Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
überall gegen Morgen die Reste vom Büfett abgrast und oft dabei erwischt wird, dass sie beim Bridge falsch aufschreibt (ganz so vertrottelt ist sie also doch nicht).
Ja, ich kann sagen, dass ich glücklich war, als Frau Valutay die Tafel aufhob und ich mich in den Salon verfügen konnte, wo ich mich einer weniger komplizierten Gesprächspartnerin zugesellte.
Bitte sehr, nach einer halben Stunde kommt die wohlgeborene Frau Valutay zu unserem Kanapee, sehr aufgeräumt, den Seneca auf dem Handteller.
O Gott!
Sie schlägt den Klassiker auf, das heißt, sie hebt den Buchdeckel an:
»Bedient euch bitte.«
Und sie bietet aus Senecas Trostschrift – feines Konfekt an.
Ach, du Esel!
Hol doch der Teufel diese Baronne de Staff!
(1938)
Ich gebe nichts
Servus, mein Lieber, was gibt’s, wie geht’s, hab dich seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen. Du verzeihst, dass ich mich ein wenig verspäte. Hatte heute einen ziemlich harten Tag, du verstehst? Auch jetzt konnte ich nur wegkommen, weil mich die Sekretärin bei den letzten beiden Besuchern verleugnet hat. Viertel acht. Da ist es an der Zeit, nicht wahr, dass ich endlich einmal zum Durchschnaufen komme. Ach, lass nur, nein, mein Bester, du belastest mich nicht. Wo bleibt denn dieser Kellner? Ich bat dich auch deshalb hierher ins Café, weil du oben sicher noch eine Stunde hättest warten müssen, und das wäre mir bei einem guten alten Kameraden doch peinlich gewesen. Es war vernünftig, dass du angerufen hast, denn ich mag es nicht, wenn mich Leute ohne Anmeldung einfach überfallen, auch seriöse Herrschaften wundern sich dann, wenn sie nicht vorgelassen werden. Was ist, sind denn die Kellner hier ausgestorben? Lass nur, er kommt ja schon. Endlich. Bringen Sie mir, mein Freund, einen Cognac und ein Glas Mineralwasser. Also, mein Guter, jetzt rede, wie geht’s? Was treibst du so? Was kann ich für dich tun? Bitte, bitte, du musst gar nichts erklären. Ist ja schrecklich, mein Lieber, aber verglichen mit dem, was da noch alles folgen könnte! Du hast Schwierigkeiten, natürlich, aber wer hat die heute nicht. Ich versteh dich ja, verstehe alles. Warte, mein Bester, muss nur kurz ins Abendblatt hineinschauen. Sprich doch, ich höre alles. Na ja, mein Lieber. Habe jedes Wort mitbekommen. Sag, um welchen Betrag würde es sich handeln? Um wie viel? Ha, ha. Pardon, lieber Freund, ich frage ja nur, weil – kennst du den alten Witz? Der alte Jude hält einen Fiaker an: Um wie viel können Sie mich zum Ostbahnhof hinausbringen? Und als ihm der Kutscher die Tax nennt, gibt er ihm das Zeichen zum Weiterfahren: Ich wollte nur wissen, wie viel ich mir erspare, wenn ich zu Fuß laufe. Also, lieber Freund, um dir gleich einmal reinen Wein einzuschenken, ich werde dir kein Geld geben, so wie ich auch sonst niemandem auf der Welt einen lumpigen Heller gebe. Ich gebe nichts, auch wenn du mir ein noch tausend Mal teurerer Freund wärst, nein, auch dann nicht. Du magst dazu so große Augen machen, wie du willst. Ich erkläre dir, mein Lieber, was du mir auch immer erzählen wirst und wie groß und schwer auch die Tränen sind, die dir jetzt über die Wangen kullern, ich gebe nichts. Alles vergebliche Liebesmüh, wie man so sagt. Und drohe mir ja nicht mit Selbstmord, es funktioniert nicht, ich bin nicht sentimental. Ein grausamer harter Hund bin ich, wie du siehst, mein Bester. So, und nun gestatte mir bitte, dass ich dir meine diesbezügliche Hartherzigkeit erkläre. Das bin ich einem so guten alten Freund wie dir einfach schuldig, und mir selbst auch. Bitte hör mir gut zu, wie auch ich dir zugehört habe, und du wirst mich verstehen, wie auch ich dich ja verstanden habe. Also, mein Guter, fangen wir ganz von vorn an: Als Erstes bitte ich dich um Antwort auf meine Frage, wer dir das Recht gibt, mich um Geld zu bitten. Ja, sicher, du warst mein Schulkamerad, acht Jahre lang gingen wir in dieselbe Klasse. Aber wenn das schon ein Rechtstitel wäre, so könnten alle meine Regimentskameraden, denen es gerade an Geld fehlt, mit demselben Recht zu mir kommen, und auch die, mit denen ich zusammen studiert habe. Und warum sollten nicht auch alle meine Namensvettern oder diejenigen, die wie ich einen Kreuzschnitt im Nacken haben, bei mir anklopfen? Und wenn ich all denen etwas gäbe, sag doch, mein Freund, wie würde ich dann dastehen? Da fällt mir ein, was mir vor ein paar Wochen einer unserer Kollegen im Club erzählt hat, ein angesehener Weingutsbesitzer, der auch in Pest mehrere
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