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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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wußten gar nicht, wie ihnen
    geschah. Sie fielen zu Boden wie Pekannüsse in
    einem prasselnden Oktoberregen.
    »Oh, mein Gott!« keuchte Lily.
    Ich holte einmal tief muffige Luft, stand auf und
    kämpfte mich durch die Menge, bis ich hinter Tony
    Garcia stand. Ich biß die Zähne zusammen und tippte
    ihm auf den Rücken. Erst ließ er den Kopf des
    Trottels auf die Theke fallen, dann drehte er sich
    langsam um und fletschte die Zähne, daß sich mir
    jedes einzelne Haar am Körper sträubte.
    Ich krächzte: »Ich muß mit Ihnen sprechen.«
    »So? Worum geht’s?«
    »Schwester Jasmine.«
    Seine Augen verengten sich zu gefährlichen
    Schlitzen, und ich ging langsam rückwärts, bis ich
    irgend jemandem hinter mir auf die Zehen trat. Ich
    drehte mich nicht um und entschuldigte mich.
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    »Was ist mit Schwester Jasmine?« fragte er mit
    einer Stimme, die wie eine Motorradfehlzündung
    klang.
    »Sie will mit Ihnen sprechen.«
    »Vielleicht will ich nicht mit ihr sprechen.«
    »Vielleicht«, pflichtete ich ihm liebenswürdig bei
    und wollte wieder an unseren Tisch.
    Eine kräftige Hand schloß sich um meinen
    Oberarm, und ich wurde von dem großen,
    schlangenäugigen Mann herumgerissen.
    »Wo ist sie? Sie versteckt sich, stimmt’s? Läßt sich
    nicht mehr blicken. Ich hab’ sie schon gesucht. Ich
    war bei ihr, sie war nicht da.«
    »Nimm endlich deine gottverdammte Flosse
    weg«, sagte ich scharf.
    Er ließ meinen Arm los, nachdem er mich noch
    einmal kräftig geschüttelt hatte, nur um meine Zähne
    klappern zu hören. »Wo ist sie?« wiederholte er
    knurrend.
    »Ich weiß nicht, wo sie ist«, knurrte ich zurück.
    Er wollte mich wieder packen, aber ich zückte
    schnell meine treue Pistole aus dem Hosenbund und
    bohrte sie ihm in den Bauchnabel.
    »Wenn du wissen willst, was ein Loch im Bauch
    ist, nur zu, faß mich noch einmal an«, bellte ich.
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    Seine Lippen zogen sich über seine Zähne zurück.
    »Wie soll ich mit ihr sprechen, wenn ich nicht weiß,
    wo sie ist?«
    »Sie ruft mich jeden Tag an, um zu hören, ob ich
    dich gefunden habe. Wenn sie morgen anruft,
    werden wir etwas abmachen. Du gibst mir deine
    Telefonnummer, und ich rufe dich an, wenn ich mit
    ihr gesprochen habe.«
    »Nichts da.« Er grinste dreckig. »Du gibst ihr
    meine Nummer, sie kommt mir mit diesem großen
    Gorilla Bitsy auf die Hütte, und als nächstes wache
    ich tot auf. Ich rufe dich morgen um elf an.«
    »In Ordnung.« Ich langte in meine Tasche, zog
    mein Visitenkartenetui heraus und ließ es
    aufschnappen. »Nimm dir eine.«
    Er nahm die oberste Karte und las meine
    Nummer, seine Lippen bewegten sich langsam. Er
    blickte mich an, musterte mein Gesicht, nickte und
    glitt zurück in das Gewühl an der Theke.
    Meine Knie waren zu wacklig zum Gehen, deshalb
    stand ich mitten auf der Tanzfläche und bemühte
    mich, eine finstere Miene aufzusetzen, damit mich
    nicht noch jemand belästigte.
    Eine Hand packte mich von hinten am Arm, und
    ich schreckte zusammen wie ein nach zu vielen
    Hieben verblödeter Boxer.
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    »Wollen wir gehen, mein Schatz?« flüsterte Lily.
    »Es war ein wunderbarer Abend, aber wir müßten
    längst im Bett sein.«
    Ich nickte und ließ mich von ihr durch das
    Gedränge nach draußen führen. Wir rannten durch
    den Regen und sprangen ins Auto.
    »Wir müssen ein andermal wiederkommen, wenn
    wir länger bleiben können«, sagte sie ruhig, während
    sie den Winkel ihres Huts sorgfältig im Spiegel
    kontrollierte und auf den Starter drückte.
    Wir schossen vor und zurück, bis wir uns aus der
    Parklücke gefädelt hatten und Richtung Zentrum
    steuerten. Obwohl es nach meiner Uhr erst halb zehn
    war, fühlte ich mich, als hätte ich mehrere Tage in
    der Bar verbracht. Meine Nerven waren winzigkleine
    Mausefallen, die mir überall im Körper
    zuschnappten, und mein Nacken hatte mehr Knoten
    als ein Weihrauchkieferwald in Mississippi.
    »Hast du Fusel im Auto?« sagte ich
    selbstmitleidig.
    »Im Handschuhfach. Seit ich dich kenne, habe ich
    da immer einen Vorrat für den Notfall. Ich komme
    mir vor wie ein Bernhardiner«, erwiderte sie kühl.
    »Ah, du denkst auch an alles«, sagte ich
    anerkennend. Ich schlürfte genüßlich aus dem
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    silbernen Taschenfläschchen, dann wischte ich mir
    erleichtert die Stirn. »Willst du auch was?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich würde
    gern eine Tasse Kaffee trinken.«
    »Gute Idee. Laß uns einen Schlenker zum Harvey
    House im Union Bahnhof machen und

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