Krozair von Kregen
zerschmetterte den Boden des Boots.
Im nächsten Augenblick hampelten alle brüllend im Wasser herum. Wir warfen Seile hinab und zogen sie an Bord, fesselten sie, naß wie sie waren, und brachten sie in die Arrestzelle, einen winzigen Raum, der sich bald füllte, so daß wir die übrigen auf dem Gang des Thalamitendecks anketten mußten. Einige Rudersklaven schwammen zum Kai, und ich brüllte hinter ihnen her. Aber diese Maßnahme genügte noch nicht.
»Keine weiteren Säcke gehen an Land, Fazhan – gib dem Argenter Bescheid!«
Kurz darauf verlief sich die Menge. Die Reiter in Rüstung stiegen ab und beobachteten uns. Es handelte sich vordringlich um Apims, aber auch Rapas und Fristles waren auszumachen.
Die Stadtmauern hier an der Küste hatten noch keinen Schaden erlitten. Das graue Gestein schimmerte im Licht der Sonnen. Die zahllosen roten Dächer der Stadt, die Spitzen und Türme, drängten sich im Schutze dieser Mauern zusammen. Die landeinwärts gerichteten Mauern waren nicht zu sehen; sie mußten den Druck der Belagerung ertragen. Wenn der neuernannte König sich nicht beeilte, würde ich die Geduld verlieren. Ich war nicht gekommen, um als Bittsteller aufzutreten.
Pur Naghan ließ sich herüberrudern und kam zu mir auf das Achterdeck. Er wirkte beunruhigt.
»Normalerweise ist eine zentrale Ausgabestelle für die Rationierung wichtig«, entgegnete ich auf seinen Einwand. »Aber wir haben so viel Mergem, daß das nicht nötig ist. Wir müssen dafür sorgen, daß die Bevölkerung und die Soldaten zu essen erhalten, damit sie wieder zu Kräften kommen und neuen Mut fassen. Ich muß auf die Mauern hinaus.«
»Dem König wird das nicht gefallen.«
»Wir sind bereits aneinandergeraten.«
»Aye«, sagte Pur Naghan, der Ironie zu schätzen wußte. »Das war mir schon aufgefallen.«
Nach einiger Zeit ritt eine Gruppe Sectrixreiter zum Kai herab, Flaggen wurden geschwenkt, und kurz darauf wurde ein dicker, schwitzender Pallan zu uns herausgerudert. Keuchend stand er auf dem Achterdeck und wischte sich das Gesicht mit einem Spitzentaschentuch – ich hoffte, daß er mir vernünftige Vorschläge brachte, auch wenn es nicht so aussah.
»Der König fordert dich auf, ihn sofort in seinem Palast aufzusuchen.«
»Will er nicht wissen, ob Ztrom Nalgre tot ist oder noch lebt?«
»Seien wir nicht voreilig – nenn mir deinen Namen und Titel, dann können wir reden.«
Die Roben des Mannes waren zwar im Grunde rot, doch dermaßen mit Gold und Silber und Ketten und Quasten behangen, daß er wie ein lächerlicher Hanswurst aussah. Auf dem Kopf trug er eine breite, flache rote Kappe, die mehrfach gefaltet war, darauf ein Federbüschel, das von einer Goldschnalle festgehalten wurde. Er stand, und ich ließ ihn stehen. Seine Schweinsaugen rollten auf der Suche nach einem Stuhl herum.
»Du bist der Besucher an Bord. Es liegt an dir, das Pappattu zu eröffnen.«
Sein dickes Gesicht sah mich an, und ich bemerkte darin etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Er machte eine kleine Verbeugung.
»Ich bin Nath Zavarin, Kampf-Pallan Seiner höchsten und mächtigsten Majestät, König Zenno, von dem ...«
»Ja«, unterbrach ich ihn barsch. »Ich hatte mir schon gedacht, daß er sich wie jeder Emporkömmling über und über mit Titeln behängt.« Ich gebe zu, daß ich bei diesen Worten innerlich lächelte – gerade ich, Dray Prescot, mußte mich so über Titelfülle äußern! Aber da gibt es natürlich Unterschiede. »Ich bin Dak von Zairia«, fuhr ich fort.
Das sagte alles und nichts, was Zavarin auch wußte.
»Ob ich mich wohl setzen dürfte, Kapitän Dak? Ich bin nicht mehr so agil wie früher, und mein Magen stellt außerordentliche Anforderungen, denen ich immer öfter nicht nachkommen kann.«
»Es wäre mir eine Ehre, dich in meine Kabine zu führen. Ich habe dort einen Wein, über den ich gern deine Meinung gehört hätte, Pallan Zavarin.«
Wieder richtete er die runden Augen auf mich und nickte. So gingen wir in meine Kabine, und er kostete den Wein und erklärte ihn für besser als das Zeug, das man in der Stadt dank Glycas neuerdings trinken müsse. Zavarin erkannte, daß der Augenblick des Verhandelns gekommen war. Was Ztrom Nalgre ti Zharan anging, nun, so sagte Zavarin, daß der König ihn als Kämpfer schätze. Das sei alles.
»Und du?«
Er lächelte und trank und wischte sich höchst anmutig den runden, feuchten Mund. Ich hatte damit gerechnet, gegenüber dem Boten des Königs rauhe Seiten aufziehen zu
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