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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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konnte ich sowieso nur wieder was klauen. Mann! Was war mit mir los? Wollte ich echt nicht in ein Internetcafé gehen? War ich krank, oder was?
    »Warum nicht?«, sagte ich.
    Zum Glück merkte ich aber gleich, dass es um mich gar nicht so schlimm stand, was Computer anging: Der digitale Freund ließ mein Herz immer noch vor Freude hüpfen. Leider wurde die Freude heute nur kurz eingeschenkt, aber ich sollte nicht vorgreifen.
    Im Internetcafé gab’s zwei Computer, beide frei, unsere unglücklichen Kollegen Schüler büffelten Mathe und Deutsch und Englisch, nur wir zwei Hübschen ließen es uns in einem Internetcafé gut gehen. Vielleicht war das Leben auch ohne verrückte Hamstergeschichten ganz okay. Mann! Ich würd jetzt halt für die Mädchen viel mehr auf der Flöte spielen. Sie mussten doch einsehen, dass ich mir nicht jeden Tag eine blöde Hamster-Story von der Zunge weglutschen konnte.
    »Na, hast du Post bekommen?«, fragte Emma.
    »Mengen!«, sagte ich und fing an, meinen Mailreader mit einem ganz dünnen Kamm zu kämmen.
    »Ich nur eine«, sagte Emma und seufzte. »Von meiner Freundin aus Augsburg.« Plötzlich erinnerte sie mich an ein ganz kleines Mädchen. An Carmela, bevor sie gefährlich wurde.

    »Bist du aus Augsburg?«
    »Ja!«
    »Und warum steckst du im Internat?«
    »Mein Dad hat noch mal geheiratet. Ich komm mit seiner Rosi nicht klar.«
    »Und deine Mutter?«
    »Trinkt!«
    »Scheiße!«
    »Hey! Mit deiner Hamstergeschichte hast du mich dran erinnert, dass ich schon immer einen Hamster haben wollte.«
    »Einen Hamster?«, fragte ich. »Du? Eher einen Tiger, oder?« Mann, war ich cool!
    Emma lachte. »Manchmal bin ich auch ganz süß«, sagte sie und drohte mir mit dem Finger. »Nach deiner Hamstergeschichte hab ich gleich meinen Dad angerufen: Jetzt kann ich mir einen Hamster besorgen. Rosi wird sich um ihn unter der Woche kümmern. Oh, Hamster sind ja so niedlich, komm, ich zeig dir mal welche.«
    Und bevor ich’s verhindern konnte, war Emma schon bei YouTube und ging auf SUCHEN … Die Kacke dampfte wie frische Germknödel. Ich hockte auf dem Bürostuhl neben ihr, starrte das Suchfenster an und wartete, bis die Schwertklinge angesaust kam. Ich war wie gelähmt. Statt einen Kurzschluss in die Gänge zu leiten oder einen Ohnmachtsanfall vorzutäuschen, damit sie ihren blöden Hamster vergaß und mir stattdessen Mund-zu-Mund-Beatmung verpasste, in keinem Fall aber dieses fuckverdammte Wort reintippte: H-A-M-S-T-E-…, saß ich einfach nur da. Emma drehte sich um, lächelte mich süß an wie der Henker den Massenmörder und dann klopfte sie mit dem linken Zeigefinger auf das verfluchte ›R‹ der Tastatur. Das kleine Suche-Fensterchen
gab sich wie immer ganz unschuldig, auch wenn’s tägliche Freude und Wut verteilt: Ein Klick darauf und das Unheil flitzte los, immer drum bemüht, als Erstes ins Ziel zu kommen, ohne sich dabei große Gedanken zu machen. Ganz oben in der Liste tauchte auf: Der Hamster mampft Kekse. Diesem Video folgte: Hamster with killer instinct attacks Russians. Und Scheißeee! Ich wusste es. Als drittes Video in der Liste erschien die verflixte Bühnenshow: ›Der Hamster…‹ Sascha Guddimar in der Moritzbastei zu Leipzig . Wieso verdammt? Das findest du normalerweise frühestens auf der dritten Seite. Ist Sascha berühmt geworden, oder was?
    »Das könnte lustig sein«, sagte Emma und klickte drauf. »Hi, hi, hi…« Sie kicherte nicht lange. Nach ein paar Sätzen von Sascha, als das Publikum in der Moritzbastei zu lachen anfing, drehte sie sich betont cremig zu mir. »Du hast uns sauber verarscht!«, sagte sie. »Pha! Selber erlebt? Selber ausgedacht? Geklaut hast du den Hamster! Wie die anderen Storys sicher auch!«
    »Ich…«
    »Du bist genauso wie der Schmierige in Bamberg, Hausmeistersohn«, sagte sie und stand auf. »Ihr Jungs seid alle gleich. Betrüger!« Sie drehte sich um und ich musste nur noch die Scherben des hübschen Bennie aufsammeln. Nur Hausmeistersohn blieb übrig.
    »Aber die Flöte hab ich selbst gespielt!«, rief ich ihr noch nach. Doch das hat sie nicht mehr gehört. Zum Glück. Denn aus diesem Müll, den ich mir selbst ins Hirn geschüttet hatte, ragte bereits ein Stück von etwas wunderbar Brauchbarem heraus. Nicht nur dank Lost Horizon wusste ich, dass du alle Dinger im Spiel in die Taschen stecken musstest. Später wird alles gebraucht. Manches auch sofort! Und da ich auch den vergrabenen Gedanken gleich
herauszog und putzte, lag er

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