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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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bösartige Wachhündin,
    die auf dem Sofa zusammengerollt geschlafen hatte.
    »Nimmst du Reißaus?« Jasmine lachte.
    »Darauf kannst du Gift nehmen. Ich ruf dich an,
    sobald ich etwas rausgefunden habe. Weißt du, wo
    Tony sich rumtreibt?«
    Sie schüttelte den Kopf, dann sagte sie: »Er hat
    mal eine Kneipe erwähnt, die Grüner Papagei heißt.«
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    »Na, das vereinfacht die Sache wenigstens.« Ich
    nickte ihr zu, sammelte Anice ein, rannte im Galopp
    aus dem Haus zu Parks Auto, brachte es mit einem
    Fußtritt auf Touren und brauste kiesspritzend vom
    Parkplatz.
    Rote, grüne, lila und rosa Neonlichter blinkten hell
    im Regen, als ich Richtung Innenstadt fuhr. Der
    Harrisburg Boulevard sah nachts bei Regen besser
    aus – wie eine alternde Hure im trüben rosa Licht
    einer Bar nach etlichen Whiskeys in einer langen
    heißen Sommernacht.
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    Ich ließ mich vor der Polizeiwache nieder wie eine
    schillernde grüne Schmeißfliege auf einem besonders
    widerlichen Haufen unsäglicher Sauereien.
    »Sollen wir?« fragte ich Anice und deutete mit
    dem Kopf zu dem Gebäude, das mehr braune Schuhe
    beherbergte als eine Florsheim-Schuhfabrik. Sie
    nickte widerstrebend, also steckte ich sie in meinen
    Regenmantel, legte einen Sprint zur Tür hin und
    spritzte durch schwarze Pfützen, die den bläulichen
    Schein der Straßenlaternen spiegelten. Wir waren
    klatschnaß und meine Schuhe quatschten, als wir in
    den großen Raum schlenderten, in dem die
    Mordkommission residierte. Ein großer, stämmiger,
    abwaschwasserblonder Mann in zerknittertem
    blauem Nadelstreifenanzug und großen braunen
    Schnürschuhen stand vor einer Reihe zerschrammter
    hölzerner Aktenschränke, riß Schubladen auf und
    knallte sie wieder zu.
    Die einzige andere Person im Raum war ein
    sauberer, intelligent aussehender Mann in einem
    hellgrauen Anzug mit einem frisch gefalteten weißen
    Taschentuch in der Jackettasche, der an seinem
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    Schreibtisch saß. Er blickte von seinem Stapel Papiere
    auf und sagte ruhig: »He, Barnett, wie wär’s, wenn
    du mal ein bißchen halblang machst. Du kannst die
    Schubladen auch ohne Knallen zukriegen.«
    Der große Mann blickte finster, aber er nickte und
    schob die Schubladen langsam zurück in die
    Schränke, als er mit der Ablage fortfuhr.
    »Hallo, Frank.« Ich grinste den Mann im grauen
    Anzug charmant an und trat an seinen Schreibtisch.
    Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Hallo Hollis. Ich
    habe gehört, du hast Jerry Ingram zum Wahnsinn
    getrieben mit dem Stovall-Mord.«
    »Das will ich doch hoffen. Ich hätte das Gefühl,
    meine Sache als Reporterin nicht gut zu machen,
    wenn ich nicht irgendeinen Polypen zum Wahnsinn
    treiben würde. Übrigens, wo ist Ingram?«
    Er starrte nachdenklich. »Zu Hause, nehme ich an.
    Er hat letzte Nacht durchgearbeitet. Was treibt dich
    an einem solchen Abend vor die Tür?«
    »Eigentlich wollte ich was über den Mord in der
    Fourteenth Street wissen. Wer bearbeitet den?«
    »Ich. Warum?«
    »Pure Neugier.«
    Er verschränkte die Arme, neigte den Kopf, kniff
    ein Auge zu und schielte argwöhnisch. »Spuck’s aus.«
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    »Was ich an Informationen bekommen habe, war
    ziemlich dürftig, und ich würde gern wissen, wie ihr
    die Leiche überhaupt gefunden habt.«
    Seine Arme blieben verschränkt, und seine Miene
    veränderte sich nicht. »Jemand hat gesungen.«
    »Mann oder Frau?«
    »Ein Mann.«
    »Um wieviel Uhr?«
    »Um Mitternacht herum. Der Kerl war noch nicht
    lange tot, als wir kamen. Was soll das alles, Hollis?«
    Ich zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht, noch
    nicht. Der Reporter, der über die Story für die Times
    berichtet, sagte, es sähe nach einem Profi aus, Frank.
    Profis machen sich normalerweise nicht die Mühe,
    der Polizei einen Tip über die Leiche zu geben.«
    »Wir wissen nicht, ob es der Mörder war, der
    gesungen hat. Vielleicht war es nur ein neugieriger
    Nachbar, der nichts damit zu tun haben wollte.«
    »Aber das ergibt doch auch keinen Sinn, Frank.
    Houston ist eine sehr kleine Stadt. Die Leute hier
    haben keine Angst wie in New York oder Chicago,
    mit einem Verbrechen in Verbindung gebracht zu
    werden. Es gefällt ihnen, wenn ihr Name in der
    Zeitung erwähnt wird. Hast du die Nachbarn denn
    eigentlich befragt?«
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    »Selbstverständlich haben wir die Nachbarn
    befragt«, kläffte er. »Alle haben behauptet, sie hätten
    nichts gehört.«
    Es war ein Drahtseilakt. Ich konnte ihm nichts
    erzählen, ohne mich in eine hübsche Bredouille

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