Krumme Gurken
Mädchen mit dem bayerischen Dialekt. »Haben wir jetzt endlich einen Burschen im Internat? Super! Was stellen wir mit ihm also an?«
Tja! Ich war echt neugierig, was die Mädels mit mir anstellen wollten. Auf jeden Fall wusste ich jetzt, wie das Hippiemädchen hieß. Nena! War ein leichtes Spiel, das rauszufinden. Wenn wir uns das nächste Mal treffen, würde ich mir von ihr 99 Luftballons vorsingen lassen, he, he, he.
»Wie schaut der aus?«, fragte die Dicke.
»Keine Chance, Mia!«, sagte Anna. »Mach du erst mal die Brigitte-Diät! Inklusive Schokoriegelentzug.«
O! Wie witzig Anna doch war. Von Kälte keine Spur, oder?
»Lass mich in Ruhe, du blöde Kuh!«, sagte Mia.
»Vielleicht können wir endlich unser Spiel spielen?«, sagte das Mädchen mit dem bayerischen Dialekt. »Wie schaut er also aus?«
Auweia! Jetzt musste ich schnellst zur Tat schreiten, bevor ich die Wahrheit über mein Aussehen erfahren würde. Die wollte ich auf keinen Fall hören. Was sollte ich auch mit einer ehrlichen Meinung eines Mädchens über mein Aussehen anfangen?
»Ich höre euch!«, brüllte ich.
»Ein Spanner!«, kreischte es einstimmig von nebenan. Und Schrei und Quiek! Als hätte ich durch das Loch eine Maus geschoben. Ich hörte das Knarren der Schranktüren, das Quietschen der Matratzen, das Knistern der Kleider, sogar ein Laken wurde vom Bett runtergerissen. Ich stellte mir vor, wie sie sich schnell in irgendwelche Stoffe einpuppten. Waren sie alle nackt gewesen? Aber echt! Schon wieder hatte man mich als Spanner beschimpft. Jetzt sogar mehrstimmig!
»Ich kann euch nicht sehen!«, brüllte ich. »Nur hören!« Das beruhigte sie sofort. Als wäre das Gehörte weniger gefährlich als das Gesehene. »Hier ist ein Loch in der Wand!«, rief ich.
Stille.
»Das ist der Sohn des Hausmeisters«, sagte Nena.
Ja, blöd! Und was sollte ich jetzt sagen? »Jetzt weiß ich, wie du heißt!«, sagte ich.
»Waas?«, sagte sie. »Ach, so! Und wie heiße ich?«
»Nena!«
»Der spinnt«, sagte Nena in den Raum hinein, dann rief sie ins Loch: »Ich heiße Katja, du Idiot!«
»Aber deine Freundin hat dich doch vorhin mit ›Nena‹ angeredet.«
»Welche Freundin denn?«
»Na, die mit dem bayerischen Dialekt.«
»Emma?«
»Ach du Scheiße!«, sagte ich ungewollt laut.
»Was? Findest du meinen Namen Scheiße?«
»Nee!«, antwortete ich schnell. »Emma heißt nur eine Bekannte von mir, bei der ich mal …« He? Was wollte ich da über mich verraten? Dass ich bei Emma abspritzte, als sie versuchte, mich in ein Schwimmbecken zu zerren?
»Bei der du … ?«
»Eeh … bei der ich … mal … eh … im Schwimmbad mal … eh … eh … schwimmen gelernt habe!«
»Der Typ ist echt deppert«, sagte Emma. »Kein Wunder! Halt ein Hausmeistersohn. Wen hast du also gemeint? Mit dem Mädchen, das hier bayerisch gesprochen hätte?«
»Na, dich!«
»Ich spreche nicht bayerisch!«, donnerte Emma plötzlich. »Und ich hab schon überhaupt nicht Katja als Nena angesprochen!«
»Hast du doch!« Ich ließ mich doch nicht für dumm verkaufen. »Als Katja sagte, dass ich so alt bin wie ihr, hast du erwidert: ›Echt? Nena!‹«
»Du Trottel! Da hab ich gesagt: ›Echt? Nee! Naa?‹«
Mann! Hab heute schon allerhand angesammelt: Spinner, Idiot, deppert, Trottel! Und das alles in drei Minuten Gespräch. Das kann dir im Netz echt nicht passieren. Nur in einem ganz krassen Forum.
»Also was machen wir mit ihm?«, fragte Emma. »Zuerst hört er uns heimlich ab, dann macht er uns narrisch mit seinen Unterstellungen …«
»Wir sollten schlafen gehen.« Das war wieder Katja. »Morgen beginnt die Schule.«
»Er soll uns mit einem Wiegelied in den Schlaf wiegen«, schlug Anna vor.
Boah! Anna! Die nackte Anna wollte, dass ich ihr ein Lied vorsinge. Was für eine Ehre! Ein Blitz fuhr in mich und grillte meine Innereien. Für die Göttin singen! Was sollte ich tun, verdammt? Ein Ständchen für die Unerreichbare bringen. Einen Ständer schon! Aber ein Ständchen? Mein Gesang ähnelte dem eines geschlachteten Ochsen. Deswegen hatten Rowdy und ich ja meine Schwester Clara als Sängerin für unsere Band anheuern müssen.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er singen kann«, sagte Emma.
»Ich kann euch ein Wiegelied auf meiner Flöte vorspielen!«
»Flöte?«, fragte Anna.
»Derb ist er auch noch«, sagte Emma. »Deine Macho-Witze kotzen mich an!«, rief sie ins Loch.
»Was? Ich hab doch nicht… aah, ich hab eine echte Blockflöte
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