Krozair von Kregen
kamen näher.
Jeden Moment mußte es zum Kontakt kommen.
»Rammen! Rammen! Rammen!«
Die Männer machten sich auf den Aufprall gefaßt.
Wir stießen an.
Die Bronzeramme bohrte sich in die Perle . Beide Schiffe erbebten und schwankten von dem Zusammenstoß. Männer brüllten. Ich rief Rukker etwas zu; doch das war überflüssig. Umgeben von den Katakis, die eine kompakte Teufelsstreitmacht bildeten, sprang er auf das Deck des Ruderers hinüber. Sofort wurde erbittert gekämpft. Unser Heck glitt weiter herum – und traf.
Irgendwie schaffte ich es, als erster über das Schnitzwerk und die vergoldete Reling zu klettern und als erster über das Deck der Mortils Rache zu stürmen. Wie eine Horde kreischender Werstings folgten meine Männer. Die Klingen funkelten und zuckten im Licht der Zwillingssonne, dann taten wir unser Teufelswerk und hämmerten und stachen und hackten um uns.
Vax folgte mir, und Duhrra erschien an meiner Seite. Wir schufen uns Bewegungsraum und stürmten weiter, denn reglos stehenzubleiben hieß, die Pfeile auf sich zu lenken.
»Nach unten!« brüllte ich, und Männer huschten davon, um sich in die stinkende Dämmerung der Ruderbänke hinabfallen zu lassen und mit der Befreiung der Sklaven zu beginnen.
Ein riesiger Mann in grüner und goldener Kleidung verbaute mir den Weg. Obwohl er ein Langschwert besaß, erledigte ich ihn in kürzester Zeit mit dem Genodder und wandte mich sofort dem nächsten zu.
»Grodno! Grodno!« ertönte es überall.
»Zair! Zair!« wurde lautstark geantwortet.
Männer in Rüstungen stürmten über das Achterdeck. Ich fluchte, weil ich nur ein Kurzschwert hatte, das gegen die Kettenhemden wenig ausrichtete. Dennoch schwang ich den Genodder in kurzen, schnellen Bögen und schlug einem Mann die Schulter durch. Ein Langschwert zischte an meinem Ohr vorbei. Ich mußte mich ducken und herumwerfen und konnte nur noch wenig auf die sogenannte Würde und Kunst des Schwertkämpfens achten. Ich hieb einen Fristle nieder und wehrte einen Rapa ab, der kreischend zur Seite wirbelte. Die Heftigkeit des Kampfes führte uns hin und her über das Deck. Doch wir hatten Männer, viele Männer, und nach kurzer Zeit schwärmten weitere, von ihren Ketten befreit, aus den Unterdecks herauf, um das blutige Werk zu vollenden.
5
Der Druck von hinten trieb uns weiter. Die scheußlichen Laute eines Kampfes auf Leben und Tod hallten zum Himmel empor. Das Deck war glitschig von Blut, und Männer starben hustend oder kreischend oder stumm. Im Gedränge war das Kurzschwert nun wieder von Vorteil, doch zugleich bemerkte ich aus den Augenwinkeln Duhrra, der sein Langschwert herumwirbeln ließ und die Gegner aus dem Weg fegte wie ein Gärtner, der Unkraut mäht. Vax unterstützte seinen Angriff. Fluchend schlug ich eine Speerspitze zur Seite, hob meine Klinge, um ein Langschwert abzuwehren, das sich meinen Kopf zum Ziel genommen hatte, und spürte den harten Aufprall, der mir die Muskeln durchschüttelte.
Mit der linken Hand griff ich nach dem Langschwert und begann mit meinem Gegner zu ringen. Im Verlauf des Kampfes erhielt er einen Tritt in den Unterleib – und schon gehörte das Langschwert mir. Es war eine ganz gewöhnliche Waffe, mit kleinem Griff, doch sie würde ihren Zweck erfüllen. Erleichtert tauschte ich die Waffen.
In der nächsten Mur war ich hinter Duhrra und Vax hergestürmt. Gemeinsam bahnten wir uns eine dreifache Gasse durch die Reihen der Grünen. Duhrra kämpfte wie immer – er schwang das Schwert kraftvoll herum und hieb seine Gegner mit schierer Kraft nieder. Ich war erleichtert, daß er ein Kettenhemd trug, denn die mächtigen Hiebe verringerten natürlich seine Deckung. Vax kämpfte mit der Sparsamkeit des geübten Schwertkämpfers.
Ich bemerkte, wie er mit der Klinge umging und fragte mich, ob er womöglich trotz seines Alters ein Krozair war.
Wir erreichten die Doppeltür, die vom Achterdeck in den Gang unter der Poop führte. Die Mortils Rache war länger als die Grüner Magodont – während wir nur zweiundzwanzig Ruderbänke besaßen, gab es hier dreißig. Auf dem Poopdeck über uns wurde bereits gekämpft. Wir hörten Geschrei und das Dröhnen von Schritten. Die meisten Kabinen waren leer, und wir eilten direkt zur Kapitänskajüte.
Doch er war nicht da, und ich erinnerte mich an den großen Mann, den ich beim Anbordgehen niedergestreckt hatte. Wenn er der Kapitän gewesen war, dann kämpfte seine Mannschaft ohne ihn sehr gut. Als wir uns überzeugt
Weitere Kostenlose Bücher