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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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Zähne, die im Licht glänzen, blenden mich.
    Schon die Vorstellung macht mich nervös. Viel zu
    kultiviert für mich.«
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    Sie lachte und gab mir einen Knuff in die Rippen.
    »Wir sollten schlafen. Wir müssen gut ausgeruht sein,
    wenn wir heute abend einen Mörder zur Strecke
    bringen wollen.« Sie schwieg einen Moment. »Meinst
    du, es wird gefährlich – mit einem Mörder zu
    sprechen?«
    »Vermutlich nicht riskanter, als auf einer Party im
    River Oaks Country Club das falsche Kleid zu
    tragen.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß es so schlimm
    werden könnte!« keuchte sie.
    Ich beruhigte sie. »Wir sagen ihm einfach nicht,
    daß wir wissen, daß er ein Mörder ist. Wir
    arrangieren nur, daß er sich mit Schwester Jasmine
    trifft. Das ist alles.«
    »Das klingt ziemlich harmlos.«
    »Wird schon schiefgehen. Das einzige, was mir
    Sorgen macht, ist Big Kate.«
    »Wer ist Big Kate?«
    »Wart’s ab. Du wirst staunen.«
    Um sieben Uhr abends saß ich mit Charlotte und
    Park in meinem Wohnzimmer und wartete auf Lily.
    Sie war gegen drei nach Hause gefahren, um sich für
    unseren Abend im Grünen Papagei umzuziehen. Der
    Regen trommelte immer noch an die Fenster – ein
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    tropisches Unwetter war aufgezogen und hockte
    über Houston wie die Henne auf den Eiern.
    Park goß je einen großzügigen Schuß Jack Daniels
    aus einer Karaffe in drei Lowball-Gläser und
    schüttete Ginger-Ale dazu. »Charlotte und ich haben
    besprochen, nach New York zu fahren, wenn diese
    ganze Sache vorbei ist. Sie war noch nie da«, sagte er
    und reichte die Drinks herum.
    »Ich finde, das ist eine prima Idee«, sagte ich und
    sah Charlotte an. »Es wird dir guttun, mal aus der
    Stadt rauszukommen.«
    »Falls diese Geschichte jemals ein Ende hat. Ich bin
    fertig mit den Nerven«, murrte sie.
    »Es ist erst ein paar Tage her. Und wenn die
    Polizei feststellt, daß die Kugeln von dem Mord an
    Stovall und Chuckie aus derselben Waffe stammen,
    dann brauche ich nur noch Tony Garcia zu
    verpfeifen, und du bist aus dem Schneider.« Und ich
    könnte meinen Urlaub fortsetzen, dachte ich und
    träumte von Lily.
    »Wie willst du auspacken, ohne Ärger zu kriegen?
    Du warst Zeugin eines Mordes und hast es nicht
    gemeldet«, sagte Charlotte.
    »Ich ziehe einfach den alten Informantentrick aus
    dem Hut. Jemand hat mir von ihm erzählt, und ich
    weigere mich, den Namen meiner Quelle zu nennen.
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    Dafür kriege ich wahrscheinlich nur sechs Monate«,
    sagte ich unbekümmert und fragte mich, ob ich
    endgültig den Verstand verloren hatte. Anscheinend
    hatte ich in den letzten Tagen nichts Besseres zu tun
    gehabt, als in der Stadt herumzulaufen und ein
    Gesetz nach dem anderen zu brechen. Ich wußte, daß
    ich es nur zum Wohle aller Betroffenen tat, aber ich
    war zuversichtlich, daß die Polizei das anders sehen
    würde. Meine Nerven klapperten wie Würfel im
    Becher.
    »Meinst du wirklich, daß das ganze bald vorbei
    ist?« Charlotte sah mich hoffnungsvoll an.
    »Aber sicher«, beteuerte ich wie ein Säufer, der für
    den Kongreß kandidiert.
    Draußen vor dem Haus hupte es. Ich kippte
    meinen Drink und zog den Trenchcoat an. »Gehabt
    euch wohl. Paßt für mich auf Anice auf«, sagte ich
    vornehm, segelte aus der Tür und lief zu dem großen
    gelben Packard Cabrio, der am Bordstein parkte.
    »Wir nehmen mein Auto. Der Mechaniker hat es
    vor einer Stunde zurückgebracht«, sagte ich zu Lily,
    als sie das Fenster runterkurbelte.
    »Nein, laß uns meins nehmen. Ich habe es seit
    Monaten nicht gefahren. Bitte?« Sie lächelte, und ich
    war geliefert.
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    Sie war so glücklich, in ihrem Auto zu sitzen, daß
    ich es nicht über mich brachte, nein zu sagen. Bei ihr
    konnte ich sowieso fast nie nein sagen.
    Ich lief um den Wagen herum und krabbelte auf
    den Beifahrersitz. Um ehrlich zu sein, ich hatte eine
    Höllenangst vor ihren Fahrkünsten. Sie haute
    krachend den Gang rein und trat das Gaspedal durch.
    Ich lotste sie und hielt mich während der ganzen
    Fahrt angstschlotternd an meinen Knien fest. Sie
    trällerte die Schlager im Radio mit und unterhielt sich
    mit mir, so daß sie nicht einen einzigen Blick auf die
    Straße warf. Während sie fröhlich sang, flogen wir
    durch die Stadt, rasten mit kreischenden Reifen über
    rote Ampeln, bretterten über Bordsteinkanten, fuhren
    Slalom um Passanten und waren in Rekordzeit an der
    Fahrrinne im Bayou.
    »Wir hätten nicht mit diesem Wagen kommen
    sollen«, sagte ich durch die Zähne und bemühte
    mich,

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