Kronjuwel (German Edition)
wimmelte Doyle kurz angebunden ab, als er die Zusage bekommen hatte, dass ihm alle Informationen zugeschickt werden würden, die er brauchte.
Er legte auf und wählte gleich eine weitere Nummer. Es dauerte einen Augenblick, bis sich jemand meldete.
»Elisha«, sagte er so ruhig er konnte und sprach gleich weiter, bevor sie Gelegenheit hatte, ihn zurechtzuweisen, »Ich weiß, dass ich mich lange nicht bei dir gemeldet habe, und ich weiß auch, dass ich es versprochen hatte. Aber es sind einige Dinge passiert. Und jetzt brauche ich deine Hilfe, um sie wieder in Ordnung zu bringen.«
Sie sprachen fast eine halbe Stunde miteinander. Noah erklärte ihr, was sich zugetragen hatte, wobei er einige Details ausließ, von denen er glaubte, dass sie sie nicht wissen musste.
Als er schließlich auflegte, hatte er das Gefühl, als könnte der Plan, der soeben in seinem Kopf entstanden war tatsächlich funktionieren. Er drehte sich erneut auf die Seite um sich hochzustemmen. Auf wackeligen Beinen stand er inmitten des Raumes, Regentropfen trieften von seiner Jacke auf den Holzboden des Wohnbereichs und nur schwaches Licht fiel durch die hohen Fenster in das Innere der ehemaligen Kirche. Er stellte sich aufrechter hin, drückte die Schultern nach hinten, hob den Kopf und atmete tief und heftig zuerst mit geschlossenen Augen, dann öffnete er sie und sah in das Zwielicht, das ihn umgab.
Er hatte es geschafft sich zu beruhigen. Keine Tränen, kein Schütteln, keine Schuldgefühle mehr. Sein Kopf war bis auf einen Gedanken völlig klar und leer. Er verdrängte alle Emotionen, warf sie aus seinem Geist und schloss die Tür hinter ihnen ab. Der Schleier vor seinen Augen war endgültig zerrissen und lag in zwei Teilen vor ihm. Sein Blick war klar und bestimmt, während er unwillkürlich ein grimmiges Gesicht aufsetzte. Es begann.
Teil 3
Geständnisse
Die hellgrauen Wände des Großraumbüros fügten sich nahtlos in das farblose und triste Bild, das sich vor ihr erstreckte, als sie in der fünften Etage aus dem Aufzug stieg. Gerade war sie noch froh gewesen, der kitschigen Fahrstuhlmusik entkommen zu sein, da eröffnete sich ihr ein Blick auf die grauen Stützpfeiler, die in regelmäßigen Abständen zueinander standen und das Gewicht der Decke, die mit ebenfalls grauen ein Meter mal ein Meter großen Platten verkleidet war, auf sich verteilten. Es wäre ein einziger, das gesamte Stockwerk ausfüllender Raum gewesen, wäre er nicht durch Trennwände und Schubladenregale in einzelne Arbeitsflächen und Kabinen unterteilt worden, die jedem Einzelnen die Möglichkeit gaben, etwas abgeschirmt von den anderen zu arbeiten. Die hellen Deckenlampen, die ebenso quadratisch wie die übrigen Bauteile der Decke waren, warfen ein helles, kühles Licht auf die Arbeitsplätze. Auf den Aktenschiebern stapelten sich Papiere und reihten sich schwarze Ordner dicht an dicht aneinander, während die zweidutzend Computerbildschirme, die auf die einzelnen Schreibtische verteilt waren, den Raum ebenso sehr mit Abwärme erfüllten, wie die dazugehörigen Rechner ein unangenehmes Dauersummen ausströmten. Die Atmosphäre war ganz klar auf konzentrierte Arbeit ausgelegt, niemand war in der Stimmung für irgendeine andere Beschäftigung, die ihn von den täglichen Aufgaben hätte ablenken können. An der dem Fahrstuhl fernen Seite lagen einige einzelne Büros, die durch Glaswände vom Rest des Stockwerks getrennt waren und in denen die Abteilungsleiter und Teamleader aus dem aktiven Dienst auf privilegierte Weise ihre Arbeit verrichteten.
Selbstbewussten Schrittes ging sie durch die Reihen der Arbeitsplätze auf eine der Glastüren zu. Auf dem Weg dorthin nickten ihr einige ihrer Kollegen zu während andere auf sie den Eindruck machten, als wollten sie einfach nur beschäftigt wirken um sie nicht bemerken zu müssen. An einem langen Band zog sie eine Key Karte aus ihrer Hosentasche, hielt sie vor den Scanner und öffnete die Tür zu ihrem Büro, nachdem an der Konsole neben dem Türgriff ein grünes Licht aufleuchtete.
Sie warf ihre Tasche auf einen der Besucherstühle auf der türnahen Seite ihres Schreibtisches bevor sie um diesen herumging um sich zu setzen. Immer wieder wunderte sie sich darüber, warum zu jeder Einrichtung in den Einzelbüros Stühle für Gäste zu gehören schienen. Sie hatte noch nie einen Gast in ihrem Büro gehabt, der lange genug geblieben wäre, als dass sie ihm einen Stuhl hätte anbieten können. Meistens gingen nur ihre
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