Krumme Touren in Texas
mit der Wimper. Seelenruhig
pflückte sie sich einen Tabakkrümel von der
Unterlippe. »Die Affäre hat nichts zu bedeuten.«
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»Für dich vielleicht nicht. Aber Charlotte scheint
sie sehr viel zu bedeuten. Allerdings hat sie keinen
Geschmack, was die Auswahl ihrer Geliebten betrifft.
Ich glaube, sie wandert einfach in der Stadt herum,
schüttelt die Bäumchen und nimmt, was runterfällt.
Und sieh an, einen schönen Fang hat sie diesmal
gemacht.«
»Deine Unverschämtheit ist überflüssig«, sagte sie
ungerührt und nahm wieder einen tiefen Zug von der
Lucky. »Ich habe Charlotte durchaus gern, nehme ich
an. Wahrscheinlich habe ich mir einfach keine großen
Gedanken darüber gemacht.«
»Ich glaube, du machst dir über vieles keine
großen Gedanken, stimmt’s? Du ernennst dich selbst
zur großen geistlichen Führerin für einen Haufen
anfälliger Leute, die Angst vor dem Leben haben und
etwas suchen, an das sie glauben können. Dann
benutzt und manipulierst du sie um des Geldes und
der Macht willen. Es gibt nicht viel, wozu du dich
nicht herablassen würdest – einschließlich mit Leuten
ins Bett zu gehen, die dich verehren, und sie dann
wie volle Einmalwindeln fallenzulassen. Ich denke,
du
bist
eine
hedonistische,
egoistische
Rattenfängerin, was ich in Ordnung finde. Aber,
Lady, du versuchst, einer Freundin von mir einen
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Mord anzuhängen, und da hört für mich der Spaß
auf.« Ich hielt inne.
Ihr Gesicht war blaß und ihr Lächeln angespannt,
als sie aufstand und auf und ab tigerte. »Es gibt viele
Dinge in meinem Leben, die ich bedaure, ob du es
glaubst oder nicht. Du weißt nichts von mir oder
meiner Geschichte, aber ich habe nicht die Zeit, das
alles aufzurollen. Ich will mich nicht entschuldigen,
und ich bezweifle ohnehin, daß du mir das abnehmen
würdest. Ich könnte bitterlich weinen und dir Dinge
erzählen, die mir als jungem Mädchen täglich
angetan wurden, daß es dir kalt über den Rücken
laufen würde. Aber im Augenblick habe ich Hilfe
nötiger als Mitleid.«
Wäre der Rumpf der Titanic mit ihrem dicken Fell
bezogen gewesen, würde das Schiff immer noch über
den Atlantik gleiten, und es gäbe einen Eisberg
weniger im Meer. Ich lehnte mich auf die Ellbogen
gestützt auf dem Bett zurück und sah ihr fasziniert
zu.»Na schön«, sagte ich schließlich. »Du bist wirklich
eine harte Nuß. Daran habe ich nie gezweifelt. Aber
was willst du bloß von mir? Du hast Charlotte schon
zum Sündenbock gemacht, die den Kopf für
Waymon Stovalls Tod hinhalten soll. Mir scheint, du
bist ganz gut in Form.«
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»Jemand versucht mich umzubringen.«
»Na denn, willkommen im Club.« Ich grinste
gehässig. »Mich versucht auch jemand umzubringen.
Ich habe angenommen, du wärst es.«
»Sei nicht albern. Warum sollte ich dich
umbringen lassen? Dazu brauche ich dich viel zu
dringend«, sagte sie mit schonungsloser Offenheit
und streckte flehend die Arme zu mir aus. »Ich meine
es ernst, Hollis. Ich bin in Gefahr.«
»Der Mann mit den Schlangenaugen?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil ich weiß, daß er Chuckie umgebracht hat.«
»Ach, komm schon. Für mich klingt das nicht die
Spur logisch. Warum hat er Chuckie überhaupt
getötet? Wenn du ihm nicht den Auftrag gegeben
hast, wer dann? Ich weiß, daß Schlangenauge es nicht
nur zum Zeitvertreib getan hat. Der Mann ist ein
bezahlter Killer, wenn ich je einen gesehen habe.«
Sie stürmte zum Couchtisch, drückte ihre Zigarette
im überquellenden Aschenbecher aus und tigerte
weiter auf und ab.
Ich schaute eine Weile zu, dann fragte ich: »Wer
war Chuckie eigentlich?«
Sie zündete sich eine neue Zigarette an und setzte
sich wieder hin. Ihre grünen Augen glänzten feucht.
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»Er war mein Bruder.« Ihre Stimme zitterte, und
Schmerz huschte über ihr Gesicht wie eine
Fummeltunte, die zum Unterwäscheausverkauf
rennt.
»Ein Drogensüchtiger?« fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf, dann bejahte sie nickend.
»Hat er den Stoff von Stovall bekommen?«
»Dort und überall, wo er was auftreiben konnte«,
sagte sie bitter, kauerte sich zusammen und schlang
die Arme um sich, als wäre es plötzlich kühler im
Zimmer geworden.
»War Stovall auch süchtig?«
»Ich glaube nicht. Ich glaube, er hat nur andere
abhängig gemacht und sie dann erpreßt.«
»Hat er dich wegen Chuckie erpreßt?«
Sie zögerte, dann nickte sie wieder.
Jetzt machten wir Fortschritte. »Also hast du
Stovall
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