Krozair von Kregen
verhandeln und die Tore öffnen. Ja, es paßt alles zusammen.« Jeder Mann in der Stadt, der Zenno widersprach, wurde von den gepanzerten Reitern gnadenlos niedergeritten. Außerhalb der Mauern lauerte der Feind, in der Stadt regierte Schreckensherrschaft.
Ich fand, unser Gespräch hatte noch nicht weit genug geführt. Meine ersten vagen Vorstellungen ließen sich nun etwas konkretisieren. Unser weiterer Weg schien klar vorgezeichnet zu sein. Nath Zavarin begriff sofort, was ich wollte, als ich fragte: »Wie viele Männer hat Zenno in der Tasche? Seine Paktuns?«
»Du mußt verstehen, daß ich mit nichts etwas zu tun habe! Meine Sorge gilt Zandikar.«
»Ich werfe dir nicht vor, daß du mir nicht vertraust.«
»Du bist unbekannt. Du kommst mit fünf Schiffen und Proviant. Du ohrfeigst und fesselst den Berater des Königs, du äußerst Drohungen, du behandelst den Pallan des Königs nicht ehrerbietig – nicht, daß mir das etwas ausmacht. Du benimmst dich, als wärst du selbst ein König – oder ein Krozair.«
»Ein Krozair von Zamu befehligt eines meiner Schiffe.«
Über seine dicken Lippen kam ein keuchender Laut.
Er nahm sich zusammen. »Wir Zandikarer sind für unsere Bogenschützen, unsere Gregarians, für unser Kanallabyrinth und für die Lieder bekannt, die König Zonar vor fünfhundert Jahren dichtete. Aber wir haben keine Rote Brüderschaft. Ich habe mir immer einen Orden der Roten bei uns gewünscht. Ich liebe Zandikar.«
Ich muß zugeben, daß mir die Worte dieses dicken und nicht mehr lächerlichen Mannes ans Herz gingen, doch ehe ich etwas sagen konnte, platzte Duhrra in die Kabine. Ich fuhr herum. Duhrra war aufgeregt und ließ seine Stahlhand zucken.
Ich sprang auf und ging mit ihm hastig in die Nebenkabine.
»Herr! Äh – ich weiß nicht ...«
»Heraus damit!«
»Es geht um Vax! Der junge Onker! Er ist über Bord gesprungen und zur Stadt geschwommen. Wir haben gesehen, wie er an den Schiffsschuppen vorbei in die Stadt lief!«
14
Die Meldung entsetzte mich.
»Der junge Bursche sagte, er müsse wegen eines Mädchens nach Zandikar, Herr. Ich hatte nicht angenommen ... Aber wir liegen hier vor Anker und tun gar nichts.«
»Wir tun sogar sehr viel, Duhrra. Aber dabei geht mir auf, daß ich wohl noch sehr viel mehr unternehmen muß.«
»Aye, Herr.« Er wußte nicht, daß Vax mein Sohn war, Jaidur von Valka, Prinz von Vallia. Aber sicher ahnte er, daß in meinen Gefühlen für den unbändigen Vax mehr mitschwang, als er zu ergründen vermochte.
Wir kehrten zu Zavarin zurück, der die Veränderung in meinem Verhalten sofort bemerkte. Ich redete nicht um den heißen Brei herum.
»Ich nehme nicht an, daß ich dich bestechen könnte, Zavarin. Wenn ich der Ansicht wäre, würde ich es versuchen. Aber ich verzichte darauf. Weil ich dich nicht beleidigen möchte und weil ich deine Integrität spüre. Ich sage dir nur eins, Kampf-Pallan, es soll den Grodnims nicht so einfach gestattet sein, nach Zandikar hineinzureiten. Hier geht es um mehr als um das Leben einiger nichtsnutziger, elender Paktuns. Wenn dieser Zenno sterben muß, dann wird das geschehen, und niemand wird ihn betrauern. Erzähl ihm, was du willst, aber sag ihm auch, daß er von mir persönlich aufs Rad geflochten und gevierteilt wird, wenn er sich mit Glycas auf einen Handel einläßt. Das ist keine Drohung, sondern eine Tatsache.«
Unsicher erhob sich der Pallan und griff nach seinem Hut.
»Ich werde ihm berichten, was ich für richtig halte, Dak – vermutlich werde ich die Dinge ein wenig ausschmücken. Bei Zair! Zum erstenmal seit langer Zeit freue ich mich auf eine Mission ... Nun, er wird sich aufregen. Ich muß gehen. Vielen Dank für den Wein.«
»Wenn ich mich an dich wende, Nath Zavarin«, rief ich hinter ihm her, »erwarte ich eine prompte und klare Antwort.«
»Aye, Dak aus dem Nirgendwo, das wirst du sicher.«
Der schlaue Bursche verließ die Kabine. Er legte sich nicht fest; in seiner Position hätte das niemand getan.
»Ach!« sagte er im Freien und wandte sich zu mir um. »Wir haben aus verläßlichen geheimen Quellen gehört, daß Prinz Glycas übermorgen einen neuen Angriff vortragen will. Auch wir haben unsere Spione. Es wird ein anstrengender Tag für die Soldaten.«
»Solange kann ich nicht warten«, sagte ich.
Er sah mich verwundert an und meinte: »Die Zandikarer glauben an Zenno, denn ich habe ihnen verkündet, daß Zenno der rechtmäßige König nach Zinna ist. Dazu wurde ich gezwungen. Sie
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