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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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sie, nachdem wir unseren kleinen
    Lachanfall beendet hatten.
    »Ach, so vieles, daß ich gar nicht weiß, wo ich
    anfangen soll, Schwester«, kicherte ich und wischte
    mir über die Augen. »Aber vielleicht beginnen wir
    einfach mit Waymon Stovall. Ich hatte die Hoffnung,
    du könntest etwas Licht in die Sache bringen, weil du
    seine geistliche Beraterin warst. Vielleicht weißt du,
    wer einen Grund hatte, ihn zu ermorden.«
    »Warum in aller Welt sollte ich das? Außerdem
    dachte ich, die Polizei wüßte, wer der Mörder ist.«
    Sie nahm einen Zug von ihrer Zigarette, der ihr den
    Rauch bestimmt bis in die Zehenspitzen
    runterpumpte. Sie legte den Kopf zurück und blies
    mit nachdenklicher Miene Rauch an die Decke.
    »Die Polizei meint, die Frau, die in der Wohnung
    wohnt, wo Stovall gefunden wurde, sei die Mörderin.
    Zufällig glaube ich das nicht.«
    134
    »Warum nicht? Warum glaubst du das nicht?« Sie
    drückte die Kippe im Aschenbecher aus und nahm
    eine neue Zigarette in Arbeit.
    »Sie ist zufällig eine meiner besten Freundinnen,
    und sie bringt es nicht fertig, eine Kakerlake zu
    zertreten, geschweige denn einen Mann zu
    ermorden. Weißt du zufällig, ob Stovall in irgendwas
    Illegales verwickelt war, weswegen er ins Jenseits
    befördert wurde?«
    »Du lieber Gott, nein. Jedenfalls nicht, daß ich
    wüßte. Es tut mir leid, aber ich bin wohl keine große
    Hilfe.«
    Sie nahm ihre Füße von meinem Bein, glitt vom
    Schreibtisch und strich wie ein Puma durchs Zimmer.
    Vor der Radiotruhe blieb sie stehen und stellte es an.
    Eine klare Frauenstimme schwebte ins Zimmer, die
    »Where or When« sang.
    Schwester Jasmine pirschte sich an ihren
    Kognakschwenker heran und kippte den Rest
    Brandy. Ich kippte meinen runter. Mit verführerisch
    gesenkten Lidern näherte sie sich meinem Stuhl. Ich
    stand auf, ging zum Radio und spielte am Knopf
    herum. Fats Waller sang »Crazy ‘Bout My Baby« auf
    KPRC. Die gute Schwester folgte mir zum Radio und
    fummelte an meinem Hemdkragen herum.
    135
    »Als ich dich heute abend da in der Kirche sitzen
    sah, hat es mir fast die Sprache verschlagen. Da
    wußte ich, daß wir zusammenkommen würden. Hast
    du das Knistern nicht gespürt?«
    Sie erwartete keine Antwort, und das war auch
    gut so, denn mir fiel nichts ein. Zu dumm. Es hatte
    Zeiten in meinem Leben gegeben, da hätte ich mir
    den Arm ausgerissen, um in dieser Situation zu sein.
    Ich meine, Schwester Jasmine war eine sehr
    gutaussehende Frau. Soviel stand fest. Und sexy
    auch. Aber wie es nun einmal so geht, liebte ich Lily.
    Sie rückte näher und preßte ihren Körper an
    meinen. Trotz der Klimaanlage brach mir der
    Schweiß aus. Ich bewegte mich zentimeterweise
    rückwärts, bis ich gegen die Wand stieß. Sie stieß ihre
    Finger in mein Haar und packte eine Handvoll,
    während sie mich küßte.
    »Sieh mal«, murmelte ich um ihre Lippen herum.
    »Das ist ja alles sehr überzeugend, aber ich habe eine
    Beziehung…«
    Aus der Art, wie sie das ignorierte, konnte ich
    schließen, daß sie daran gewöhnt war, ihren Kopf
    durchzusetzen. Sie flüsterte mir ins Ohr, was sie
    wollte.
    Was
    sie
    brauchte,
    war
    ein
    Frauenvolleyballteam mit einem Satz Starthilfekabel,
    um die Nummer hinzukriegen.
    136
    Ich löste ihre Arme von meinem Hals. »Ich bin
    nicht mehr die Jüngste, Schwester.«
    Sie drängte ihr Bein zwischen meine und begann
    an meinem Oberschenkel auf und ab zu reiben.
    Davon tat mein Knie weh.
    Ich fragte mich, warum mich heute alle, denen ich
    begegnete, betatschten. Genau den Verdacht hatte
    ich schon lange – ich war unwiderstehlich. Ich
    versuchte mich zu erinnern, ob heute nacht draußen
    der Vollmond schien.
    Ein lautes Klopfen an der Bürotür bewirkte
    schließlich, daß sie von mir abließ.
    »Scheiße«, sagte sie mit einem unchristlichen
    Unterton, ging zur Tür und riß sie auf.
    Ich wischte mir ihren Lippenstift vom Mund,
    während ich näher schlich, um zu sehen, was los war.
    Es war der große Gorilla mit der Hakennase, der
    mich hierher begleitet hatte.
    Sie sprachen leise, und sie beugte sich zu ihm vor.
    Ich konnte kein Wort verstehen. Endlich machte sie
    die Tür zu, lehnte sich dagegen und starrte mich an.
    »Ich muß weg… eines meiner Gemeindemitglieder
    ist krank und hat nach mir geschickt. Können wir uns
    später am Abend treffen?«
    Ich sah ein, daß ich, wenn ich dieser Sache je auf
    den Grund kommen wollte, besser ja sagen sollte.
    137
    »Kannst du in zwei Stunden zu mir nach

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