn jemand sich dem Bild zu sehr nähert«, listete die Kuratorin die Sicherheitsmaßnahmen auf, die auch Noah schon beobachtet hatte. Er ging einen Schritt auf das Fenster zu.
»Ist dieses Glas kugelsicher?«, fragte er und sah wie erwartet das geschockte Gesicht der Kuratorin als Reaktion.
»Nein, natürlich nicht, das hier ist ein Museum.«
»Ich würde Ihnen empfehlen, das Bild vorübergehend in den Tresor zu bringen, man weiß ja nie«, sagte Noah nickend und blickte erst die junge Frau und dann Mike an.
Ein lauter Knall begleitet von dem Geräusch zersplitternden Glases durchbrach die Stille in dem Raum in dem Moment, als die Kuratorin etwas antworten wollte, sodass alle vier zusammenzuckten.
»Das kam von da drüben«, sagte Noah als der Lärm abgeklungen war, zog seine Pistole aus dem Holster unter seinem Arm und zeigte dabei in einen der beiden Gänge, die von diesem Raum abgingen.
»Du bringst die beiden in Sicherheit, ich sehe nach«, wies er Mike an, der ebenfalls mit gezogener Waffe die beiden anderen am Arm packte, um sie aus dem Raum zu ziehen.
»Kommen Sie, schnell«, sagte Mike zu ihnen und drehte sich noch einmal zu Noah um, bevor er mit ihnen um die Ecke verschwand. Noah nickte ihm zu und machte sich an die Arbeit sobald sie außer Sicht waren. Er zog seine Jacke aus, unter der er zuvor einen leeren Beutel aus reißfestem Gewebe auf seinem Rücken befestigt hatte. Nachdem er den Beutel vor sich auf den Boden gelegt hatte, feuerte er zwei Schuss in den Gang hinein, aus dem die Explosion gekommen war. Wie viel Schaden eine Sprengladung anrichten konnte, die vom Volumen her in eine dünne Mappe passte, kaum größer als eine A4 Seite.
Er hörte, wie die Kuratorin aus der weit entfernten Eingangshalle aufschrie, als die gellenden Schüsse die Stille im Museum durchbrachen. Sein Auftritt hatte den gewünschten Effekt. Er feuerte noch drei Schüsse ab, wobei er den zeitlichen Abstand variierte, drehte sich dann um und feuerte noch zwei mal auf die dem Gang gegenüberliegende Wand.
Schnell steckte er die Waffe wieder weg und hob dann das Gemälde von der Wand. Da kein Alarm ausgelöst wurde, schloss er daraus, dass der Störsender in seiner Jackentasche seine Aufgabe erfüllte. Er zerbrach den Rahmen des Bildes, entnahm die feste, stabile Leinwand und rollte sie vorsichtig zusammen. Nachdem er den dünnen Beutel darüber gezogen und das ganze mit Paketband zugeschnürt hatte, nahm er den Beutel auf und entfernte sich ein paar Schritte vom Fenster. Mit schützend vor die Augen gehaltener Hand feuerte er mehrmals auf die Glasscheibe, die zuerst nur an einer Stelle durchschlagen wurde, von der aus sich tausende feine Risse in die gesamte Scheibe erstreckten, dann beim zweiten Schuss jedoch völlig zerstört wurde und in unzählige Splitter zerbrach. Noah eilte darauf zu und sah herunter. Es ging etwa vier Meter steil an der Hauswand nach unten, genau wie er es bei seiner Vorbereitung recherchiert hatte. Er zog die reißfeste Schnur aus einer Innentasche seiner Jacke, band sie an dem Beutel fest und ließ ihn vorsichtig aus dem Fenster herab.
»Cooper, ist alles in Ordnung?«, hörte er Mikes Stimme entfernt rufen. Er drehte sich um und rief zur Antwort, »Ja, sie sind weg.«
Er hörte ihre Schritte auf dem Flur während er den Beutel das letzte Stück herunter ließ. Er ließ die Schnur los, als das wertvolle Päckchen den Boden berührte und drehte sich dann um, um sein Sakko vom Boden aufzuheben und wieder über zu ziehen. Nicht einen Moment zu früh, denn Mike bog in Begleitung der beiden anderen um die Ecke in den Raum ein. Als die Kuratorin sah, was für ein Schaden darin angerichtet worden war, winselte sie leise auf, dann fiel ihr Blick auf den zerbrochenen Bilderrahmen. Sie sah Noah an, als wäre sie kurz davor, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
Noah ließ den Kopf hängen und fuhr sich über den Nacken, als würde er ihm schmerzen. Nur noch ein paar Minuten mussten sie schauspielerisch überzeugen, den größten Teil der Arbeit hatten sie schon hinter sich.
»Es waren vier, schwarz gekleidet, ich konnte kein Gesicht erkennen. Sie haben mich zu Boden geworfen«, er zeigte auf den umgestoßenen Sockel, neben dem die Scherben der zerbrochenen Glasabdeckung lagen und die umgefallene Steinskulptur umgaben, die wie durch ein Wunder keinen Schaden genommen hatte, »Einer von ihnen hat mir ein Messer an die Kehle
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