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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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sie erstaunt an. »Glaubst du diesen
    Quatsch mit Soße etwa?«
    »Selbstverständlich. Du kennst sie nicht so gut wie
    ich. Sie ist eine wundervolle Person. Du bist so an
    den Umgang mit dem Abschaum der Menschheit
    gewöhnt, daß du denkst, alle sind so. Du bist mit den
    Jahren richtig zynisch geworden, Hollis. Du glaubst
    nicht an… an…« Ihr Blick irrte verzweifelt umher,
    während sie nach den passenden Worten suchte. »Du
    würdest nicht an Jesus glauben, selbst wenn er
    hereinspazieren und dir in die Nase kneifen würde!«
    Ich dachte einen Moment darüber nach. »Doch,
    wäre schon möglich. Eine Menge Leute würden Jesus
    vielleicht mehr Glauben schenken, wenn er
    herumspazieren und sie in die Nase kneifen würde.«
    »Siehst du! Genau das meine ich«, schrie Charlotte
    empört auf und haute mit der flachen Hand auf die
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    Sofalehne. »Du bist ein hoffnungsloser Fall, Hollis
    Carpenter. Schon gut, du brauchst Pookie nicht zu
    helfen. Ich ruf sie selber an.«
    Park fiel die Kinnlade runter. »Wer ist Pookie?
    Nennst du Schwester Jasmine Pookie?«
    Charlottes Gesicht lief krebsrot an, als sie uns
    wütend anstarrte, den Telefonhörer schnappte und
    die Nummer aus dem Brief wählte.
    Mit einem resignierten Seufzer nahm ich ihr das
    Telefon aus der Hand und hörte dem Klingeln zu.
    »Setz dich hin und sieh mir nicht dauernd auf die
    Finger«, grollte ich.
    Ein Mann meldete sich. Er klang so mürrisch wie
    ich und redete, als hätte ihm jemand eine Rolle
    Klopapier in den Mund gestopft.
    »Jaaa?«
    »Nummer acht, bitte«, sagte ich, eine Oktave
    höher als sonst, um meine Stimme aus irgendeinem
    unerfindlichen Grund zu verstellen.
    »Bleiben Sie dran«, knarzte der Mann.
    In der Leitung knackte und rauschte es. Das
    Rauschen hörte mit einem weiteren Knacken auf, und
    Jasmines Stimme ertönte in meinem Ohr. »Hallo.«
    »Tagchen. Hier ist –«
    Sie unterbrach mich, bevor ich noch etwas sagen
    konnte. »Benutz weder meinen noch deinen Namen.
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    Ich traue diesem Anschluß nicht.« Soviel Dramatik
    hatte ich seit der letzten Vorfilm-Folge von The Perils
    of Pauline nicht mehr erlebt.
    Ich verdrehte die Augen und tippte mir mit dem
    rechten Zeigefinger an die Schläfe, um Park und
    Charlotte zu signalisieren, daß die Frau am Telefon
    eine Meise unterm Pony hatte.
    »Schön, was genau willst du von mir?« Ich hielt
    die Sprechmuschel zu und machte ein spöttisch
    schnaubendes Geräusch.
    Park wieherte, Charlotte funkelte mich drohend
    an.»Was war das für ein Geräusch?« fragte Jasmine
    besorgt.
    »Ich habe nichts gehört«, beteuerte ich und
    schnaubte verächtlich.
    »Da! Da war es wieder. Diesmal hast du es
    bestimmt gehört?«
    »Nein, ich habe nichts gehört.« Bevor ich nochmal
    schnauben konnte, kam Charlotte und gab mir eine
    Kopfnuß.
    »Egal, macht nichts«, fuhr Jasmine fort. »Ich
    brauche Hilfe, Hollis. Ich bin in Gefahr, und ich
    brauche Hilfe.«
    »Warum ich?«
    »Weil ich dir vertraue.«
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    »Ha ha! Der war spitze!« sagte ich sarkastisch.
    »Ich nehme an, deshalb wolltest du mich letzte Nacht
    umbringen lassen.«
    »Dich umbringen lassen? Wovon redest du
    überhaupt?« Selbst durch die Telefonleitung war ihre
    Stimme wie eine Hand, die die Innenseite deiner
    Schenkel massiert – sehr weit oben. Ich spürte, wie
    mein Gesicht heiß wurde. Ein starker Windstoß blies
    durch die Holzfensterläden und schickte kühlen,
    feuchten Sprühregen ins Zimmer. Wahrscheinlich
    zischte es, als er mein Gesicht traf.
    »Ich rede von Dub und Earl, wenn du es genau
    wissen willst. Ich rede auch von diesen Saftsäcken,
    die an dem Abend auf mich geschossen haben, als ich
    vom Bestattungsinstitut kam. Ich warne dich, und
    das sage ich nur einmal, Schwester, ich hab’ nichts
    gegen ein paar freundliche Anschläge auf mein Leben
    hin und wieder – das hält mich in Form. Aber wenn
    jemand um ein Haar meine Hündin erschießt, werde
    ich ungemütlich. Äußerst ungemütlich.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«,
    protestierte sie.
    »Aber sicher doch. Ich schätze, du weißt auch
    nichts von einem Haus in der Fourteenth Street, wo
    ein großer Mann mit Schlangenaugen letzte Nacht
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    einen armen, wehrlosen Drogensüchtigen abgeknipst
    hat.«
    Sie schnappte hörbar nach Luft. Eine geraume
    Weile herrschte Schweigen, und ich wartete.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich bin dir gefolgt letzte Nacht.«
    »Sag nichts mehr am Telefon. Du mußt
    herkommen. Ich weiß, du glaubst mir nicht, aber ich
    habe

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