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Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)

Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)

Titel: Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erasmus Herold
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über die Anwesenden und mittlerweile hatte sie auch Ina, Nali und Fahris in den hinteren Reihen entdeckt. Die Navigatorin spürte eine unerwartete Geborgenheit.
    Der Raum vermittelte durch die schwach schimmernde Deckenbeleuchtung und die einfühlsame Musik Wohlbehagen. An der Stirnseite befand sich eines der Außenschotts, für die Trauerfeier war es umhüllt mit einem Geflecht aus weißen Blumen. Davor entdeckte Marla die zwei aufgebahrten, dunklen Särge aus Metall. An den Seiten blinkten kleine Dioden und wiesen auf einen vorhandenen Sprengsatz hin.
    ,Wie sinnlos euer Tod doch ist‘, dachte Marla.
    Die Särge wurden in einem weiträumigen Halbkreis von einem Dutzend elektrischer Ständerleuchten abgegrenzt, die die Toten von der rechten und linken Trauergruppe trennten. Jeder dieser Kandelaber stand auf einem metallenen Dreifuß, an dessen Kopf längliche Röhren den abgedunkelten Raum in ein einfühlsames gelbes Licht hüllten. Nach unten strahlte es weiß zwischen dem Dreibein aus und bewirkte die zusätzliche Beleuchtung des Bodens.
    Das Zugangstor gegenüber fuhr auf, und der Captain und sein Vertreter traten ein. Sie stellten sich nach vorne vor die Särge.
    „Wir haben zwei Mannschaftsmitglieder verloren und dies erfüllt mich mit tiefer Trauer.“ Der Captain schaute in die Runde, es schien, als würden seine Blicke einen jeden der Anwesenden mustern. „Manatec wird eine große Lücke hinterlassen, in unseren Herzen wird er weiterleben, so wie er war: herzlich, hilfsbereit und hin und wieder sehr direkt. Waschquets Verlust ist nicht kleiner. Und trotzdem denke ich gerne daran, wie ich ihn seinerzeit auf Monarie kennenlernte. Er war damals schon, wie immer in seinem aktiven Leben, aufgeschlossen, hilfsbereit und sehr kollegial eingestellt. Ich weiß, all’ meine Worte können den Schmerz und den Verlust, den wir durch den Weggang aus dem aktiven Dasein unserer beiden Kameraden erfahren müssen, nur teilweise wiedergeben.“
    Anschießend verlas Vanti einige Fakten wie Eintrittsdatum, Alter, Interessen und besondere Verdienste. Beide Captains traten einige Schritte nach vorne. Entlang der Linie der Kandelaber wuchs ein blassrotes Glühen empor und erreichte die Decke. Der Blick auf die Särge verschwamm. Tom atmete tief durch, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Ihm und den anderen wurde nun endgültig bewusst: dies wird ein Abschied für immer. Dann erreichte das Energiefeld seine volle Ausdehnung. Nichts weiter passierte, nur die Musik spielte. Doch jeder wusste, dass hinter der Wand die Luft abgesaugt wurde. Das Außenschott klappte auf, und die zwei Särge wurden mit der letzten Kraft des Vakuumsogs nach draußen ins Weltall gesogen. Irgendwann zündeten die Sprengsätze, pulverisierten die Körper und vereinten auf diesem Weg die Toten mit den unendlichen Weiten des Weltalls.
     

56. Zweifel an Bord – 225 Tage bis zum Bogen
     
    Das Licht des Besprechungsraums verlor seine letzten Nuancen von Gelb, gleichzeitig verkündeten erste grüne Farbanteile den kommenden Morgen. Der Captain saß allein am ovalen Tisch und seine Hand streichelte die lackglatte Oberfläche aus poliertem Hartholz. Für einen Augenblick genoss er die Abgeschiedenheit und Ruhe. Vor ihm stand ein heißes Surrogat und wartete auf Abkühlung. Rati trank es gerne handwarm oder sogar kalt. Das angenehm milde Kaffeearoma erfüllte den gesamten Raum.
    Der Erste studierte den Bericht seines Freundes zum Vorfall im Maschinenraum. Vantis Aussagen lasen sich eindeutig und wirkten beängstigend. Hier hatte ein Crewmitglied gewaltsam versucht, Steuermodule des Antriebs zu entfernen und damit das gesamte System sabotiert.
    ‚Es war jemand, der sonst nicht am Antrieb arbeitet’, dachte Rati, nachdem er den Bericht gelesen hatte. ‚Jemand, der sich auf keinen Fall seines Handelns und der möglichen Konsequenzen bewusst war.’
    Hinzu kam der Vorfall mit den spensanischen Schiffen, die für kurze Zeit auf Abfangkurs zur „ Beautiful Decision “ gegangen waren, um dann ebenso schnell wieder zu verschwinden. Der Captain ließ sich am Großbildschirm die Zeitschienen der beiden Vorfälle nebeneinander anzeigen.
    ‚Das kann unmöglich ein Zufall sein’, grübelte er. ‚Ich werde auf Vanti warten.’
    Rati nippte an seinem Kaffee.
    Er hatte den Becher halb geleert, da ging die Tür auf und der Zweite trat ein.
    „Hallo, lieber Freund, wie geht es dir?“
    „Soweit gut. Doch der Vorfall im Maschinenraum macht mir große Sorgen. Wir haben

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