Krumme Gurken
Zukunft mit ihrer bescheuerten Botschaft ab. Wir mussten nach Bayern. Und das gerade jetzt, wo wir unsere fette Band gegründet hatten. War das nicht zum Heulen?
Wieder am Notebook versuchte ich, nach meinem verloren gehenden Horizont zu suchen:
Und sieh da! Meine Herzen tragen doch Früchte: Mit meiner Hilfe findet Fenton Paddock noch vor dem Abflug Kim, die er bereits als ein kleines Mädchen kannte, krallt sich die Pläne ihres Onkels, und schon fliegen sie zusammen nach Tibet. Dort irgendwo im Himalaja wartet auf sie Fentons Freund Richard und ein uraltes Reich, geheimnisvoll wie Atlantis – Shambala, dessen Priester aufgrund ihres uralten Wissens über unvorstellbare Energiequellen wachen. Mit den Plänen von Kims Onkel würden sie den Weg zu Richard sicher finden. Klar gibt’s unterwegs ein paar Widrigkeiten. Die zwei Hübschen werden von einem Nazi-Jagdflieger beschossen, den die Gräfin Hanna von Hagenhild auf sie gehetzt hat. Die böse Gräfin will Shambalas Energien für die Nazis erschließen, damit sie die Welt beherrschen können. Aber ich helfe Kim und Fenton, so gut ich kann. Wenn nur der blöde Flugzeugflügel nicht angefangen hätte zu brennen. Notlandung! Jetzt stecken Fenton und Kim irgendwo im Himalaja. Kim noch dazu eingeklemmt und bewusstlos /ohnmächtig im Flugzeugwrack.
Erst in der Nacht im Bett hat’s mich richtig erreicht. Ich meine nicht das mit Bayern. Das andere! Mädcheninternat! Kurz bevor ich in die überfluteten Schluchten des Schlafs fiel, hielt ich mich an meiner Gurke fest wie an einem Rettungsstab. Wenn ich Angst habe, pack ich mein Ding in die Hand. Sicher ist das bei den anderen Jungs genauso wie bei mir. Wir Jungs sind halt gurkenfixiert. Mädcheninternat? Dort wird’s aber eine Menge Mädchen geben, oder? Mann! Alle sicher krass katholisch drauf! Ich sprang aus dem Bett, schmiss Püppi noch mal an und googelte nach »Mädcheninternat«. Gleich fand ich was, samt einigen Bildern, und es knotete meinen Dünndarm zusammen. Die Mädels in
diesem Mädcheninternat trugen Röcke wie im 19. Jahrhundert und durften nicht glotzen. Mussten halbstündlich beten und knöchellange Kleider tragen. Na, wenn wir in einem solchen Ajatollah-Mädcheninternat landen würden, wo man noch glauben musste, dass Gott sich drum schert, ob wir ihn anbeten oder nicht, dann Gott stehe uns bei! Gott ist doch kein Schulleiter, oder?
Ich nahm mir vor, Fenton und Kim bei der Suche nach dem verlorenen Horizont erst dann weiterzuhelfen, wenn auch ich etwas von meinem Horizont wiederfinde. Bis dahin wollte ich nur Düsteres zocken: Gothic und Ähnliches.
Wie du zum Spanner wirst
Boah! Mein Dachbodenzimmer wurde von Gott weiter geheizt. Seit heute fielen mir nur katholische Vergleiche ein. Musste mich halt den Landessitten anpassen. Heiß also wie in der Sauna. Obwohl draußen bereits das Dunkel herrschte. Die Sonnenstrahlen des Tages hatten sich aber in den Dachritzen über mir versteckt und wollten nicht abhauen.
Am Nachmittag waren wir hier, in den bayerischen Wäldern, angekommen. Das Ausladen des Lastwagens hat sich bis in die Nacht gezogen. Zuerst war ich echt glücklich über das Dachbodenzimmer. Meine Eltern schliefen einen Stock unter mir. Zwischen mir und ihnen der Eiserne Vorhang des Bodens. Und jetzt diese Hitze!
Ich riss das Fenster auf: Mnjam! Der Ast eines Apfelbaumes ein paar Meter unter mir zeigte mir ein paar reife Früchte. Das Wasser lief mir im Mund zusammen. O trete ein und schade nicht, du saftiger Apfel. Saftig und frisch! Leider hingen die Äpfel zu weit unten. Gott wünschte mir die schönen Früchte nicht. Unglaublich, oder?
Seit ich in Bayern war, dachte ich nicht mehr an Mädchen,
nicht mal an meine Facebookfreundinnen, sondern nur noch an Gott. Obwohl ich in einem Mädcheninternat hockte. Gott sei Dank glaube ich nicht an Gott. Ich bin ja ein Sachse. Aber wenn in bayerischen Mädcheninternaten strenge Sitten herrschten, musste ich mich wohl mit Gott auseinandersetzen. Ein Paradies mit Apfel gab es ja schon, auch wenn es kein echtes war – die nackte Eva fehlte dort draußen. Trotzdem – der Apfel machte mich an. Ich lief die Holztreppe runter, aus dem ehemaligen Kloster in seinen Garten. Wo waren jetzt die prächtigen Melonenäpfel? Der Baum musste gleich unter meinem Dachbodenfenster stehen … wo lag aber mein Zimmer, verdammt? Das Klostergebäude strotzte vor Dachbodenfenstern, der Garten voll mit schwangeren Apfelbäumen bewachsen. Ich
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