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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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Schlüssel lieferten. Man hat mir im Untergeschoß neben dem Museum ein kleines Arbeitszimmer überlassen, um die Ausstellung über Herrera vorbereiten zu können. Ich sage dem Sicherheitsdienst Bescheid, damit sie die Alarmanlage ausstellen und uns die beiden jungen Männer schicken, die sie mir zugesagt haben.«
    Sobald sie die Kirche verlassen hatten, verzog sich Minsperts Komplize in eine Ecke, preßte seinen Mund ganz nah ans Mikrophon und flüsterte:
    »Was soll ich tun?«
    »Sie gehen ins Untergeschoß«, setzte James Minspert ihn vom Lieferwagen aus in Kenntnis. »Entsichere die Waffe in der Kamera und geh ihnen nach. Versuch den beiden Sicherheitskräften |470| aus dem Weg zu gehen, aber falls dich einer von ihnen aufhalten will, dann knall ihm eine vor den Latz, daß ihm Hören und Sehen vergeht und er seinen Kollegen nicht warnen kann. Wenn’s irgendwie geht, laß sie am Leben.«
    »Und wenn ich in die Klemme gerate?«
    »Dann fackele nicht lange. Denk daran: wenn du geschnappt wirst, kriegst du keinerlei offizielle Unterstützung. Uns gibt es nicht und hat es nie gegeben.«
    Von seiner Ecke aus beobachtete der rothaarige Agent den Wachmann, der auf den Architekten und seine Begleiter zutrat und dann einen Schlüsselbund hervorzog, um ihnen die Tür zum Untergeschoß zu öffnen.
    »Wenn Sie fertig sind, Señor Maliaño, rufen Sie an, damit ich Ihnen aufschließe«, sagte er, bevor er wieder hinter ihnen abschloß und sich nach einem Stuhl umsah, auf den er sich niederlassen konnte.
    Im selben Moment trat Minsperts Mann hinter seiner Säule vor und hielt ihm von hinten mit einer Hand den Mund zu. Mit der anderen packte er seinen rechten Arm und verdrehte ihn ihm so lange, bis er das Knacken des splitternden Knochens hörte und der junge Kerl bewußtlos in die Knie sank. Dann riß er ihm die Schlüssel aus der Hand, stieß eine kleine Dienstbotenkammer auf, nahm ihm die Handschellen vom Gürtel und fesselte und knebelte ihn. Er wollte gerade abschließen, da hörte er hinter sich eine Stimme.
    »Was machen Sie da? Hände hoch! Keine Bewegung!«
    Er hatte nicht damit gerechnet, daß der zweite Wachmann so nahe sein würde. Die Kamera im Anschlag, drehte er sich langsam um, richtete das Laservisier auf die Stirn seines Gegners und drückte ab. Mit einem leisen Brummen grub sich die Kugel genau zwischen dessen Augen und ließ ihn nach hinten kippen. Der Killer schleifte ihn in den Abstellraum zu seinem Kollegen, schloß ab und machte sich dann auf den Weg in den Keller.
    Nachdem er die steile Treppe hinabgestiegen war, kalkulierte er die ihm noch verbleibenden Minuten. Von jetzt an war es |471| ein Wettlauf mit der Zeit, denn wenn die anderen Wachleute versuchen würden, mit ihren beiden ausgeknockten Kollegen Kontakt aufzunehmen, und keine Antwort bekämen, würden sie augenblicklich herbeigelaufen kommen. Und dann säße er in der Falle.
    Er blieb stehen, als er auf einmal Rachel, David und Maliaño vor sich sah, die einige Meter vor ihm einen langen, engen Gang entlanggingen. An den Wänden hingen überall Haken, Taue und Seilrollen, so daß man den Eindruck bekommen konnte, man befände sich auf dem Weg zum Schafott. Ihre langen Schatten huschten über die Gewölbebogen, deren Granitstein an eine Krypta erinnerte.
    Die drei erreichten eine graue Stahltür. Der Architekt bat Rachel, seinen Stock zu halten, drückte die schwere Tür auf und ließ ihnen dann den Vortritt. In seinem Arbeitszimmer standen drei große Schreibtische, auf denen sich Pläne, Papiere und Bücher häuften. Maliaño zeigte auf die Stühle unter dem Lichtkegel einer tiefhängenden Deckenlampe und ging dann zum Tresor. Er stellte die Kombination ein, öffnete ihn und holte einige alte Dokumente heraus, die er auf einem der Tische ausbreitete.
    »Seht euch das an«, sagte er. »Dies hier stammt von Herrera höchstpersönlich. Es ist eine Rarität. Zwar wurden für den Escorial massenweise Pläne gezeichnet, aber dennoch sind kaum Entwürfe gefunden worden, die er selbst angefertigt hat. Dabei hatte er eine sehr geschickte Hand. Das macht das, was ich euch jetzt zeigen werde, sehr wertvoll. Und es hat noch eine andere Besonderheit: Es ist kein Plan für die Baumeister, sondern eine völlig spekulative, über die erfahrbare Wirklichkeit hinausgehende Skizze, die sich aus lauter Würfeln zusammensetzt. Und es gibt eine Stelle, die er mehrmals unterstrichen und mit einer Anmerkung versehen hat. Seht ihr hier? Könnt ihr lesen, was da

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