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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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mit der Wimper. Seelenruhig
    pflückte sie sich einen Tabakkrümel von der
    Unterlippe. »Die Affäre hat nichts zu bedeuten.«
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    »Für dich vielleicht nicht. Aber Charlotte scheint
    sie sehr viel zu bedeuten. Allerdings hat sie keinen
    Geschmack, was die Auswahl ihrer Geliebten betrifft.
    Ich glaube, sie wandert einfach in der Stadt herum,
    schüttelt die Bäumchen und nimmt, was runterfällt.
    Und sieh an, einen schönen Fang hat sie diesmal
    gemacht.«
    »Deine Unverschämtheit ist überflüssig«, sagte sie
    ungerührt und nahm wieder einen tiefen Zug von der
    Lucky. »Ich habe Charlotte durchaus gern, nehme ich
    an. Wahrscheinlich habe ich mir einfach keine großen
    Gedanken darüber gemacht.«
    »Ich glaube, du machst dir über vieles keine
    großen Gedanken, stimmt’s? Du ernennst dich selbst
    zur großen geistlichen Führerin für einen Haufen
    anfälliger Leute, die Angst vor dem Leben haben und
    etwas suchen, an das sie glauben können. Dann
    benutzt und manipulierst du sie um des Geldes und
    der Macht willen. Es gibt nicht viel, wozu du dich
    nicht herablassen würdest – einschließlich mit Leuten
    ins Bett zu gehen, die dich verehren, und sie dann
    wie volle Einmalwindeln fallenzulassen. Ich denke,
    du
    bist
    eine
    hedonistische,
    egoistische
    Rattenfängerin, was ich in Ordnung finde. Aber,
    Lady, du versuchst, einer Freundin von mir einen
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    Mord anzuhängen, und da hört für mich der Spaß
    auf.« Ich hielt inne.
    Ihr Gesicht war blaß und ihr Lächeln angespannt,
    als sie aufstand und auf und ab tigerte. »Es gibt viele
    Dinge in meinem Leben, die ich bedaure, ob du es
    glaubst oder nicht. Du weißt nichts von mir oder
    meiner Geschichte, aber ich habe nicht die Zeit, das
    alles aufzurollen. Ich will mich nicht entschuldigen,
    und ich bezweifle ohnehin, daß du mir das abnehmen
    würdest. Ich könnte bitterlich weinen und dir Dinge
    erzählen, die mir als jungem Mädchen täglich
    angetan wurden, daß es dir kalt über den Rücken
    laufen würde. Aber im Augenblick habe ich Hilfe
    nötiger als Mitleid.«
    Wäre der Rumpf der Titanic mit ihrem dicken Fell
    bezogen gewesen, würde das Schiff immer noch über
    den Atlantik gleiten, und es gäbe einen Eisberg
    weniger im Meer. Ich lehnte mich auf die Ellbogen
    gestützt auf dem Bett zurück und sah ihr fasziniert
    zu.»Na schön«, sagte ich schließlich. »Du bist wirklich
    eine harte Nuß. Daran habe ich nie gezweifelt. Aber
    was willst du bloß von mir? Du hast Charlotte schon
    zum Sündenbock gemacht, die den Kopf für
    Waymon Stovalls Tod hinhalten soll. Mir scheint, du
    bist ganz gut in Form.«
    192
    »Jemand versucht mich umzubringen.«
    »Na denn, willkommen im Club.« Ich grinste
    gehässig. »Mich versucht auch jemand umzubringen.
    Ich habe angenommen, du wärst es.«
    »Sei nicht albern. Warum sollte ich dich
    umbringen lassen? Dazu brauche ich dich viel zu
    dringend«, sagte sie mit schonungsloser Offenheit
    und streckte flehend die Arme zu mir aus. »Ich meine
    es ernst, Hollis. Ich bin in Gefahr.«
    »Der Mann mit den Schlangenaugen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich weiß, daß er Chuckie umgebracht hat.«
    »Ach, komm schon. Für mich klingt das nicht die
    Spur logisch. Warum hat er Chuckie überhaupt
    getötet? Wenn du ihm nicht den Auftrag gegeben
    hast, wer dann? Ich weiß, daß Schlangenauge es nicht
    nur zum Zeitvertreib getan hat. Der Mann ist ein
    bezahlter Killer, wenn ich je einen gesehen habe.«
    Sie stürmte zum Couchtisch, drückte ihre Zigarette
    im überquellenden Aschenbecher aus und tigerte
    weiter auf und ab.
    Ich schaute eine Weile zu, dann fragte ich: »Wer
    war Chuckie eigentlich?«
    Sie zündete sich eine neue Zigarette an und setzte
    sich wieder hin. Ihre grünen Augen glänzten feucht.
    193
    »Er war mein Bruder.« Ihre Stimme zitterte, und
    Schmerz huschte über ihr Gesicht wie eine
    Fummeltunte, die zum Unterwäscheausverkauf
    rennt.
    »Ein Drogensüchtiger?« fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf, dann bejahte sie nickend.
    »Hat er den Stoff von Stovall bekommen?«
    »Dort und überall, wo er was auftreiben konnte«,
    sagte sie bitter, kauerte sich zusammen und schlang
    die Arme um sich, als wäre es plötzlich kühler im
    Zimmer geworden.
    »War Stovall auch süchtig?«
    »Ich glaube nicht. Ich glaube, er hat nur andere
    abhängig gemacht und sie dann erpreßt.«
    »Hat er dich wegen Chuckie erpreßt?«
    Sie zögerte, dann nickte sie wieder.
    Jetzt machten wir Fortschritte. »Also hast du
    Stovall

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