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Kronjuwel (German Edition)

Kronjuwel (German Edition)

Titel: Kronjuwel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Mann
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stolperte heraus. Er stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und beugte sich nach vorne, damit rechnend, sich jeden Moment übergeben zu müssen. Doch er bekämpfe das Gefühl der Übelkeit und atmete tief durch. Er brauchte einen Moment, dann richtete er sich wieder auf und ging unter den argwöhnischen Blicken eines der beiden Bodyguards zurück in die Halle.
    Doyle war inzwischen auch wieder aus dem unterirdischen Gang nach oben gestiegen und sah Noah an.
    »Siehst du, schon geht es wieder. Ich wollte nur, dass du mal siehst, womit wir noch so unser Geld verdienen. Nicht so vorzüglich viel, wie mit deinen Fähigkeiten, aber noch genug, um zu überleben.«
    Er warf Mike und dem anderen Bodyguard grinsend einen Blick über die Schulter zu.
    »Nun gut, wir müssen noch einige Dinge klären, das würde dich nur langweilen. Jemand wird dich in dein Hotel fahren, ich melde mich dann später noch einmal«, fuhr Doyle fort und gab Noah die Hand.
    Noah nickte wortlos und folgte einem der Bodyguards nach draußen. In einer kleinen Gasse neben dem Lagerhaus standen mehrere Fahrzeuge. Sie stiegen in das vorderste ein und fuhren los. Als sie von der Straße, an der die Halle stand abbogen, warf Noah einen Blick auf das Straßenschild. ,Moulton Street‘, las Noah stumm und sofort brannten diese Worte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis ein.

Kronjuwel
    Er taumelte. Sein Gehirn verzweifelte daran, zu verarbeiten, was er soeben gesehen hatte. Tränen liefen ihm über das Gesicht und er wischte sie mit dem Handrücken oberflächlich weg. Er stieß die Tür zum Bad auf und stolperte vorwärts auf das Waschbecken zu, auf dem er sich mit beiden Armen abstütze, um nicht augenblicklich umzufallen. Er ging in die Knie und legte den Kopf schwer atmend auf der Kante des Spülsteins ab.
    Bruchstückhaft schossen Sätze durch seinen Kopf.
    »Du bist das Kronjuwel. Die Zutat, ohne die das hier nicht möglich wäre. Das beste Pferd im Stall«, dann, unwillkürlich, hörte er den Schrei der jungen Frau ebenso gellend in seinem Kopf wie beim ersten Mal als er ihn gehört hatte, »Hilfe!«, immer und immer wieder, mal so dicht aneinander, dass die Schreie sich überlagerten, mal mit einer kurzen Pause dazwischen.
    Er hielt es nicht mehr aus und stemmte sich mit einem Kraftschrei seinerseits aus den Armen an dem Waschbecken hoch und schüttelte im Stand heftig seinen Kopf. Die Schreie verschwanden urplötzlich, die Stimmen in seinem Kopf verstummten.
    Noah stand immer noch auf das Waschbecken gestützt vor dem Spiegel und sah sich in die Augen. Kalter Schweiß lief seine Stirn hinunter und vermischte sich unterhalb seiner Augen mit warmen Tränen, die in vorgegebenen Bahnen die Wangen hinunter liefen. Seine Haare fielen in klebrig nassen Strähnen über seine Stirn und Schläfen.
    Sein Mund war wie ausgetrocknet. Seine Lippen klebten aneinander, als er ihn öffnete und sich leise zuflüsterte, »Was habe ich getan?«
    Dann wiederholte er es mit zusammengepressten Zähnen, dann noch einmal lauter, dann schrie er sich so laut er konnte, mit all seiner Kraft ins Gesicht, »Was habe ich getan?«, dann noch einmal und schlug dabei mit voller Kraft mit seiner Faust in die Mitte des Spiegels, genau dort wo im Spiegelbild seine Nase war.
    Warmes Blut lief von seinen Fingerknöcheln aus über den Rest seiner Hand. Tiefe Sprünge verliefen von dem Punkt, an dem er den Spiegel getroffen hatte zu allen Seiten und bildeten direkt um die Aufprallstelle einen Kreis von kleinen Linien. Ein paar Tropfen von seinem Blut waren daran haften geblieben und liefen nun in dünnen Schlieren die Oberfläche des Spiegels herunter.
    Noah atmete schwer und langsam. Sein Blick war starr auf einen unbestimmten Punkt auf dem Waschbecken gerichtet. Sein Puls raste und ihm war, als könne er nicht mehr lange so verharren, ohne zusammen zu brechen. Dann, ohne Vorwarnung, schrie er so laut er konnte auf, ließ seine gesamte Wut heraus und befreite sich von den Fesseln, die seinen Körper festzuhalten schienen, die ihn verrückt werden ließen, als wollte er am liebsten aus der eigenen Haut entfliehen, doch konnte es nicht. Er stieß sich vom Waschbecken ab und stolperte ein paar Schritte rückwärts, sodass er das Gleichgewicht verlor und hart auf den kalten Fliesenboden des Badezimmers fiel. Er landete heftig auf dem Steißbein, doch er spürte den Schmerz kaum, der sich von seinem Gesäß durch seine Wirbelsäule und Beine ausbreitete und sein Becken kurzzeitig zu

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