Krumme Gurken
anbrechende Tanzparty reden zu müssen. Küssen wollte ich sie schon, doch zum Tanzen würde mich nicht mal ein Monstertruck hinschleppen können. Zum Glück zog gleich die Facebook-Oberfläche die Blicke der Mädchen an und schob die blöde Tanzparty in ferne Gehirnwindungen.
Sascha hat sein Wort gehalten, er war on.
Hallo Sascha!
Hallo, Benn! Zum Glück hat Sascha nicht mit irgendwelchen Verniedlichungen meines Namens angefangen. Für ihn war ich immer noch Benn. Das kam mir sehr fortschrittlich vor.
Ich habe ein paar Freundinnen bei mir. Kannst du den Mädchen bestätigen, dass du die Hamstergeschichte von mir hast?
Das stimmt , schrieb Sascha. Logisch war das nicht gelogen, weil er jetzt wirklich eine Hamstergeschichte von mir hatte.
Boah! Gleich guckten mich die Mädchen ganz anders an. Ab jetzt aber keine Schummelei mehr – das schwor ich mir. Na ja, keine Schummelei war etwas zu viel gesagt. Sagen wir also, nur ein bissl Schummelei. Nur, wenn ich damit die Mädels zum Lachen bringen konnte. Ich thronte vor der Tastatur wie der Computerscheich in seinem Harem. Die Mädchen drängten sich um mich herum. Emma hockte sich auf mein Knie.
»Bussi, Bennie?«
Ja, leck mich am Arsch! Wenn auch noch Katja oder Mia anfangen würden, mich so brutal anzumachen wie Emma und Anna, wäre mit der Welt irgendwas nicht in Ordnung …
»Unlauterer Wettbewerb!«, sagte Katja, schubste Emma von meinem Knie und hockte sich selber drauf. Nee, das war geschummelt. Sie schubste Emma von meinem Knie, die Mädels hockten sich auf Stühle, und wir zeigten uns Clips bei YouTube.
»Jesses!«, rief Katja plötzlich. »Unser Zug! In einer halben Stunde fährt der Bus!«
Die Mädchen rannten zur Tür, nur Mia blieb. »Komm schon, Mia!«, rief Emma. »Wir kommen zu spät!«
»Ich fahre mit Bennie nach Dresden«, sagte Mia.
Die Mädchen blieben stehen und drehten sich um.
»Wir mü …mü …müssen dort einen Song aufnehmen.« Mir blieb echt nichts anderes als zu stottern.
Anna guckte mich streng an. »Einen Song?«, fragte sie. »Hast du eine Band?«
»Klar!«, sagte ich.
Emma lachte. »Wie heißt die Band denn?«, fragte sie. » Die Sachsenboys ?«
»Nee!«, sagte ich. » Krumme Gurken !«
»Alles klar!«, sagte Emma.
Katja verdrehte die Augen. »Wir müssen los!«
Noch vom Gang hörten wir Annas Stimme: »Fette Schlampe!«, zischte sie in ihrem feinen Hochdeutsch. Mia wurde rot.
Nach Shambala
»Warum heißt eure Band Krumme Gurken ?«, fragte Mia, als wir vom Lehrerzimmer wieder zurück zum Wohngebäude gingen. Wir mussten noch packen und dann sollte es losgehen.
Was sollte ich darauf antworten? Ich wollte ja nicht mehr schummeln. »Rowdy und ich haben krumme Gurken«, sagte ich. »Deswegen.«
Mia lachte laut auf und schlug mir auf die Schulter, als wollte sie mich zu Boden catchen. »Du musst ständig Witze machen, Bennie.« Sie wieherte weiter.
Krass, oder? Die Wahrheit ist die beste Lüge. Hätte ich angefangen, mich rauszureden, hätte sie sofort die bittere Realität geahnt. Jetzt glaubte sie aber, dass meine Gurke gerade wie ein Polizeistock war. Zum Glück würde ich Mia nie meine Gurke zeigen müssen.
»Was singe ich eigentlich?«, fragte sie.
»Den Kerzensong.«
»Hi, hi, hi!«, kicherte Mia. »Schwule Gurken… eeh … Krumme Gurken spielen einen Kerzensong.«
Wollte sie mich verarschen? »Klar!«, sagte ich. »Geile Mucke!« Kurz darauf wurde ich aber bleich: Mir fiel der erste Satz unseres Kerzensongs ein: »Im Schein der krass geraden Kerzen…« Das durfte Mia nicht erfahren, sonst
würde sie mich derbst auslachen. Ein neuer Song musste her.
»Bis gleich also!«, sagte Mia und rannte in ihr Zimmer. Musste wohl vor lauter Lachen pieseln.
Ich zückte mein Handy. »Was treibst du?«, fragte ich.
»Eh …«, sagte Rowdy. »Bin am Poppen.«
»Du spinnst!«, hörte ich Carmela von hinten zischen. »Nicht, dass du sagst mit wem!«
»Frag nicht, mit wem!«, sagte Rowdy.
»Hab’s schon mitgekriegt«, sagte ich. »Hör dir das an: Krumme Gurken spielen einen Kerzensong.«
»Hört sich krass unfreiwillig komisch an«, sagte Rowdy. »Egal! Ich hab zwanzig neue Songs.«
»Schick mir eine schöne Ballade«, sagte ich. »Die gut zu Meat Loaf passen würde!« Ja, ja. Ich wusste gleich, dass dieser Spruch nicht unbedingt nett war. Aber irgendwie hab ich Mia übel genommen, dass sie sich über schwule … pardon krumme Gurken lustig machte. Was krumme Gurken angeht, war ich empfindlich. Ruck, zuck
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