Krumme Touren in Texas
wußten gar nicht, wie ihnen
geschah. Sie fielen zu Boden wie Pekannüsse in
einem prasselnden Oktoberregen.
»Oh, mein Gott!« keuchte Lily.
Ich holte einmal tief muffige Luft, stand auf und
kämpfte mich durch die Menge, bis ich hinter Tony
Garcia stand. Ich biß die Zähne zusammen und tippte
ihm auf den Rücken. Erst ließ er den Kopf des
Trottels auf die Theke fallen, dann drehte er sich
langsam um und fletschte die Zähne, daß sich mir
jedes einzelne Haar am Körper sträubte.
Ich krächzte: »Ich muß mit Ihnen sprechen.«
»So? Worum geht’s?«
»Schwester Jasmine.«
Seine Augen verengten sich zu gefährlichen
Schlitzen, und ich ging langsam rückwärts, bis ich
irgend jemandem hinter mir auf die Zehen trat. Ich
drehte mich nicht um und entschuldigte mich.
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»Was ist mit Schwester Jasmine?« fragte er mit
einer Stimme, die wie eine Motorradfehlzündung
klang.
»Sie will mit Ihnen sprechen.«
»Vielleicht will ich nicht mit ihr sprechen.«
»Vielleicht«, pflichtete ich ihm liebenswürdig bei
und wollte wieder an unseren Tisch.
Eine kräftige Hand schloß sich um meinen
Oberarm, und ich wurde von dem großen,
schlangenäugigen Mann herumgerissen.
»Wo ist sie? Sie versteckt sich, stimmt’s? Läßt sich
nicht mehr blicken. Ich hab’ sie schon gesucht. Ich
war bei ihr, sie war nicht da.«
»Nimm endlich deine gottverdammte Flosse
weg«, sagte ich scharf.
Er ließ meinen Arm los, nachdem er mich noch
einmal kräftig geschüttelt hatte, nur um meine Zähne
klappern zu hören. »Wo ist sie?« wiederholte er
knurrend.
»Ich weiß nicht, wo sie ist«, knurrte ich zurück.
Er wollte mich wieder packen, aber ich zückte
schnell meine treue Pistole aus dem Hosenbund und
bohrte sie ihm in den Bauchnabel.
»Wenn du wissen willst, was ein Loch im Bauch
ist, nur zu, faß mich noch einmal an«, bellte ich.
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Seine Lippen zogen sich über seine Zähne zurück.
»Wie soll ich mit ihr sprechen, wenn ich nicht weiß,
wo sie ist?«
»Sie ruft mich jeden Tag an, um zu hören, ob ich
dich gefunden habe. Wenn sie morgen anruft,
werden wir etwas abmachen. Du gibst mir deine
Telefonnummer, und ich rufe dich an, wenn ich mit
ihr gesprochen habe.«
»Nichts da.« Er grinste dreckig. »Du gibst ihr
meine Nummer, sie kommt mir mit diesem großen
Gorilla Bitsy auf die Hütte, und als nächstes wache
ich tot auf. Ich rufe dich morgen um elf an.«
»In Ordnung.« Ich langte in meine Tasche, zog
mein Visitenkartenetui heraus und ließ es
aufschnappen. »Nimm dir eine.«
Er nahm die oberste Karte und las meine
Nummer, seine Lippen bewegten sich langsam. Er
blickte mich an, musterte mein Gesicht, nickte und
glitt zurück in das Gewühl an der Theke.
Meine Knie waren zu wacklig zum Gehen, deshalb
stand ich mitten auf der Tanzfläche und bemühte
mich, eine finstere Miene aufzusetzen, damit mich
nicht noch jemand belästigte.
Eine Hand packte mich von hinten am Arm, und
ich schreckte zusammen wie ein nach zu vielen
Hieben verblödeter Boxer.
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»Wollen wir gehen, mein Schatz?« flüsterte Lily.
»Es war ein wunderbarer Abend, aber wir müßten
längst im Bett sein.«
Ich nickte und ließ mich von ihr durch das
Gedränge nach draußen führen. Wir rannten durch
den Regen und sprangen ins Auto.
»Wir müssen ein andermal wiederkommen, wenn
wir länger bleiben können«, sagte sie ruhig, während
sie den Winkel ihres Huts sorgfältig im Spiegel
kontrollierte und auf den Starter drückte.
Wir schossen vor und zurück, bis wir uns aus der
Parklücke gefädelt hatten und Richtung Zentrum
steuerten. Obwohl es nach meiner Uhr erst halb zehn
war, fühlte ich mich, als hätte ich mehrere Tage in
der Bar verbracht. Meine Nerven waren winzigkleine
Mausefallen, die mir überall im Körper
zuschnappten, und mein Nacken hatte mehr Knoten
als ein Weihrauchkieferwald in Mississippi.
»Hast du Fusel im Auto?« sagte ich
selbstmitleidig.
»Im Handschuhfach. Seit ich dich kenne, habe ich
da immer einen Vorrat für den Notfall. Ich komme
mir vor wie ein Bernhardiner«, erwiderte sie kühl.
»Ah, du denkst auch an alles«, sagte ich
anerkennend. Ich schlürfte genüßlich aus dem
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silbernen Taschenfläschchen, dann wischte ich mir
erleichtert die Stirn. »Willst du auch was?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich würde
gern eine Tasse Kaffee trinken.«
»Gute Idee. Laß uns einen Schlenker zum Harvey
House im Union Bahnhof machen und
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