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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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lief unter die Bäume, guckte mich um und erstarrte: Hinter einem der beleuchteten Fenster im zweiten Stock, also in meinem, zog Eva sich gerade ihre Bluse aus, darunter trug sie keinen BH! Hatte sich der Klostergarten doch zum Garten Eden gewandelt? Boah! Peepshow im Paradies. Klar bekam ich einen anständigen Ständer – und das sofort!
    ›Hau hier ab!‹, sagte eine Stimme in meinem Hirn, ›lass dich nicht von deiner blöden Schlange verführen! Sicher ist da irgendwo der Alte versteckt und passt auf.‹ Doch ich starrte weiter. Ein Kerkermeister hatte meine Füße mit bleiernen Kugeln behängt, als wäre ich wieder mal der Graf von Monte Christo und mein Blick eine Gefängnisinsel – mein eigenes Château d’If – ich wollte weg, verdammt, doch mein Blick ließ mich nicht los. Weggucken konnte ich auch nicht – mein Kopf steckte in einer Halskrause aus Gips. Nur mein Schwanz war wie immer bereit. Wie die DDR-Pioniere! Was tue ich hier eigentlich? Bin ich …
    »Ein Spanner?«, sagte eine weibliche Stimme hinter mir.
Das Blei an meinen Füßen schmolz, die Gipskrause um meinen Hals zerbrach, ich fuhr herum. Verdammt! Zum Glück zeigte selbst mein Ständer sofort Reue und beugte sein Köpfchen. Und zum noch größeren Glück hatte mich mein Trieb vorhin nicht dazu verleitet, meine Flöte aus der Hose zu holen und mir einen abzupfeifen. Hätte ich für die Nackte im Fenster ein Ständchen gebracht, wäre’s hier das Ende des jungen Pioniers. Beim Wichsen ertappt! Wär schon ziemlich blöd gewesen, oder? Sich hier unter einem Apfelbaum mit der krummen Gurke in der Hand von einem Mädchen erwischen zu lassen. Ob wildes Wichsen strafbar ist? Unlängst hatte ich im Netz gelesen, dass ein Mann festgenommen wurde, weil er im Park in einen Blumentopf geschifft hatte.
    »Was machst du hier?«
    Sprachlos starrte ich dem Mädchen entgegen, das auf einer Welle aus Mondstrahlen herangesurft kam: Langes lockiges Haar – schmutzigblond. Sommersprossen. Schwarzes ärmelloses T-Shirt und abgerissene Jeans, nicht Designerjeans, diese Löcher schauten echt aus. Aber wie soll schon ein Loch anders ausschauen als echt? Ein Hippiemädchen! Doch freie Liebe interessierte sie jetzt nicht.
    »Bist du ein Strolch?«
    »Ich … ich wollte mir einen Apfel holen!« Scheiße! Hin und wieder hört sich die Wahrheit nach einer verdammten Lüge an.
    »Wolltest du vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse essen?«, sagte sie mit einem Blick auf die nackte Eva hinter dem erleuchteten Fenster und mit einer Grunzstimme. Wohl doch kein Hippiemädchen. Eher ein Bibelfreak der Heavy-Metal-Prägung. Aber verdammt! Konnte sie meine Gedanken lesen? Gott und Schlange und der verbotene
Apfel spannen doch nur in meinem Hirn herum! Wohl waren hier alle auf dem Katholen-Trip. Mann, oh Mann! Ein schöner Anfang im Mädcheninternat. Als Spanner entlarvt!
    »Ich wollte echt nicht gucken«, sagte ich.
    »Das wäre sowieso das falsche Subjekt«, sagte das Mädchen. »Auril ist zu gefährlich für dich.«
    »Auril?«
    »Ja, Auril! Die Frostmaid, die kalte Göttin. Wenn du ihr zu nah kommst, schlägt sie dir Löcher in den Schädel, damit sie deinen Kopf mit ihrem eisigen Atem füllen kann.«
    »O Gott!«, dachte ich mir. Eine verdammte Poetin! Wo bin ich nur hineingeraten?«
    »Lebst du im Dorf?«, fragte sie mich.
    »Nein.« Ich zeigte zum Klostergebäude, das immer noch mit dem lebenden Bild der nackten Auril geschmückt war. »Mein Vater ist der neue Hausmeister hier.«
    »Dann sei dir zur Begrüßung das Rumspannern verziehen!«, sagte das Mädchen.
    »Ich hab nicht geguckt!«, beteuerte ich noch einmal.
    »Das Fenster dort muss für dich auf jeden Fall tabu bleiben«, sagte sie. »Ich wohne auch dort.« Sie trat ganz nahe an mich, streckte ihre Hand und berührte mit ihrem Zeigefinger meine Stirn. Als wollte sie sich überzeugen, dass ich wirklich war. »Du bist blass«, sagte sie. »Hockst die ganze Zeit am Computer, oder?«
    »Nee!«, log ich.
    »Hier draußen ist es schön«, sagte sie. »Eine Sommernacht hat was Magisches.«
    »Heißt sie wirklich Auril?«, fragte ich.
    »Wer?« Die Hippiebraut schaute irritiert.
    »Na, das Mädchen in deinem Zimmer!«
    »Anna?« Sie prustete. Wie kommst du denn auf Auril?
Auril ist doch die kalte Göttin der Vergessenen Reiche!« Lachend hüpfte sie davon.
    »Wie heißt du?«, rief ich ihr nach.
    »Finde’s selbst raus!«, rief sie zurück. »Das Spiel kann beginnen!«
    »He?«, sagte ich, während sie im

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