Krumme Touren in Texas
über
Kreuz. Es war ja eigentlich nicht wirklich gelogen,
nur ein paar Details der Geschichte weggelassen, um
die Sache zu vereinfachen.
»Gut«, sagte Frank gedehnt. »Tun wir
spaßeshalber mal so, als ob ich dir diesen Teil der
Geschichte abkaufe – was ich nicht tue. Das verrät
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mir immer noch nicht, warum du denkst, dieser
Mann war Charles Peterson.«
»Nur so eine Ahnung, wirklich. Es schadet nichts,
die Kugeln zu vergleichen, oder?«
»Na schön. Mal angenommen, du lügst nicht wie
gedruckt, was ich zufällig glaube, und Stovall und
Peterson sind von ein und derselben Person ermordet
worden. Das bedeutet nur, daß Charlotte Charles
zwei Leute umgebracht hat. Sie hatte eine Affäre mit
Stovall, und als er Schluß machen wollte, tötete sie
ihn. Dieser Charles Peterson wußte, daß sie es war,
also legte sie ihn auch um.«
Ich rieb mir die Augen und das Gesicht. »Wirst du
die Kugeln vergleichen? Ich habe dir schon einmal
geholfen, Frank. Die Aufklärung der Sache mit den
verschwundenen Gewehren letztes Jahr ist dir voll als
Verdienst angerechnet worden, und ich habe der
Polizei eine Menge Peinlichkeiten erspart, indem ich
nicht die ganze Geschichte veröffentlicht habe. Bei
dieser Sache habe ich auch so eine Ahnung. Ich
denke, es steckt mehr dahinter, als wir im
Augenblick erkennen können. Also tu mir den
Gefallen und laß’ die Kugeln überprüfen, und ich
gebe dir alles, was ich erfahre, wenn es an der Zeit
ist. Versprochen.«
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Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und
schloß die Augen, als betete er um Beistand. »In
Ordnung. Ich laß’ die Kugeln untersuchen. Jetzt zieh
aber endlich Leine, ich hab’ zu tun.«
»Danke, Frank, du wirst es nicht bereuen«, sagte
ich. Ich war mürbe und wünschte, ich könnte ihm
das, was ich wußte, vor die Füße werfen, aufstehen
und gehen. Wenn ich beweisen könnte, daß Stovall
mit derselben Waffe getötet wurde wie Chuckie,
könnte ich wohl Schlangenauge die Morde in die
Schuhe schieben und genug Staub aufwirbeln über
Schwester Jasmine, Erpressung, Heroin und
gewissenlose Ärzte, um Charlottes Namen
reinzuwaschen. Das würde mir genügend Luft geben,
Clancey Willson in die Mangel zu nehmen, damit er
Lily in Ruhe ließ. Vielleicht hätte ich dann sogar die
Zeit, Dreck über ihn auszugraben, damit zur
Abwechslung ich ihm die Pistole auf die Brust setzen
konnte. Mir war klar, Versprechen hin oder her,
Willson würde die Sache mit Lily nicht ruhenlassen.
Jedesmal, wenn er zukünftig etwas brauchte, würde
er seine Drohung wieder aufwärmen. Heiliges
Kanonenrohr, ich konnte Politiker nicht ausstehen.
Ich las Anice auf. »Wo gehst du jetzt hin?« fragte
Frank.
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»Ich denke, ich spreche mit Stovalls Witwe.
Vielleicht weiß sie etwas, was sie der Polizei nicht
erzählen wollte.«
Frank griff zum Stift und nahm das oberste Papier
vom Stapel. »Ruf mich an, wenn du etwas in
Erfahrung bringst. Ich gebe dir Bescheid, was die
Ballistik meint.«
Ich atmete erleichtert auf, drehte mich um und
ging. Im Flur hielt ich am Wasserkühler, um einen
Pappbecher mit Wasser für Anice zu zapfen.
Wir steuerten schnurstracks das nächste Café in
der Straße an und gingen rein, um das Münztelefon
zu benutzen. Als erstes rief ich Maury McIntyre an,
einen Freund von mir, der für die Times über Politik
berichtete. Er nahm nach dem ersten Klingeln ab.
»Ich brauche Dreck«, sagte ich nach dem üblichen
Austausch von Höflichkeiten.
Maury lachte. »Über wen?«
»Clancey Willson.«
Am anderen Ende der Leitung war es still.
»Maury? Bist du noch dran?«
»Klar, ich bin dran. Wozu brauchst du den
Dreck?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Tut mir leid.«
»Okay. Was für Dreck?« fragte er.
»Den übelsten, der dir einfällt.«
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»Es geht seit Jahren ein Gerücht um, daß er auf
Kinder steht.« Er machte eine Pause.
»Mädchen?«
»Beides.«
»Du machst Witze!« Ich pfiff leise.
»Nein, mache ich nicht.«
»Weiß irgend jemand Genaueres darüber?«
»Nicht, daß ich wüßte. Allerdings habe ich gehört,
daß vor ein paar Jahren ein Mädchen ihn anhand
eines Fotos in der Zeitung identifiziert hat«, sagte er.
»Was ist passiert?«
»Am Ende verweigerte sie die Aussage. Ihre Eltern
haben wahrscheinlich Schweigegeld bekommen.«
»Wo ist das Mädchen jetzt?« fragte ich.
»Das weiß keiner. Die Familie ist kurz danach
weggezogen, und man hat nie wieder etwas von
ihnen
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