Krozair von Kregen
hören – Bronze bohrte sich durch Holz. Was an Bord des Argenters geschah, den die Perle im Schlepptau hatte, konnte ich nur ahnen; aber es lief alles glatt. Die Neemu hatte die Leine des ersten Argenters aufgenommen und fuhr bereits weiter. Ich blickte mich in der mondhellen Nacht um.
Andere magdagsche Ruderer waren nicht in Sicht.
»Sie geht unter«, sagte Vax. Er hatte die Hand um den Griff des Krozair-Langschwerts gelegt, und ich wußte, der junge Teufel sehnte sich danach, die schreckliche Waffe im Kampf einzusetzen.
Der Magdager lag sichtlich tiefer im Wasser.
»Wir können die Zairer an Bord nicht im Stich lassen«, sagte ich. »Bring uns längsseits.«
Das war natürlich Wahnsinn. Wir hatten vorgesehen, daß die Neemu unsere Schlepplast übernahm, wenn es zu einem Angriff kam, und daß die Perle ebenfalls weiterfuhr. Über die Opfer eines möglichen Rammstoßes hatten wir nicht gesprochen.
Fazhan sagte: »Wenn in der Nähe andere Grodnim-Rasts unterwegs sind, könnte der Lärm ...«
»Aye, Fazhan. Wir müssen uns eben beeilen!«
Und das taten wir. Ich führte eine Gruppe von Männern, die früher als Piraten gefahren waren und genau wußten, wie man die Sklaven an Bord eines Ruderers gegen ihre Herren aufstachelt. Wir stürmten über das Deck des Magdagers. Pfeile schwirrten. Ich sah Dolan den Bogenschützen gelassen auf unserem Vorschiff stehen. In aller Seelenruhe jagte er Pfeil auf Pfeil in die Reihen der Grünen, die uns empfangen wollten. Und vom Achterdeck schickte Nath der Werfer seine Kieselgeschosse mit tödlicher Präzision auf den Weg; er versuchte mit Dolan Schritt zu halten. Ich zog die Ghittawrerklinge und führte den Angriff, der das Achterdeck des Gegners räumte. Die Perle hatte ein schreckliches Loch in die Flanke gerissen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Ruderer unterging.
Sklaven strömten von unten herauf, wütend schwenkten sie ihre Ketten. So mancher arme Kerl war von seinem Ruder zermalmt worden, wenn er nicht geistesgegenwärtig oder ahnungsvoll genug gewesen war, im rechten Augenblick darunter hindurchzutauchen. Unser erfolgreiches Manöver hatte das erste Drittel der Backbordbänke zerstört; von diesen Positionen kletterten nur sehr wenige Sklaven herauf.
Es gab aber genug andere, die uns halfen, die Grodnims auszuschalten. Freudig sprangen die befreiten Sklaven an Deck der Roter Magodont , während der magdagsche Ruderer gurgelnd unterging.
Die Neemu und die Perle waren mit ihren Schlepplasten vorausgefahren. Wir folgten nach. Ich ließ die Freudenszenen im Mittelschiff und am Bug weitergehen, während wir uns dem Leuchtturm von Zandikar näherten. Wer aus den Sklavendiensten der Magdager befreit ist, hat sich einen Freudensprung verdient; er darf getrost jubeln und Zair seinen Dank hinaufbrüllen. Viele sanken sogar auf die Knie und legten dankbar den Kopf auf die Decksplanken. Ich verriet ihnen noch nicht, daß sie sich einer belagerten Stadt näherten, daß sie vielleicht hungern würden, daß sie sich vielleicht noch nach dem Fraß und den Zwiebeln an Bord des Ruderers zurücksehnen mochten.
Das Gewirr der Kanäle, das zwischen Inseln und Landzungen nach Zandikar führt, ist kompliziert und täuschend. Mit Dolans Hilfe schafften wir die Durchfahrt und erreichten bald breiteres Wasser, hinter dem sich die Stadt erhob. Patrouillierende zandikarische Ruderer näherten sich uns, um anzugreifen. Jetzt hatten wir nichts gegen das Beidrehen. Die Ruderer vergewisserten sich, daß wir waren, was wir zu sein vorgaben – na, jedenfalls die meisten von uns –, und Freude sprang von unseren Decks auf die Befestigungsanlagen und Kais und Straßen der Stadt über. Fackeln erschienen, getragen von vielen hundert ausgemergelten Menschen, die zum Hafen herabströmten. Ich runzelte die Stirn.
»Fazhan – wir ankern in der Mitte des Hafens.«
Er nickte. Wenn der Haufen Hungriger uns zu stürmen versuchte, war es um uns geschehen. In dieser Situation erwies sich der Mergem in den Frachträumen des Argenters als ein unvorstellbarer Schatz. Das Schiff hatte genug Vorräte an Bord, um Zandikars normale Bevölkerung ein Jahr lang zu ernähren; der Krieg und die Belagerung hatten die Leute dezimiert; jetzt war die Hungersnot für eine Weile gebannt. Die Chipalines würden ebenfalls sehr wertvoll sein, und die Einheiten der Armbrustschützen würden sich über die Pfeile freuen. Ich befahl meinen Männern, die Vorräte in der Stadt zu verteilen. Niemand konnte etwas dagegen
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