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Kronjuwel (German Edition)

Kronjuwel (German Edition)

Titel: Kronjuwel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Mann
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man es ihnen befohlen.
    Je weiter sie gingen, desto unangenehmer wurde der Geruch. Selbst durch das Taschentuch konnte Noah kaum atmen, da der beißende Gestank seine Lungen buchstäblich daran zu hindern schien, sich mit Luft zu füllen. Vor ihnen sah Noah eine schwach leuchtende Öllampe an der Wand hängen, die schwaches, flackerndes Licht auf den Abschnitt des Ganges warf. Doch es reichte völlig aus. In die Backsteinmauer eingelassen waren zehn schwere, eiserne Gittertüren, fünf auf jeder Seite. Dahinter bot sich Noah ein Anblick, den er für den Rest seines Lebens nicht vergessen würde, so sehr er es auch wollte und versuchte. Zwei oder drei Frauen, teilweise vielleicht auch noch im Mädchenalter, lagen hinter den Gittern eingesperrt auf dünnen, völlig verdreckten Decken. Er blickte in mehrere der Zellen und erkannte Mädchen der verschiedensten Herkunft, einige sahen asiatisch, andere afrikanisch aus und wieder andere waren hellhäutig. Nicht alle von ihnen schienen mitbekommen zu haben, dass jemand gekommen war, vielleicht weil sie zu schwach waren, vielleicht auch weil sie es gar nicht merken wollten. Noah sah ihre abgemagerten Arme, ihre aschfahlen und ausgemergelten Gesichter und die verdreckten Haare.
    »Wir entführen sie und verkaufen sie weiter«, stellte Doyle trocken fest, als spreche er über eine ganz simple und selbstverständliche Gegebenheit. Die einfachen Worte durchschnitten die Stille wie ein scharfes Messer.
    »Wie lange bleiben sie hier?«, fragte Noah und musste alle Willenskraft, die er aufbringen konnte zusammennehmen, um das Gefühl, sich übergeben zu müssen, unter Kontrolle zu halten und dabei annähernd so sachlich zu klingen, wie der andere es zu erwarten schien.
    »Das kommt darauf an. Niemals aber mehr als zwei Wochen. Unglücklicherweise hatte vor kurzem wohl eine von ihnen eine Krankheit oder ein Virus. Darum ist uns eine ganze Gruppe weggestorben, bevor jemand etwas mitbekommen hatte.«
    »Wann war das?«, fragte Noah und befürchtete, dass die Antwort ihm nicht gefallen würde.
    »Das muss so vor drei Wochen gewesen sein. Was für eine Verschwendung.«
    Noah spürte, wie sein Magen rebellierte. Er fühlte sich, als drehe der Grund unter seinen Füßen sich und als wäre er kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Kalter Schweiß lief an seinen Schläfen herunter. Es fiel ihm immer schwerer, Haltung zu bewahren und nicht dem Drang nachzugeben, sich vornüber zu beugen, um mit aufgestützten Armen nach Luft zu ringen.
    »Ich glaube,ich muss mal an die frische Luft«, sagte er mit zittrigen Knien und schwacher Stimme.
    »Hilfe!«
    Der Schrei erschütterte das Mark in Noahs Knochen. Ohne Kontrolle über seinen Körper sprang er hoch und ein Stück von dem Gitter in der Steinmauer weg, gegen deren Stäbe eine der jungen Frauen ihr Gesicht presste und dabei ein zerreißend hohes Kreischen ausstieß. Er sah ihre eingefallenen Wangen, das blonde Haar, das bestimmt einmal wunderschön über ihre schmalen Schultern gefallen war, doch jetzt in mehrere, filzige Strähnen gebündelt herabhing. Der weiße Anteil in ihren Augen hatte einen merkwürdigen, grauen Farbton, der jeden Glanz völlig verloren hatte und auf dem die winzigen, tiefroten Blutgefäße wie bei einer Halloween-Maske hervorstachen.
    »Hilfe!«
    »Halt‘s Maul!«
    Mike trat an das Gitter und versetzte die Stangen mit einem heftigen Schlag seines Unterarms leicht in Schwingung, sodass die junge Frau winselnd rückwärts stolperte und sich mit den Beinen zappelnd von der Tür weiter in das Dunkel ihrer Zelle zurückschob.
    So sehr Noah wollte, dass sein Puls sich beruhigte, so sehr er sich selbst in dieser Situation wieder in den Griff bekommen wollte, er konnte es nicht. Als sei durch den hohen Schrei eine gläserne Barriere in ihm zerborsten, fühlte er sich schwach, ausgeliefert, überfordert.
    »Das passiert manchmal, aber wir haben überzeugende Mittel, um sicherzustellen, dass sie so etwas nur einmal machen.«
    Doyle nickte Mike zu, der ihn sofort zu verstehen schien, als sei selbstverständlich, was Doyle damit meinte.
    »Sie wollten doch an die Luft, Doc«, meinte Mike mit einem Blick, der Noah verriet, wie übel er aussehen musste, »Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt.«
    »Ja, natürlich«, erinnerte Doyle sich an Noahs Bitte und setzte einen ekelerregenden Gesichtsausdruck auf, »Beim ersten Mal wird wohl jedem ein schummerig. Glaub‘ mir, man gewöhnt sich daran.«
    Er stieß die Tür des Lagerhauses auf und

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