Krumme Touren in Texas
meine Kiefer wieder auseinanderzubekommen.
Auf dem Parkplatz standen lauter zerbeulte alte A-
und T-Modell-Autos und Lastwagen. Ein paar
Wagen waren neuere Modelle, aber keiner war
jünger als Baujahr ‘33, und natürlich war kein
nagelneuer gelber Packard dabei. Lily schoß vor und
zurück in eine Parklücke, bis mir schlecht war von
dem Geschaukel.
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»Das paßt. Bleib einfach so stehen«, sagte ich mit
Piepsstimme.
»Alles in Ordnung, Liebling?« Mit einem
beruhigenden Lächeln tätschelte Lily meine Hand.
Ich deutete auf all die Rostlauben um uns herum.
»Wir hätten meinen Wagen nehmen sollen. Ich habe
das Gefühl, wir fallen auf wie ein Büstenhalter am
FKK-Strand.«
»Sei nicht albern. Kein Mensch wird auch nur die
geringste Notiz von uns nehmen.« Sie warf einen
Blick in den Spiegel, um ihren Hut mit der spitzen
Krone und der kühn geschwungenen Krempe
zurechtzurücken, bis er in steilem Winkel über ihrem
rechten
Auge
saß.
Ihr
rotgestreiftes
Seidenbolerokleid hatte wahrscheinlich mehr
gekostet als ein kompletter Winterfeldzug im
Weltkrieg gegen Deutschland. »Von mir aus kann’s
losgehen.«
Ihre Augen blitzten bei der Aussicht auf
Abenteuer. Meine Augen tränten bei der Vorstellung,
wieder eins über den Schädel zu bekommen.
»Na schön, gehen wir.«
Wir liefen durch die Tümpel auf dem schlammigen
Schotterparkplatz unter die Markise neben dem
riesigen grünen Neonpapagei, der am Eingang
blinkte.
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Big Kate stand hinter der Tür, als wir reingingen.
Sie war mindestens einsneunzig, ohne die großen
braunen Schnürschuhe, und wog mindestens hundert
Kilo ohne den Schlagstock. Kein Muskel zuckte in
ihrem brutalen Gesicht, als die Tür hinter uns
zuschlug. Sie hatte nicht einen Nerv irgendwo im
Körper. Das letzte Mal, daß sie etwas gezeigt hatte,
das auch nur entfernt einer Gefühlsregung ähnelte,
war vermutlich ein klitzekleines Aufleuchten
schadenfroher Befriedigung in den Augen, daß sie es
geschafft hatte, vollkommen geräuschlos einem
Mann das Genick mit bloßen Händen zu brechen. Für
sie war es bestimmt nichts anderes, als für das
Sonntagsessen mit dem Prediger einem Hähnchen
den Hals umzudrehen.
»Hallöchen, Kate«, sagte ich einschmeichelnd. »Ist
der Rock neu, den du trägst?«
Sie grinste höhnisch und brummte.
Lily umklammerte meinen Arm so fest, daß die
Blutzufuhr zu meiner Hand jäh unterbrochen wurde.
»Mein Daumen stirbt gleich ab«, flüsterte ich,
während ich versuchte, ihre Finger loszustemmen.
Sie lächelte Kate schwach zu, als ich die beiden
miteinander bekanntmachte. Ein tiefes Geräusch
entrang sich Kates Kehle, wie bei einem hungrigen
Gorilla, der eine größere Portion Bananen verlangt.
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»Tut mir leid, Kate. Sie ist vergeben.« Ich lächelte
und zerrte Lily zur Bar.
Die meisten Männer im Lokal waren von den
Schiffen der Handelsmarine, die an den öffentlichen
Kais im Hafen von Houston ihre Fracht löschten oder
neue aufnahmen. Der Hafen hatte Houston in nur
hundert Jahren von einer einzigen kleinen Holzhütte
in eine moderne Großstadt verwandelt. Damals war
das, was heute der Schiffahrtsweg ist, einfach nur der
Buffalo Bayou. Doch der Fluß wurde ausgebaggert,
tiefer und breiter gemacht – und Houston
entwickelte sich zu einer Hafenstadt von
internationalem Format. Legionen von Huren und
Ströme von Whiskey waren erforderlich, um den
tätowierten Männern, die mit den Gezeiten ein und
aus fluteten, das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Wie durch Zauberhand tauchte John Kent neben
mir auf und führte uns zu einem Tisch nahe der Ecke.
Sein weißer Tropenanzug war makellos, und er
lächelte liebenswürdig, als er uns die Plätze anwies
und mit einem Fingerschnippen Drinks beim
Barkeeper bestellte. »Brandy mit Soda recht?«
»Wunderbar.« Lily erwiderte sein Lächeln.
Er zog sich einen Stuhl heran, machte es sich
bequem und plauderte zwanglos über das
Regenwetter, bis unsere Drinks kamen. »Also, was
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führt euch in den Papagei? Immer noch auf der Suche
nach dem Mann, den ihr neulich gesucht habt?«
»Nein. Tatsache ist, er ist schon tot. Ich suche nach
dem Mann, der ihm das Hirn weggeblasen hat. Ich
habe gehört, er treibt sich manchmal hier herum.«
Er nickte gelassen. »Du hast doch nicht vor, uns
die Bullen herzuschicken?«
»Nein, ich will ihm nur etwas ausrichten lassen.«
»Wer ist es?«
»Tony Garcia. Ein großer Mann mit Silberaugen.«
»Klar. Er ist fast
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