Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
Vom Netzwerk:
zu
    bringen. Ich wußte, daß Tony Chuckie umgebracht
    hatte, aber noch hatte ich nicht rausgefunden, wer
    Stovall getötet hatte. Vielleicht war es dieselbe
    Person, aber wenn ich die Sache nicht richtig
    anpackte, war es sehr gut möglich, daß Lilys Name
    bis in alle Ewigkeit von diesem Idioten Clancey
    Willson durch den Dreck gezogen wurde.
    Ich wagte einen Vorstoß und sagte so beiläufig
    wie möglich: »Dieser Fall erinnert mich an den
    Stovall-Mord. Mann im Bett mit Kopfschuß. Hast du
    die Kugeln verglichen?«
    Er starrte mich an, als wäre mir plötzlich ein Beet
    wogender Narzissen auf dem Kopf gewachsen.
    »Denkst du, ich habe Scheiße im Hirn! Du bist nicht
    bei dem Wetter hergekommen, um mir so saublöde
    Fragen zu stellen.« Er gestikulierte zu den Fenstern,
    wo der Regen an die Scheiben klatschte und die
    vergilbten, stockfleckigen Papierrollos träge in der
    Brise flatterten.
    Ich veränderte meine Sitzposition auf dem
    ungemütlichen Stuhl mit der geraden Lehne.
    203
    »Warum besorgt ihr keine Polster für diese Stühle,
    Frank? Wo zum Teufel landen eigentlich meine
    Steuergelder?«
    Er holte tief Luft und ließ sie langsam wieder ab.
    »Du bist auch nicht für einen Rechenschaftsbericht
    über deine Steuergelder gekommen. Wir kennen uns
    schon lange, Hollis. Ich hab’ dich sogar gern, aber ich
    bin kein Einfaltspinsel. Du schneist hier nicht rein
    und willst mir weismachen, nur weil zwei Männer
    mit Kopfschuß im Bett liegen, sind sie von derselben
    Person umgebracht worden. Ich glaub’, ich spinne!
    Wie viele Stories hast du dieses Jahr über Leute
    geschrieben, die mit Kopfschuß im Bett gefunden
    wurden? Wenn du etwas weißt, dann raus damit!«
    Der große Bulle am Aktenschrank schnaubte laut.
    »Blödes Weibsstück. Ich werd’ nicht mehr!«
    Frank Brumfield drehte sich langsam um, lächelte
    ein kaltes, verkniffenes Lächeln und preßte durch die
    Zähne: »Willst du einen Blöden sehen? Schau mal in
    den Spiegel.«
    Ich starrte unschuldig den Fleck an der Decke an,
    den in der Ecke, und versuchte zu entscheiden, ob er
    wie
    Mae
    Wests
    Brust
    oder
    wie
    eine
    Querschnittszeichnung der Ozark Mountains aussah.
    Ich neigte gerade zur Mae-West-Theorie, als Frank
    damit fertig war, Barnett den Kopf zu waschen.
    204
    Mit knallrotem Kopf starrte der große Bulle zu
    Boden und nickte, »’tschuldigung, Lieutenant. Ich
    hab’ nur Spaß gemacht.«
    »Nein, hast du nicht. Du hast den Armleuchter
    gemacht. Kümmer dich gefälligst um deine Ablage
    und behalte deine großen Lauscher und deine
    dummen Kommentare für dich.« Seine Stimme klirrte
    wie ein Messer auf dem Schleifstein.
    »Hör mal, Frank, ich weiß, das Ganze klingt
    verrückt«, flüsterte ich, »aber laß die Kugel vom
    Stovall-Fall mit denen, die den Mann in der
    Fourteenth Street erledigt haben, von der Ballistik
    vergleichen. Das kann doch nicht schaden.«
    Franks Augen verengten sich, und er beugte sich
    über seinen zerkratzten alten Eichenschreibtisch. »Du
    weißt etwas, was du mir nicht erzählst.«
    »Schon gut, Frank, ich sag’ dir die Wahrheit«, log
    ich, dann zuckte ich nervös zusammen, als in der
    Nähe ein Blitz einschlug. »Ich bin neulich nach dem
    Mord an Stovall an seiner Praxis in der Main Street
    vorbeigefahren – einfach, um einen Eindruck von
    dem Haus zu bekommen –, und als ich vorbeifuhr,
    sah ich einen Mann herauskommen, auf den die
    Beschreibung in der Zeitung von dem Mann paßte,
    der gestern ermordet wurde. Hast du übrigens schon
    einen Namen für ihn?«
    205
    »Charles Peterson.« Er blickte scheel und schürzte
    abfällig die Oberlippe. »Selbst für eine Reporterin
    hast du wirklich ein erstaunliches Gedächtnis, Hollis,
    wenn du dich an einen Mann erinnerst, den du vor
    ein paar Tagen auf der Straße gesehen hast, und ihn
    mehrere Tage später mit einer vagen Beschreibung
    eines Mannes in Verbindung bringst, der am anderen
    Ende der Stadt ermordet wurde. Also, das finde ich
    doch beachtlich!«
    Ich hatte den Anstand, zu erröten. »Er ist mir im
    Gedächtnis haftengeblieben, weil er komisch aussah
    und sich verdächtig benahm, Frank.«
    »Du bereitest mir Kopfschmerzen, Hollis.
    Entweder du sagst mir die Wahrheit, oder du scherst
    dich hier raus.«
    »Schon gut, schon gut. Ich ging in das Gebäude
    und traf den Mann, der aussah wie das weiße
    Kaninchen aus Alice im Wunderland, als er gerade aus
    Stovalls Praxis kam. Er sah aus wie ein Süchtiger.«
    Ich legte in meiner Manteltasche die Finger

Weitere Kostenlose Bücher