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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ich ›ja‹ gesagt! Und was dann, he? Ich auf einer Tanzparty? Tanzen konnte ich wie ein Suppenhuhn: Zweimal links das Bein heben, zweimal rechts und – HOPP! – in den Topf. Einmal wollte mir meine Schwester Clara das Tanzen beibringen, aber sie hat dann befürchtet, dass ich auf der Tanzfläche jemanden verletzen könnte und hat den Unterricht abgebrochen.
    »Flötenunterricht? So spät am Abend?«
    »Meine neue Lehrerin ist ein Nachtmensch.«
    »Ach, so!«, sagte Emma. »Aber zu unserer Privatparty kommst du auf jeden Fall, ge? Die steigt…«
    »… am Donnerstag«, sagte ich.
    »Ja!« Sie war verblüfft. »Hat Anna dich eingeladen?«

    »Jepp!«
    »Die ist aber schnell!« Emma drohte mir mit dem Finger. »Aber ’n Bussi krieg am Donnerstag ich!« Plötzlich packte sie mich im Nacken und schmatzte mir einen auf den Mund. »So ungefähr!«, sagte sie. »Klar?«
    »Klaaa … klaaar!«, stotterte ich. Aber hallo? Hab ich’s nicht gesagt? Die Mädels hier waren brutal direkt. Als wären wir nicht unterwegs zum Zahnarzt, sondern auf einer Exkursion in einen Swingerclub. Das Leben hier in Bayern mit diesen kusswütigen Frauen war katholisch paradiesisch. Nur hoffte ich, dass es bei der Donnerstagsparty keine Schläge geben würde, wenn ich die Küsse nicht richtig verteilte. Irgendwie würde ich’s schon hintricksen, oder? Jetzt musste nur noch Katja einen Gang zulegen und dann war ich der Pascha pur! Mia konnte uns dazu ein Ständchen singen, he, he …
    Emma zog mich ganz nach hinten auf die Rückbank. Meine Hand immer noch festhaltend, nur hin und wieder kitzelte sie mit dem Daumen meinen Handrücken. Der krasse Sexirrsinn! Ja! Für eine Jungfrau wie mich war das Händchenhalten echter Sex. So auf Tuchfühlung mit einem Mädchen war ich noch nie. Also meine Schwester Clara jetzt mal nicht mitgerechnet, aber bei der kriegte ich natürlich keinen Ständer. Bei Emma hingegen … Schon ging im Bus die Gartenschau ab. Meine krumme Gurke schoss in die Höhe und wollte das Treibhausdach durchbrechen. Ich versuchte an Emmas Zahnärztin zu denken, aber wenn du mit ’ner heißen Fußballspielerin Händchen hältst, kannst du jede mentale Strategie vergessen.
    Die Zahnärztin hatte ihre Praxis gleich am Marktplatz, in diesem Städtchen, wo es aussah wie bei Die Sims Mittelalter . Lauter enge verwinkelte Gassen. Am liebsten hätte ich
mich hingesetzt und mitgezockt: Da eine Kirche hinhauen, dort über den Bach eine Steinbrücke bauen. Der Krieg schien hier keine großen Schäden angerichtet zu haben wie in Dresden, hier war das Mittelalter völlig unbeschadet in der Neuzeit angekommen.
    Gott sei Dank hatte ich meinen Ständer im Bus mit der freien Linken unauffällig hinter meinen Gürtel geschoben, so konnte ich mir jetzt aufgerichtet die Stadttürme angucken und diese Ritterfestival-Kulisse. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn die Jungs von In Extremo um die Ecke gebogen wären und hier fett abgerockt hätten.
    »Hock dich auf die Bank!«, sagte Emma. »Bin gleich wieder da.«
    Voll autoritär, die Frau. Da blieb mir nichts anderes übrig, als von der Bank den Tauben zuzugucken. Die Vögel haben’s echt gut und ganz stressfrei: Wenn einem Tauberich nach Liebe ist, dann sucht er sich das schönste Weibchen aus und bespringt es, ohne groß drum herum zu reden. Und wenn ihm das Taubengirl dafür eine auf den Bommel schmiert, hüpft er halt zur Nächsten. Nur keine falsche Scham! Einem Tauberich ist sicher nichts peinlich. Aber das Beste bei einem Tauberich ist natürlich was ganz anderes: Er muss den Weibchen keine lustigen Geschichten erzählen, verdammt noch mal, bevor er sie bespringen darf. Und da bin ich wieder bei meinem alten Problem angekommen. Wo konnte ich eine gute Geschichte finden? Mein Geschichtentopf kochte und brodelte, doch die Suppe schmeckte immer noch nur nach Wasser.«
    »Wollen wir in ein Internetcafé gehen?« Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich Emma erst jetzt entdeckte. Sie lachte mich an. Ihr Gebiss sah perfekt aus – keine einzige Zahnlücke. Wohl hatte ihre Zahnärztin heute eine bessere
Laune als ich. Emma wirkte jetzt voll cremig, musste sich nicht mal mehr an meiner Hand festhalten. Aha! Es war also mehr die Angst gewesen und weniger das Draufgängertum, was Emma hatte Händchen halten lassen. Aber ein Internetcafé? Wo ich mich so auf einen Spaziergang in die Büsche gefreut hatte? Außerdem würde mir im Freien wohl eher eine neue Plattenbaugeschichte einfallen, am Rechner

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