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Kronjuwel (German Edition)

Kronjuwel (German Edition)

Titel: Kronjuwel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Mann
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ihre Arme auszubreiten, um ihn zu umarmen, als sie plötzlich inne hielt und ein paar Meter von ihm entfernt stehen blieb. Sie sah ihn an und das Lächeln in ihrem Gesicht verschwand langsam. Ohne, dass Noah ein Wort gesagt hätte, begann sie zu merken, dass etwas nicht in Ordnung war. Einen Moment lang standen sie sich unbewegt gegenüber, beide mit hängenden Schultern, beide mit emotionslosen Gesichtsausdrücken und in stillschweigender Übereinkunft, dass es nicht nötig war, auszusprechen, was Noah zu berichten hatte. Ein fester Knoten in Noahs Hals hinderte ihn daran etwas zu sagen und so schüttelte er nur mit dem Kopf.
    Sie verstand sofort und schloss die Augen, während Tränen darin hoch stiegen und sie anfing sich zu schütteln.
    »Nein«, sagte sie leise mit rauer Stimme erst ein mal und wiederholte sich dann immer schneller hintereinander, »Nein, nein, nein, nein.«
    Sie schlug sich die Hände vors Gesicht als Tränen immer zahlreicher unter ihren geschlossenen Liedern hervorquollen und ihre Schminke verschmierend ihr Gesicht hinunterliefen. Heftige Krämpfe schüttelten ihren ganzen Körper. Noah ging auf sie zu, wollte sie in den Arm nehmen, doch sie wies ihn ab, stieß ihn weg und machte einen Schritt zurück. Doch Noah ließ nicht locker und startete einen erneuten Versuch. Dieses mal gab sie nach und Noah umschloss sie fest in seinen Armen.
    Er weinte nicht. Er fühlte sich einfach nur leer. Es kam ihm vor, als waren keine Tränen in ihm mehr übrig, die er weinen konnte, keine Emotionen, die er zeigen konnte, aber auch keine Worte, mit denen er Ava hätten beschwichtigen können. Sie standen einfach nur da, während Noah sich leicht von einer Seite auf die andere drehte, als würde er sie in seinen Armen wiegen, und sie weiter von bitteren Tränen geschüttelt wurde. Immer wieder fühlte er sich für einen kurzen Moment lang, als wolle er irgendetwas tun, etwas sagen und wenn es nur ein beruhigendes ,Sch‘ war, doch sein Tatendrang wurde schon im Keim von seiner Niedergeschlagenheit erstickt.
    Gerade als Noah das Gefühl hatte, sie wäre dabei sich wieder zu beruhigen, schrie Ava laut auf, und das Geräusch fuhr Noah so tief ins Mark, dass er die Schmerzen, die sie empfinden musste, nachfühlen konnte.
    Er konnte später nicht genau sagen, wie lange sie dort so gestanden hatten, wie viele Male Ava sich gegen seine feste Umarmung gestemmt hatte, als wolle sie sich befreien bevor sie sich wieder entspannte und sich von ihm halten ließ, als seien seine Arme das einzige, das sie vor dem Zusammenbruch bewahrte.
    Er sah, wie die Schatten an der Wand sich verschoben, als die Sonne langsam und gleichmäßig dem Horizont entgegen wanderte und ihr Licht immer wärmer und orangefarbener wurde. Noah wartete auf eine Gelegenheit, etwas zu sagen, doch immer wenn er gerade seinen Mund öffnen wollte, begann Ava erneut so heftig zu weinen, dass er die Idee wieder verwarf.
    Dann, endlich, ergab sich eine längere Pause und Noah sprach zum ersten Mal seit er nach hause gekommen war.
    »Ava, es tut mir so unendlich leid«, begann er, da er nicht wusste, wie er sonst ein Gespräch anfangen sollte, »Ich kann dir nicht sagen, wie schuldig ich mich fühle.«
    Sie hob ihren Kopf von seiner Schulter und machte einen halben Schritt zurück, während sie ihn ansah.
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, fragte sie mit vom Weinen rauer Stimme.
    »Durch mich hat Doyle so viel Geld verdient, dass er genug Kapital hat, seine anderen ,Geschäftszweige‘ weiter zu betreiben und auszuweiten.«
    »Und du denkst das wäre deine Schuld?«, fragte Ava entgeistert.
    »Natürlich. Die gleichen Millionen, die ich verdient habe, hat auch er verdient. Von Anfang an war unser Deal 50-50. Indem ich reich geworden bin, ist auch er noch reicher geworden, als er es vorher schon war.«
    »50-50«, wiederholte Ava flüsternd. Noah fiel auf, dass ihr das vorher nicht bewusst gewesen sein konnte. Erst jetzt konnte sie verstehen, was er meinte, erst jetzt wurde seine Schuld für sie erklärbar.
    »50-50?«, fragte sie ihn erneut und Noah bemerkte den Anflug von Ekel in ihrem Gesicht, »Und wie viel hast du bis heute verdient?«
    Noah wollte diese Frage eigentlich nicht beantworten, doch ihm war klar, dass es keinen Sinn hatte, Ava zu belügen.
    »Etwa 11 Millionen Dollar«, antwortete er schließlich kleinlaut. Ava war inzwischen weiter von ihm zurückgewichen. Noah kam es so vor, als müsse sie genauso beim Klang dieser Zahl schlucken wie er, als

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