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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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aus. In den Staaten kannte ich auch schon etliche hübsche Unsterbliche. Hmm … Was würde ich euch, ihr Süßen, an Weisheit zukommen lassen? Jerry van Helsing … Schon tippte ich ist, hielt jedoch an. Eigentlich hatte ich plötzlich keinen Bock mehr auf digitale Kommentare. Mann! Auf einmal kotzte mich das ganze Zeug an. Meine virtuellen Freundinnen. Ich klickte die Favoriten am Explorer mit Links zu diversen Foren an. Freundinnen?
Was, wenn hinter diesen ganzen Nicknamen auch nur luftige Existenzen wie ich steckten? Was, wenn CinderellaXXL nicht achtzehn war, sondern achtundfünfzig? Und Guitarhero-Slim keine echte Gitarre spielen konnte, sondern nur die mit den vier Tasten bei dem gleichnamigen Computerspiel? Und der WoW-Drachentöter Kill-Kille im echten Leben Schiss vor Mäusen hatte? Und … Ich klickte den Explorer weg. Mädchenstimmen aus dem Hof. Mann! Hörte sich das gut an! Gleich würde der Unterricht weitergehen. Ich warf einen Blick zum Fenster und starrte gleich wieder mein Fenster in die Welt an – Windows – das digitale Flimmern. Verdammt! Und was, wenn ich einen virtuellen Selbstmord verüben würde? Jerry van Helsing killen. He? Sollte ich mein ganzes Internetding abknallen? Samt Krumme Gurken ? Mir eine gesittete gmx-E-Mail-Adresse zulegen und dieses Spinnennetz aus meinen falschen Existenzen einfach verlassen? Was machte ich aber dann? Briefmarken sammeln?
    »Wie sieht es aus? Meinst du, du kannst das reparieren?« Die Stimme der Rektorin jagte mich hoch vom Stuhl.
    »Ist schon wieder in Ordnung«, sagte ich schnell. Hey! Sie lachte breit. Sind die Weiber aber leicht zu beeindrucken. Wenn mein Vater nicht dabei gewesen wäre, hätte sie mich gleich hier im Lehrerzimmer abgeküsst. So beglückwünschte sie aber Vati zu seinem talentierten Sohn.
    »Wie dor Vador so dor Sohn«, sagte Vati und grinste. Damit hat er sich jetzt auch zum Combjüdoexpödden hochgearbeitet. Tja! War Schummeln nicht notwendig in dieser Welt? Wenn ich der Direktorin gleich gesagt hätte, ›schalten Sie den Rooter aus und ein‹, wäre sie sich vielleicht wie ’ne Idiotin vorgekommen und wäre deswegen auch traurig, oder? So freute sie sich aber wie ein Kind nach der Achterbahn.
Sie hat erfahren, was sie erfahren wollte – alle Technik ist kompliziert.
    Mein Vater und ich gingen aus dem Lehrerzimmer. Am Ausgang drehte ich mich noch einmal um und guckte durch die offene Tür ins Direktorat. Frau Korcks hockte am Computer, mit dem Rücken zu uns, ganz in sich gekehrt, nur sie und der Rechner, als würde der Rest der Welt für sie nicht existieren. Auch ein Webjunkie! Sie wird mich wohl öfter brauchen.
     

     
    »Hallo, Benn!«, sagte Katja im Hof. Sie trug ein hellblaues Top mit etwas freiem Bauch, ein Blumenrock drunter. Nicht schlecht!
    Mein Vater guckte mich an, als wäre ich gerade vom Kampfstern Galactica mit einer nackten Außerirdischen zurückgekehrt. Hab wohl seine sächsische Gemütlichkeit erschüttert. Ihn überrascht!
    »Fleiß’sch, fleiß’sch!«, sagte er zu mir.
    »Hallo, Nena!«, sagte ich zu Katja. Die drei anderen Mädels neben ihr lachten. Ihr hat’s schon etwas die Sprache verschlagen. Mann, war ich cool! Aber im nächsten Moment tat mir der coole Spruch auch schon leid. Feigling! Jetzt machst du das Mädchen fertig, das dich nicht verpfiffen hatte. Bei Katja traute ich mich. Doch den Namen der Königin Anna zu veralbern, hätte ich nie geschafft.
    Sie stand neben Katja, gleich an der Treppe, die aus dem Schulgebäude führte. Ich war drauf und dran ihr so krass ungesund selbstbewusst ein Liebeslied vorzusingen, doch ihr hellrosa Top und das etwas dunklere rosa Miniröckchen verschlugen mir die Sprache. Ihre Haut und dann
dieser rosa Stoff. Harmonie hoch zehn. Weinrote Converse. Ein exotischer Schmetterling, der sich vom Amazonas in die bayerischen Wälder verirrt hatte. Mit Mühe riss ich meine Augen von Anna und streifte mit dem Blick die anderen Mädchen. Jede von ihnen trug Converse an den Füßen: Anna, wie gesagt, weinrote, Katja schwarze, Emma und Mia türkis und lila. Scharf hatte ich die Schlussfolgerung gezogen, dass Emma die Dünnere war. Sie steckte in einer abgeschnittenen Jeans, die nicht mal einen Hamsterarsch bedecken würde. Boah! Und diese Mia schaute schon etwas mollig aus, hatte aber voll geile rot-braune Haare. Und egal, ob dünn oder dick: Converse trugen sie alle. Die All-Stair-Bande. Überhaupt schien das Mädcheninternat keine vermiefte Klosterschule zu sein.

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