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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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Namen! Vielleicht fällt mir noch jeder zehnte ein. Natürlich waren das nur lauter schlampige Geschichten und keinesfalls mit den Affären in Herrschaftskreisen zu vergleichen. Wenn ein Herr seine Liebschaft satt oder das Liebchen ihn betrogen hatte, wickelte er die Trennung schön ordentlich, in aller Korrektheit ab, handelte die Abfindungssumme aus, oft blieben die beiden auch danach noch gute Freunde, wie man das zu nennen pflegte. Er telefonierte mit der Verflossenen und sie mit ihm, man flanierte gelegentlich zusammen über die noble Váci-Straße oder führte die Einstige gar zum Abendessen aus. Ich für meine Person habe die Beziehung immer einfach eingestellt, also auf die denkbar ungezogenste Art beendet. Nach zwei Monaten, zwei Wochen oder zwei Tagen. Wie bitte? Auf welche Weise ich sie beendet habe? Nun, einfach, indem ich nicht mehr ans Telefon ging, wenn mich die Betreffende in der Redaktion oder im Kaffeehaus anrief. Und auch so, dass ich nicht mehr zu ihr hinaufging, wenn sie mich erwartete. Es gab zum Beispiel auch Fälle, etwa wenn ich mit so einer kleinen Selbstlosen beisammen war, dass ich sie beim Abschied gar nicht gefragt habe: Wann sehen wir uns wieder? Und auch sie fragte nicht und vergaß mich für immer. Ich war Neurastheniker. Wartete auf das Wunder einer mörderisch großen Liebe. Aber warum hätte ich derweil das Amüsement aufgeben sollen, nicht wahr? Was weiß ich, ich war nun mal ein Nomade, oder sagen wir Asien-Reisender, der im Zelt schläft und sich nirgends dauerhaft niederlässt. Was das auch immer für oberflächliche, leichtsinnige Bekanntschaften waren, so handelte es sich doch bei allen um liebe, süße Geschöpfe. Warum, welche Gründe es waren? Streit, Eifersucht, sonstige Torheiten? Bei Gott, ich weiß es nicht mehr.
    In jener Nacht, als ich im Bett las und mir das Buch vor Müdigkeit auf die Brust plumpste, fiel mir, nachdem ich das Licht ausgeknipst hatte, plötzlich dieses Mädchen ein. Es war so, wie wenn jemand am Fenster vorübergeht, gerade in der Sekunde, da man hinausblickt. Im Wegdämmern fragte ich mich noch, was will ich denn eigentlich von diesem Mädchen? Doch, ja, nun weiß ich es. Ich seufzte, tief und lange, seufzte über meine ganze Jugend und schlief ein.
    Jetzt und hier am Schreibtisch grüble ich darüber nach, wie ich eigentlich mit ihr Schluss gemacht habe. Wie schon in der Nacht beim Einschlafen, als mir das Buch auf die Brust gefallen war. Gott, dass ich auch dieses Mädchen bereits vergessen hatte. Wo sie wohl geblieben ist, ob sie überhaupt noch lebt? Von ihr weiß ich auch den Namen noch, natürlich, das mit dem Mädchen dauerte ungefähr ein halbes Jahr. Ihnen kann es ja gleichgültig sein, wie sie hieß, lassen Sie sie mich einfach Summ-Summ nennen. Denn sie summte ständig vor sich hin, sang mehr als eine liebestolle Singdrossel. In einem fort trällerte sie, wenn sie sich kämmte, sich auszog oder anzog, sie sang auch in der Badewanne und auf der Straße; wenn ich geruhte, sie abends zu ihrem Arbeitsplatz zu begleiten, lehnte sie sich an meine Schulter und summte leise vor sich hin, sie hatte eine so schläfrige Stimme; wenn sie blinzelnd die Lider langsam sinken ließ, dachte ich manchmal, jetzt schläft sie gleich ein. Ebenso ließ sie sich beim Walzer übers Parkett tragen, als wäre sie nicht ganz wach, als bewegte sie sich gar nicht. Ihre Beine konnte man natürlich nicht sehen, Tänzerinnen trugen damals stets Schleppenkleider, wie Gräfinnen. Ja. Beim Tanz habe ich Fräulein Summ-Summ kennengelernt.
    Wie es kam, dass ich mit ihr so lange beisammen war? Ich glaube, weil wir so wenig miteinander redeten. So bin ich ihrer nicht überdrüssig geworden. Sie kam, sobald sie früh um fünf den Dienst hinter sich hatte, zu mir und blieb bis nachmittags um vier oder fünf. Wenn sie wach war, sang sie, trällerte vor sich hin. Dieses Mädchen hat mich nie gefragt, was ich arbeite, sie ahnte wohl, dass ich für irgendein Blatt schrieb. Romane las Summ-Summ nicht, auch ins Theater ging sie niemals, aufs Kino legte sie keinen Wert; sie hätte dafür auch gar keine Zeit gehabt; entweder musste sie zur Probe oder man brachte ihr das Kostüm, die Schuhe, den Hut und die passenden Strümpfe zur Anprobe. Ihr ganzes Leben opferte dieses Mädchen dem Tanz und gab sich ansonsten dem schläfrig sanften Trällern und dem Küssen hin. Sie legte mir ihren Kopf ans Herz und schlief so jeden Morgen ein.
    Einmal, als wir uns schon mehrere Wochen kannten, fragte

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