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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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erkennen.
    »Hier ist Anthony Carter. Könnte ich bitte mit Rachel Toledano sprechen?«
    Für diesen Anruf gab es eine einleuchtende Erklärung. Es war nur natürlich, daß die junge Frau mit dem Geschäftsführer der Familienstiftung Kontakt hielt.
    »Hallo Carter, hier spricht David Calderón.«
    »Sieh mal einer an, der Experte für gestohlene Pergamente und Paddelboote!« rief Carter mit ironischem Unterton, bevor er drohend zischte: »Jetzt hören Sie mir mal gut zu …«
    Doch David ließ sich nicht provozieren.
    »Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt, Carter. Rachel wird nicht ans Telefon kommen können.« Am anderen Ende der Leitung war Carter verstummt, weshalb David hinzufügte: »Es geht ihr nicht gut. Soll ich ihr etwas ausrichten, wenn sie aufwacht?«
    »Ist es was Ernstes?«
    »Ich glaube nicht. Sie braucht nur etwas Ruhe.«
    »Gut. Dann sagen Sie ihr, sie soll mich so bald wie möglich anrufen.«
    Kaum hatte Carter aufgelegt, rief David Bealfeld auf dem Handy an, damit er ihn ablöste. Ihm blieb nur noch eine gute Stunde bis zu seiner Verabredung mit Gabriel Lazo, |343| und er wollte vorher noch etwas essen und seine Gedanken ordnen.
    Kurz darauf kam der Kommissar herein und streckte ihm einen Zettel hin.
    »Hier haben Sie die Nummer von Jonathan Lee.«
    »Sagen Sie bloß nicht, daß unsere Jungs seit neuestem effizient arbeiten!«
    »Nein, nein, die Nummer haben alte Freunde von mir besorgt. Hier haben Sie auch Ihre Kamera. Ich habe das Foto dieses Kerls schon verschickt.«
    David überlegte, ob er ihm erzählen sollte, wer Rachel angerufen hatte, entschied sich dann aber dagegen. Er war mißtrauisch geworden. So fragte er nur:
    »Haben Sie auch die Genehmigung bekommen, in den Krater hinabzusteigen? Ich frage wegen Rachel. Sie macht sich wahrscheinlich große Sorgen um ihre Mutter. In ihrem Inneren muß es gewaltig brodeln. Sonst wäre sie sicher nicht zusammengebrochen.«
    »Ich hab’s versucht und war noch einmal mit Gutiérrez im Kreuzgang der Kathedrale, wo sie die Monstranz zusammensetzen. Es ist zum Verzweifeln. Sosehr ich auch darauf dränge, immer heißt es, die Bergung könne nicht schneller vonstatten gehen und es gebe ja keine Beweise, daß Sara sich wirklich dort unten befinde. Immerhin haben sie angefangen, das Pflaster auf der Plaza Mayor aufzureißen, und am Montag soll der Platz mit einem geodätischen Radar untersucht werden. Sie meinen, man müsste diese Resultate abwarten.«
    »Wenn wir wenigstens irgendwie beweisen könnten, daß Sara dort unten ist. Dann sähe alles anders aus …«
    »Sicher … Was ist eigentlich mit dem ausgelegten Köder? Hat schon jemand angebissen?«
    David zögerte, ob er Bealfeld von seiner Verabredung mit Gabriel Lazo erzählen sollte. Sie geheimzuhalten war nicht gerade vernünftig. Doch so wie die Dinge lagen, war es wohl besser, nicht zu vertrauensselig zu sein.
    »Ich weiß nicht, ob es eine so gute Idee war, in den Fernsehnachrichten |344| aufzutreten. Na ja, ich geh dann mal was essen.«
    Kaum war er in seinem Zimmer, rief David die Nummer an, die Bealfeld ihm besorgt hatte.
    »Könnte ich bitte mit Jonathan Lee sprechen?«
    »Einen Moment. Wer spricht da?« fragte eine Frauenstimme.
    »David Calderón … der Sohn von Pedro Calderón.«
    Es dauerte nicht lange, bis er Jonathan selbst am Apparat hatte.
    »David, wie schön! Wie lange haben wir schon nichts mehr voneinander gehört! Wie geht es dir?«
    »Mir geht’s gut, danke. Und dir hoffentlich auch! Entschuldige, daß ich direkt zur Sache komme, aber ich bin in Spanien und brauche deine Hilfe. Es ist sehr dringend.«
    »Leg los.«
    »Du lagst doch lange mit meinem Vater im selben Zimmer der NS A-Klinik . Erinnerst du dich, dort einen sehr dünnen Typen gesehen zu haben, der beim Gehen den Körper ganz komisch seitwärts wendet?«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
    »Jonathan, bist du noch dran?«
    »Ja … Entschuldige, David, aber ich glaube, darüber sollten wir nicht am Telefon sprechen.«
    »Ich weiß, Jonathan, ich weiß. Ich würde dich auch nicht danach fragen, wenn es nicht sehr, sehr dringend wäre.«
    »Das hat mit dem zu tun, was mit dem Papst passiert ist, oder?«
    »Woher weißt du das?« fragte David überrascht.
    »Weil dein Vater auch so geredet hat. Er hat genauso gestammelt wie der Papst am Ende seiner Rede. Ich habe es im Fernsehen gesehen.«
    Aus Lees zurückhaltenden Worten glaubte David Angst herauszuhören. Oder bildete er sich das nur ein, weil ihn selbst die

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