Krumme Touren in Texas
sie, nachdem wir unseren kleinen
Lachanfall beendet hatten.
»Ach, so vieles, daß ich gar nicht weiß, wo ich
anfangen soll, Schwester«, kicherte ich und wischte
mir über die Augen. »Aber vielleicht beginnen wir
einfach mit Waymon Stovall. Ich hatte die Hoffnung,
du könntest etwas Licht in die Sache bringen, weil du
seine geistliche Beraterin warst. Vielleicht weißt du,
wer einen Grund hatte, ihn zu ermorden.«
»Warum in aller Welt sollte ich das? Außerdem
dachte ich, die Polizei wüßte, wer der Mörder ist.«
Sie nahm einen Zug von ihrer Zigarette, der ihr den
Rauch bestimmt bis in die Zehenspitzen
runterpumpte. Sie legte den Kopf zurück und blies
mit nachdenklicher Miene Rauch an die Decke.
»Die Polizei meint, die Frau, die in der Wohnung
wohnt, wo Stovall gefunden wurde, sei die Mörderin.
Zufällig glaube ich das nicht.«
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»Warum nicht? Warum glaubst du das nicht?« Sie
drückte die Kippe im Aschenbecher aus und nahm
eine neue Zigarette in Arbeit.
»Sie ist zufällig eine meiner besten Freundinnen,
und sie bringt es nicht fertig, eine Kakerlake zu
zertreten, geschweige denn einen Mann zu
ermorden. Weißt du zufällig, ob Stovall in irgendwas
Illegales verwickelt war, weswegen er ins Jenseits
befördert wurde?«
»Du lieber Gott, nein. Jedenfalls nicht, daß ich
wüßte. Es tut mir leid, aber ich bin wohl keine große
Hilfe.«
Sie nahm ihre Füße von meinem Bein, glitt vom
Schreibtisch und strich wie ein Puma durchs Zimmer.
Vor der Radiotruhe blieb sie stehen und stellte es an.
Eine klare Frauenstimme schwebte ins Zimmer, die
»Where or When« sang.
Schwester Jasmine pirschte sich an ihren
Kognakschwenker heran und kippte den Rest
Brandy. Ich kippte meinen runter. Mit verführerisch
gesenkten Lidern näherte sie sich meinem Stuhl. Ich
stand auf, ging zum Radio und spielte am Knopf
herum. Fats Waller sang »Crazy ‘Bout My Baby« auf
KPRC. Die gute Schwester folgte mir zum Radio und
fummelte an meinem Hemdkragen herum.
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»Als ich dich heute abend da in der Kirche sitzen
sah, hat es mir fast die Sprache verschlagen. Da
wußte ich, daß wir zusammenkommen würden. Hast
du das Knistern nicht gespürt?«
Sie erwartete keine Antwort, und das war auch
gut so, denn mir fiel nichts ein. Zu dumm. Es hatte
Zeiten in meinem Leben gegeben, da hätte ich mir
den Arm ausgerissen, um in dieser Situation zu sein.
Ich meine, Schwester Jasmine war eine sehr
gutaussehende Frau. Soviel stand fest. Und sexy
auch. Aber wie es nun einmal so geht, liebte ich Lily.
Sie rückte näher und preßte ihren Körper an
meinen. Trotz der Klimaanlage brach mir der
Schweiß aus. Ich bewegte mich zentimeterweise
rückwärts, bis ich gegen die Wand stieß. Sie stieß ihre
Finger in mein Haar und packte eine Handvoll,
während sie mich küßte.
»Sieh mal«, murmelte ich um ihre Lippen herum.
»Das ist ja alles sehr überzeugend, aber ich habe eine
Beziehung…«
Aus der Art, wie sie das ignorierte, konnte ich
schließen, daß sie daran gewöhnt war, ihren Kopf
durchzusetzen. Sie flüsterte mir ins Ohr, was sie
wollte.
Was
sie
brauchte,
war
ein
Frauenvolleyballteam mit einem Satz Starthilfekabel,
um die Nummer hinzukriegen.
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Ich löste ihre Arme von meinem Hals. »Ich bin
nicht mehr die Jüngste, Schwester.«
Sie drängte ihr Bein zwischen meine und begann
an meinem Oberschenkel auf und ab zu reiben.
Davon tat mein Knie weh.
Ich fragte mich, warum mich heute alle, denen ich
begegnete, betatschten. Genau den Verdacht hatte
ich schon lange – ich war unwiderstehlich. Ich
versuchte mich zu erinnern, ob heute nacht draußen
der Vollmond schien.
Ein lautes Klopfen an der Bürotür bewirkte
schließlich, daß sie von mir abließ.
»Scheiße«, sagte sie mit einem unchristlichen
Unterton, ging zur Tür und riß sie auf.
Ich wischte mir ihren Lippenstift vom Mund,
während ich näher schlich, um zu sehen, was los war.
Es war der große Gorilla mit der Hakennase, der
mich hierher begleitet hatte.
Sie sprachen leise, und sie beugte sich zu ihm vor.
Ich konnte kein Wort verstehen. Endlich machte sie
die Tür zu, lehnte sich dagegen und starrte mich an.
»Ich muß weg… eines meiner Gemeindemitglieder
ist krank und hat nach mir geschickt. Können wir uns
später am Abend treffen?«
Ich sah ein, daß ich, wenn ich dieser Sache je auf
den Grund kommen wollte, besser ja sagen sollte.
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»Kannst du in zwei Stunden zu mir nach
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