Krumme Gurken
gemeint. Nicht mein …«
»Was dein?«
»Na, mein… Dingsbums!«
»Zeig mal!«
»Was denkt ihr denn? Das Loch ist dafür viel zu eng!«
»Der Junge ist ziemlich unanständig«, sagte Anna.
Mann, oh Mann! Ich wunderte mich über mich selbst. Das Loch machte mich mutig.
»Dein Flötenspiel meine ich, du Blödmann!«, brüllte Emma.
»Okay! Wartet mal kurz.« Nach Jahren Flötenentzug kramte ich meine alte Blockflöte aus dem Koffer hervor, setzte mich damit vor das Wandloch und stimmte ein Schlaflied an: »Schlafe, mein Prinzchen es ruhn …« Zum Glück hatte meine Flötenlehrerin voll auf Volkslieder gestanden. Ich gab mein Bestes.
»Ein schlüpfriges Kinderlied«, sagte Mia.
»He?«
»Na, kennst du die zweite Strophe von diesem erotischen Kindersong nicht?« Sie sang und mir blieb der Mund offen stehen, denn ihre Stimme war tausendmal schöner als mein Flötenspiel:
»Nur in der Zofe Gemach
Tönet ein schmachtendes Ach
Was für ein Ach mag dies sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
Schlaf ein, schlaf ein.«
»Ach, so!«, sagte Emma, als Mia fertig war. »Der Hausmeistersohn hat nur Schweinereien im Kopf, oder?«
Logisch, dachte ich. Der Dieb ruft immer, ›Haltet den Dieb!‹ Bei dieser derben Emma musste ich echt aufpassen. »Ich kenne nur die erste und die dritte Strophe«, sagte ich. »Da ist kein ›schmachtendes Ach‹ drin. Ich komme aus Dresden.«
»Dann ist alles klar!«
»In unseren deutschen Liedern muss man halt hin und wieder Strophen auslassen«, sagte ich.
»Spiel hier nicht den Klugscheißer!« Ich wollte mit Anna reden, aber das Wort führte eindeutig Emma.
»Ich spiel’s nicht!«, sagte ich. »Ich bin scheißklug!«
Ich konnte nicht glauben, dass ich das gesagt hatte.
»Der Bursch ist ungesund selbstbewusst.« Emma lachte. Zum ersten Mal hatte ich sogar bei dieser Furie gepunktet. Ich wuchs bis zur Zimmerdecke. Ungesund selbstbewusst? So was Schönes hat noch nie eine Frau zu mir gesagt. Und trotz meines exzessiven Gesprächs mit vier Mädels, von denen mindestens zwei in Sachen Sexappeal in der ersten Bundesliga kickten, hatte ich keinen Ständer bekommen. Wow! Den kriegte ich doch normalerweise immer, wenn Mädchen mit mir redeten. Ich bin halt ein Ohrenmensch: Mädchenstimmen machen mich heiß. Nicht aber jetzt! Hatte mich das Loch so abgetörnt? Nee! Plötzlich kapierte ich, was der Trick war.
»Ich komme gleich wieder!«, brüllte ich ins Loch und flitzte aufs Klo.
»Der spinnt echt«, hörte ich noch.
Auf dem Klo zückte ich mein Handy. Rowdy zockte manchmal die ganze Nacht durch, bei dem musste ich keine Hemmungen haben. Wenn er schlief, machte er das Handy aus.
»Wer bist du, Alda?«, fragte Rowdy verschlafen ins Telefon.
»Ich bin’s, Kumpel!«, sagte ich. »Pennst du schon?«
»Ah, du bist’s«, sagte Rowdy. »Was geht?«
»Ich weiß jetzt ein Rezept, damit du keinen Ständer mehr kriegst, wenn du mit Mädchen redest.«
»Echt?«
»Du muss ungesund selbstbewusst sein.«
»Krass!«
»Gute Nacht!«
Jetzt war also alles klar. Ich würde mich in einem Gespräch mit hübschen Mädels nur drauf konzentrieren, etwas heftig ungesund Selbstbewusstes zu sagen, und alle meine Erektionsprobleme waren gelöst.
»Da bin ich wieder«, sagte ich ins Loch.
»Spiel uns noch was vor!«, kam aus dem Loch. Mia.
»Auch zu viel Gutes schadet«, sagte ich.
»War trotzdem schön«, sagte Katja. »So übel ist der Bursche gar nicht. Jetzt müssen wir aber schlafen gehen. Ich hab an meine Ferienarbeit über Neil Armstrong keinen Gedanken verschwendet. Morgen muss ich den ganzen Nachmittag in der Bibliothek hocken.«
Und da kam die Stunde von Benn, der jeden Blödsinn im Netz kannte, jede Blog-Anekdote, jede Verschwörungstheorie aus Foren, jede Web-Legende: »Weißt du, was Neil
Armstrong nach seiner Landung auf dem Mond gesagt hat?«, fragte ich.
»Das weiß doch jeder!«, sagte Katja. »›Ein kleiner Schritt für mich, doch ein großer Schritt für die Menschheit.‹«
»Du langweilst uns«, mischte sich schon wieder Emma ein.
»Armstrong hat noch einen zweiten Satz gesagt«, sagte ich unbeirrt.
»Welchen denn?«
»Viel Spaß, Mister Gorski!«
»He?«
»Erst zwanzig Jahre später hat Armstrong einem Journalisten verraten, was es mit diesem zweiten Satz auf sich hatte.«
»Und was?«
»Armstrongs Eltern hatten Nachbarn, die Gorski hießen. Als der kleine Neil Armstrong einmal im Garten spielte, ist sein Ball zu den Gorskis geflogen. Armstrong ist
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