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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ihn in die Umkleidekabinen. Den Rest des Nachmittags zockten wir dort an unseren DS. Bis uns Rowdys Mutter entdeckte. Sie seufzte und wir fuhren nach Hause. Für dieses Jahr bin ich genug geschwommen. Dachte ich mir.

Ossis on the road
    »Gehst du nicht mehr auf die Arbeit?«, fragte ich meinen Vater eines Vormittags. Rowdy und mir ging’s in den Ferien übelst fett, aber die Erwachsenen schienen sich arbeitslos unwohl zu fühlen. Hoffte, dass mir das nie passierte. Dass ich mich ohne Arbeit schlecht fühlen würde, meine ich. Ohne Arbeit müsste man sich eigentlich super fühlen!
    »Nimehr!«, sagte er und schaute von seiner Zeitung auf. »Muss mor was Neues suchn.« Aber statt nach was Neuem, suchte Vati in der Zeitung nach blöden Ideen. Er las mir einen Artikel vor über einen Pfarrer, der zwanzig Jahre lang Jugendliche sexuell missbraucht hatte. In Bayern.
    »Krass!«, sagte ich.
    Aber Vati ließ das Thema keine Ruhe. Er konnte nicht glauben, dass keiner der Jugendlichen in den zwanzig Jahren sich getraut hatte, seinen Eltern davon etwas zu erzählen. »Da müssde doch ma eenor von dä’n nach Heeme kommn und sachn: Heute hat mor unsor Pfarror hindor dor Saggrisdei in de Hose gegriffn, odor?«
    »Das würde keiner sagen, dass ihm der Pfarrer in die Hose gegrabscht hat.« Ich schüttelte den Kopf. »Darüber redet man nicht!«
    »Ähbn!«, sagte mein Vater. »Zum Glügg hab’sch mid euch immor übor alles gereded.«

    »Schon!«, sagte ich.
    »Biss de nu genuch säggsuell offgeglärd?«
    »Ob ich sexuell aufgeklärt bin? Ich bin sechzehn, Vati!«
    »’sch kann dor alles erglärn«, sagte mein Vater. »’sch habb ne Menge Erfahrung. Gugge ma, wennde so zehne … zwölwe bisd, grischs’de manschma n Schdeifn. Das is …«
    Doch bevor mir mein Vater den Steifen ganz erklären konnte, rief ich »ist schon gut, Vati!«, und flüchtete in mein Zimmer. Obwohl sexuelle Aufklärung auf Sächsisch sicher ihren Reiz hatte. Dank meiner Gurkenjagd im Netz war ich aber besser aufgeklärt als unsere ganze Familie zusammen.
     

     
    »Abendessen!«, rief Mama aus der Küche. Ich ließ das Notebook eingeschaltet und lief wieder nach unten. Mein Rechner pennt sowieso nach einer Viertelstunde von allein ein.
    Linseneintopf!
    »Ärbsn, Bohn, Linsn…«, sagte Vati und ließ prophylaktisch einen fahren. »Was hassde gesachd Ellge?« Er kicherte vor sich hin. Mama seufzte nur und pappte ihm den Teller voll.
    »Bänn!« Mein Vater wandte sich an mich. »Nu könnmar vormittachs wiedor Düschdennis spieln. Bis isch ne Arbeid finde.«
    »Ich spiele kein Tischtennis mehr«, sagte ich.
    »Warumdn ni?«, fragte Vater. »Früor hadds dor doch o Schbas gemachd!«
    »Nee!« Mama seufzte wieder. Auch mir schaufelte sie den Brei auf den Teller, als ob Hungersnot ausbrechen sollte.
    »Genug!«, schrie ich.
    »Genug?«, fragte sie.

    »Ja!« Ich greife schon nach dem Teller, da holt sie noch einen vollen Schöpflöffel aus dem Topf und haut ihn obendrauf. Das macht sie immer so.
    Nach dem Abendessen ging ich nach oben in mein Zimmer und ließ das Notebook aus seinem Schlummer aufwachen. Das Ding brummte unwillig. Beim Hochfahren kriege ich immer Angst, dass meine Festplatte abkackt. Sollte das Ding seinen Geist aufgeben, müsste ich mir von Rowdy Geld für ein neues leihen. Diesen Rechner habe ich vor drei Jahren zu Weihnachten gekriegt, aber bis mein Vater eine neue Arbeit gefunden hatte, würde es eine solche Bescherung wohl nicht geben.
    An der Haustür läutete es. 22 Uhr 30. Clara hatte wohl wieder mal ihren Schlüssel vergessen. Ich lief die Treppe runter. Meine Eltern hockten im Wohnzimmer und glotzten. Ich bin hier der Türaufmacher. Boah! Schon im Flur spürte ich, wie die Linsen vom Abendessen meinen Darm zu einer Erdgaspipeline machten. Vielleicht könnte ich in Vatis Stapfen treten und meine Schwester Clara nach seiner Art begrüßen. Schlechtem Humor sollte man keine Grenzen setzen. Ich drehte mich mit meinem Rücken zur Haustür, streckte meinen Arsch heraus, packte hinter meinem Rücken die Türklinke, öffnete die Tür und ließ einen fahren, sodass der Türrahmen erzitterte: FFFFFFFT!
    »Rate, was es zum Abendessen gab?«, sagte ich und drehte mich zu Clara. Doch es guckte mich nicht Clara an, sondern… CARMELA! Wer sonst? Mann! Peinlich!!! Womit sich wieder mal Carmelas unheiliger Einfluss auf mich bestätigte. Ich hatte sie noch nie getroffen, ohne mich peinlich gefühlt zu haben. Aberglaube hin oder her. Die Statistik

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