Krumme Gurken
So mach dein Leben einfach zu einem Lied
Komm mit!
»Du bist der Poet der Herzen, Bennie«, sagte Mia, nachdem sie den Text gelesen hatte.
»Danke!« Ich freute mich echt drüber. Vielleicht würde
aus mir noch was werden. Ich fragte sie, ob sie mit mir Fenton unter die Arme greifen wolle.
»Fenton?«
»Aus Lost Horizon «, sagte ich. »Aber wenn du keine Computerspiele magst, können wir’s auch lassen. Mann! Vielleicht war’s doch keine so gute Idee, mit Mia zu zocken. Sie würde mir wohl zehn Minuten lang zugucken und dann einschlafen. Oder ich musste ihr die einfachsten Sachen erklären, weil sie sich so blöd anstellte und würde selbst gar nicht zum Spielen kommen. »Wir können’s auch lassen«, sagte ich noch mal.
»Nö!«, sagte sie. »Lass uns loslegen!«
»Also: Fenton steht vor der Wewelsburg, die ist voller SS-Typen und schlecht zugänglich.« Ich redete, während mein Notebook hochfuhr. »Fenton muss in die Burg und dort die Karte des osmanischen Generals Piri Reis klauen. Die Karte kann er dann mit seinem Drachen …« Ich hielt an, weil mir gerade einfiel, wie Fenton in die Burg gelangen könnte.
»Mit seinem Drachen?«, fragte Mia.
»Mit seinem Drachenauge«, sagte ich. »Er kann die Karte damit lesen und dann weiß er, wo sein Freund Richard in Tibet verloren gegangen ist.«
»Verstehe voll«, sagte Mia. »Hurra auf die Nazis!«
Die Puhdys machten Pause. »Scheißnazis!«, sagte mein Vater.
Ruck-zuck schleuse ich Fenton durch den Stollen eines stillgelegten Bergwerks in die Wewelsburg. Wir lösen diverse Aufgaben, bis wir in einem Raum anlangen, wo wir mithilfe von Fentons Fernrohr
und einem Spiegel eine Inventarkarte lesen können. Die Karte liegt direkt auf dem Tisch vor einem Nazi. Ein anderer Nazi steht daneben.
Mia zeigte cremige Ausdauer und guckte mir schon seit einer Viertelstunde interessiert zu. Wenn sie mal was sagen wollte, bremste ich sie mit einem Klopfer auf ihr Knie: »Ich muss mich jetzt voll konzentrieren, Mia!«, sagte ich. »Das hier ist krass schwierig! Ist echt nicht Plätzchenbacken, he, he, he!«
»Voll!«, sagte Mia.
Wir wissen jetzt auf jeden Fall, wo sich in der Burg die Karte befindet. Und dann Schluss! Ich lasse Fenton auf den Balkon laufen, dann wieder zurück in den Raum mit den zwei Nazis, nach unten in den Keller mit einem lodernden Kamin, durch den Bergwerkstollen wieder zum Bahnhof und wieder zurück und das Ganze noch mal, hin und zurück, immer wieder, nichts fällt mir mehr ein, was wir noch probieren könnten, um weiterzukommen.
»Du musst auf dem Balkon durch das Fernrohr gucken«, sagte Mia.
»Hab ich schon!«, sagte ich.
»Aber nicht auf das Rathaus in der Stadt!«, sagte Mia.
Mädchen halt. Was konnte ich da groß erreichen? In einer Stadt, die Kilometer von unserem Balkon entfernt war.
»Zeig mal!«, sagte Mia. Und ungeachtet meiner Proteste nahm sie mir das Notebook aus der Hand. Voll dominant!
»Pass auf, dass du dich nicht verletzt!«, sagte ich. »Eine Bekannte hat sich mal an ihrer Computertastaur ihre Fingernägel abgebrochen, he, he, he…« Mia lächelte nur und ließ für mich einen Film steigen. Denn das, was sie da vor mir abzog, war kein mühseliges Rumprobieren, das man von einem Anfänger erwarten würde, sondern der womöglich kürzeste Weg zum Ziel.
Die Karte des Piri Reis findet sie sofort und dank des Drachenauges sehen wir, wo die Priester aus dem mythischen Shambala das
zweite Schlüsselartefakt versteckt hatten, mit dessen Hilfe Fenton nach Shambala gelangen könnte. Wir erfahren mehr über die ganze Geschichte: Die Gräfin von Hagenhild sucht das mythische Shambala im Auftrag des Thule-Ordens, der durch Nazis unterwandert ist. Schon der Vater der Gräfin von Hagenhild hat vor seinem Tod herausgefunden, dass man sich in Shambala ungeahnter Energien bedienen konnte. Er erforschte morphogenetische Felder, die eine Art Weltseele darstellen sollten. Mia jagt Fenton nach Indien, erledigt dort einen Tiger, vertreibt einen Hai und findet in einem Tempel das Artefakt. Die Nazis kommen uns in die Quere, dieses Unglück stellt sich jedoch für Fenton als großes Glück dar: Seine Kim ist nicht tot! Die Nazis haben sie festgenommen. Mann, oh Mann! Kim lebt!!! Um diese Nachricht zu verkraften, würde ich am liebsten einen Tag Pause machen, doch Mia schiebt grob alle weiteren Hindernisse beiseite. Nachdem Mia gerade mal eine halbe Stunde gezockt hat, steht Fenton in Shambala und redet mit dem Geist von
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