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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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daß viel mehr dahintersteckte. Und daß das, was Philipp II. selbst dazugeschrieben hatte,
Der letzte Schlüssel
, und sein Beharren, mit diesem Pergamentstück in der Hand zu sterben, auf ein weitaus größeres Rätsel hindeuteten.«
    »Sie wollen damit doch wohl nicht sagen, daß das Pergament der Schlüssel zum Jenseits ist? Das ist absurd!«
    »Ich erzähle Ihnen nur die Geschichte dieser Pergamentkeile … Wie auch immer, für meinen Vater war das wichtigste an dieser Entdeckung, daß er nun wußte, was Albert Speer ihnen verheimlicht hatte: daß es irgendeinen Zusammenhang zwischen diesen Keilen und dem Escorial gibt.«
    »Mal abgesehen von der Sache mit der Gründung eines jüdischen Staates verstehe ich nicht ganz, was Hitlers Reichsminister mit solchen Dokumenten wollte.«
    |95| »Vergessen Sie nicht, daß er auch Architekt war. Und ein großer Bewunderer des Escorial und seines Bauherrn, Juan de Herrera.«
    »Ich verstehe trotzdem die Verbindung nicht.«
    »Vielleicht werden Ihnen die Zusammenhänge etwas klarer, wenn ich Ihnen erkläre, daß Herrera nicht nur der Architekt des Escorial war, sondern auch die Plaza Mayor in Antigua entworfen hat und daß diese Stiftung hier die Schirmherrschaft zu einer Ausstellung über ihn übernommen hat, deren Kurator Juan Antonio Ramírez de Maliaño ist. Und bei der Sara mitgearbeitet hat.«
    »Okay, ich kapiere es zwar immer noch nicht, aber erzählen Sie bitte weiter.«
    »Aufgrund dieser Entdeckung startete mein Vater einen neuerlichen Versuch, an Abrahams Dokumente und vor allem an die drei Pergamentstücke zu kommen, die die NSA nicht herausgeben wollte. Er führte an, daß er jetzt auf einer sicheren Grundlage forschen könne, mit einem genau abgesteckten historischen Umfeld, nämlich dem von Philipp II., Herrera und dem Escorial. Und daß dies seine Theorie bestätige, wonach es ein Geheimnis gebe, das die Gründung eines jüdischen Staates im 16. Jahrhundert zunichte gemacht hatte … Man verweigerte ihm die Erlaubnis. Doch er ließ sich nicht unterkriegen und forschte weiter. Und fand dabei heraus, wer all die Fragmente dieses Pergaments gefunden hatte. Es war das Werk des königlichen Kuriers und Geheimagenten Philipps II., jenes besagten Raimundo Randa. Der Angeklagte des Inquisitionsprozesses, den Sara untersucht hat.«
    »Moment, Moment, langsam komme ich nicht mehr mit. Stört es Sie, wenn ich mir Notizen mache? Vorhin haben Sie gesagt, daß die Dokumente, die im Zusammenhang mit diesen Pergamentkeilen stehen, aus dem 16. Jahrhundert stammen. Könnten Sie das etwas genauer datieren?«
    »Aus dem Jahr 1556 oder 1557.«
    »Und was für Dokumente sind das?«
    »Größtenteils Briefe. Verschlüsselte Briefe.«
    |96| »Und wer hat sie geschrieben?«
    »Kaiser Karl V. und sein Sohn Philipp II. Der besagte Briefwechsel setzt ein im Moment der Machtübergabe. Karl V. dankt ab und zieht sich nach Spanien zurück, ins Kloster von San Jerónimo de Yuste. Philipp II. ist zur gleichen Zeit in Brüssel, wo er das europäische Erbe seines Vaters anzutreten versucht. Natürlich wurde zur damaligen Zeit sämtliche Korrespondenz zwischen den europäischen Höfen verschlüsselt, aber für diese hier wurden, aus welchen Gründen auch immer, ganz besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen, so daß sie bis in die heutige Zeit nicht entschlüsselt werden konnte.«
    »Nicht einmal von Ihnen? Man hat mir erzählt, für alte Kryptographie gebe es keinen größeren Experten auf der Welt als Sie.«
    »Sie wissen doch, wie gern die Leute übertreiben. Mir hat mein Wissen bisher jedenfalls wenig genutzt. Zu meiner Verteidigung muß ich allerdings sagen, daß es sich dabei um eine wirklich außergewöhnliche Verschlüsselungsmethode handelt.«
    »Logisch, bei so gewichtigen Briefschreibern.«
    »Sie haben mich nicht ganz verstanden. Jeder, der sich mit diesen Dingen beschäftigt, weiß, daß Philipp II. im Mai 1556 beschloß, die Geheimcodes seines Vaters zu ändern. Dessen System war reichlich veraltet, und von wirklicher Geheimhaltung seiner Korrespondenz konnte kaum noch die Rede sein. Die Geheimsekretäre der anderen Staaten würden nicht mehr lange brauchen, auch den letzten Schlüssel zu knacken. Philipp II. hatte nicht die Absicht, sein Leben lang von hier nach da und wieder zurück zu reisen, wie Karl V. dies noch getan hatte. Er wußte, daß viel von der Effizienz seiner Kryptographen und Kuriere abhängen würde, um das größte Reich des Erdballs zu regieren. Deshalb

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