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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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über
    Kreuz. Es war ja eigentlich nicht wirklich gelogen,
    nur ein paar Details der Geschichte weggelassen, um
    die Sache zu vereinfachen.
    »Gut«, sagte Frank gedehnt. »Tun wir
    spaßeshalber mal so, als ob ich dir diesen Teil der
    Geschichte abkaufe – was ich nicht tue. Das verrät
    206
    mir immer noch nicht, warum du denkst, dieser
    Mann war Charles Peterson.«
    »Nur so eine Ahnung, wirklich. Es schadet nichts,
    die Kugeln zu vergleichen, oder?«
    »Na schön. Mal angenommen, du lügst nicht wie
    gedruckt, was ich zufällig glaube, und Stovall und
    Peterson sind von ein und derselben Person ermordet
    worden. Das bedeutet nur, daß Charlotte Charles
    zwei Leute umgebracht hat. Sie hatte eine Affäre mit
    Stovall, und als er Schluß machen wollte, tötete sie
    ihn. Dieser Charles Peterson wußte, daß sie es war,
    also legte sie ihn auch um.«
    Ich rieb mir die Augen und das Gesicht. »Wirst du
    die Kugeln vergleichen? Ich habe dir schon einmal
    geholfen, Frank. Die Aufklärung der Sache mit den
    verschwundenen Gewehren letztes Jahr ist dir voll als
    Verdienst angerechnet worden, und ich habe der
    Polizei eine Menge Peinlichkeiten erspart, indem ich
    nicht die ganze Geschichte veröffentlicht habe. Bei
    dieser Sache habe ich auch so eine Ahnung. Ich
    denke, es steckt mehr dahinter, als wir im
    Augenblick erkennen können. Also tu mir den
    Gefallen und laß’ die Kugeln überprüfen, und ich
    gebe dir alles, was ich erfahre, wenn es an der Zeit
    ist. Versprochen.«
    207
    Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und
    schloß die Augen, als betete er um Beistand. »In
    Ordnung. Ich laß’ die Kugeln untersuchen. Jetzt zieh
    aber endlich Leine, ich hab’ zu tun.«
    »Danke, Frank, du wirst es nicht bereuen«, sagte
    ich. Ich war mürbe und wünschte, ich könnte ihm
    das, was ich wußte, vor die Füße werfen, aufstehen
    und gehen. Wenn ich beweisen könnte, daß Stovall
    mit derselben Waffe getötet wurde wie Chuckie,
    könnte ich wohl Schlangenauge die Morde in die
    Schuhe schieben und genug Staub aufwirbeln über
    Schwester Jasmine, Erpressung, Heroin und
    gewissenlose Ärzte, um Charlottes Namen
    reinzuwaschen. Das würde mir genügend Luft geben,
    Clancey Willson in die Mangel zu nehmen, damit er
    Lily in Ruhe ließ. Vielleicht hätte ich dann sogar die
    Zeit, Dreck über ihn auszugraben, damit zur
    Abwechslung ich ihm die Pistole auf die Brust setzen
    konnte. Mir war klar, Versprechen hin oder her,
    Willson würde die Sache mit Lily nicht ruhenlassen.
    Jedesmal, wenn er zukünftig etwas brauchte, würde
    er seine Drohung wieder aufwärmen. Heiliges
    Kanonenrohr, ich konnte Politiker nicht ausstehen.
    Ich las Anice auf. »Wo gehst du jetzt hin?« fragte
    Frank.
    208
    »Ich denke, ich spreche mit Stovalls Witwe.
    Vielleicht weiß sie etwas, was sie der Polizei nicht
    erzählen wollte.«
    Frank griff zum Stift und nahm das oberste Papier
    vom Stapel. »Ruf mich an, wenn du etwas in
    Erfahrung bringst. Ich gebe dir Bescheid, was die
    Ballistik meint.«
    Ich atmete erleichtert auf, drehte mich um und
    ging. Im Flur hielt ich am Wasserkühler, um einen
    Pappbecher mit Wasser für Anice zu zapfen.
    Wir steuerten schnurstracks das nächste Café in
    der Straße an und gingen rein, um das Münztelefon
    zu benutzen. Als erstes rief ich Maury McIntyre an,
    einen Freund von mir, der für die Times über Politik
    berichtete. Er nahm nach dem ersten Klingeln ab.
    »Ich brauche Dreck«, sagte ich nach dem üblichen
    Austausch von Höflichkeiten.
    Maury lachte. »Über wen?«
    »Clancey Willson.«
    Am anderen Ende der Leitung war es still.
    »Maury? Bist du noch dran?«
    »Klar, ich bin dran. Wozu brauchst du den
    Dreck?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Tut mir leid.«
    »Okay. Was für Dreck?« fragte er.
    »Den übelsten, der dir einfällt.«
    209
    »Es geht seit Jahren ein Gerücht um, daß er auf
    Kinder steht.« Er machte eine Pause.
    »Mädchen?«
    »Beides.«
    »Du machst Witze!« Ich pfiff leise.
    »Nein, mache ich nicht.«
    »Weiß irgend jemand Genaueres darüber?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Allerdings habe ich gehört,
    daß vor ein paar Jahren ein Mädchen ihn anhand
    eines Fotos in der Zeitung identifiziert hat«, sagte er.
    »Was ist passiert?«
    »Am Ende verweigerte sie die Aussage. Ihre Eltern
    haben wahrscheinlich Schweigegeld bekommen.«
    »Wo ist das Mädchen jetzt?« fragte ich.
    »Das weiß keiner. Die Familie ist kurz danach
    weggezogen, und man hat nie wieder etwas von
    ihnen

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