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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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hervorgehen könnte. Das bewusst zur Wahrung des Gleichgewichts gespaltene Potenzial der Lesvaraq, das sich in seiner einfachen Form in den Orden der Bewahrer und der Orna wiederfand, könnte im schlimmsten Fall wieder zusammengeführt werden und in einem einzigen mächtigen Nachkommen verschmelzen. Die Folgen wären unabsehbar. Niemand könnte sagen, wie sich solch ein zweifach gezeichnetes Wesen, einem Kojos zumindest gleich, wenn nicht sogar überlegen, mit schier unbegrenzter Macht über Leben und Tod, verhalten würde. Diese unbegrenzte Macht würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Wahnsinn und zur Zerstörung alles Lebenden führen, so die Theorie Ulljans.
    »Ich … ähm … ja … was wollte ich Euch eben sagen?« Madhrab stammelte verwirrt und in für ihn höchst unüblicher Weise. »Nun, das Tarsalla … hat … Vor- und Nachteile. Ich … weiß nicht, es wird mich deutlich schwächen, wenn es seine Wirkung verliert. Die Eiskrieger werden nicht kommen und …« Madhrab bemühte sich sichtlich, seine Fassung wiederzuerlangen und umgehend zum Thema der Schlachtplanung zurückzukehren. Der Sturm der Gefühle in seinem Innersten hatte den standhaften Bewahrer beinahe umgeworfen.
    Elischa berührte mit ihrer Hand vorsichtig seinen Unterarm. Die leichte Berührung breitete sich wie eine Flutwelle in seinem Körper aus und raubte ihm beinahe die Sinne. Mit dieser kleinen Geste war es vollends um den Lordmaster geschehen.
    Elischa hatte die Verwirrung in Madhrabs Gedanken rasch bemerkt. Sie hatte ein feines Gespür für Stimmungsschwankungen. Sie lächelte und errötete nun ihrerseits, als sie bemerkte, wie sich die Haut des Bewahrers unter ihrer elektrisierenden Berührung zusammenzog und sich die Härchen an seinem Arm aufwärts bis in den Nacken unweigerlich aufrichteten.
    Ihr selbst erging es kaum anders als dem Bewahrer. Ein Frösteln ging durch ihren Körper, denn sie erkannte, dass Madhrab ihre Gefühle erwidern könnte. Sie war hellwach bis unter die Haarspitzen. Endlich war sie am Ziel ihrer Träume angelangt. Der Wunsch des kleinen Mädchens schien endlich in Erfüllung zu gehen! Madhrab stand leibhaftig neben ihr, ganz dicht, sie konnte die Wärme seines Körpers fühlen. Er sprach mit ihr wie mit einer alten Bekannten und sie hatte ihn zärtlich und vorsichtig mit ihren Händen berührt.
    Elischa wagte es nicht, Madhrab gegenüber auszusprechen, was sie für ihn empfand. Sie wusste nur, dass sie ihn liebte. So sehr, dass sie sich nach nichts weiter sehnte, als mit ihm eins zu werden. Sie war sich nicht sicher, ob er wirklich genauso empfand. Doch den Augenblick wollte sie einfach nur genießen und schwieg.
    So standen sie beide eine Zeit lang schweigend nebeneinander. Ihre Hand lag auf seinem Arm. Die Orna und der Bewahrer knüpften unbemerkt und unwissend ihr ganz eigenes, verbotenes Band.
    Dennoch überfielen Elischa erste Zweifel. Sie kannte die Ordensregeln gut. Zu gut. Sie wusste, dass eine Liebe zwischen dem Lordmaster und ihr nach den Regeln beider Orden niemals in Frage kam und schwer bestraft würde, sobald man sie entdeckte. Das Wissen um das Verbot und die Strafe trübte den wundervollen, magischen und wahrscheinlich einzigartigen Augenblick dieser beiden zusammengehörigen Wesen, die sich hier zum ersten Mal bewusst und in tiefer Verbundenheit und Zuneigung begegneten.
    »Nehmt Eure engsten Vertrauten als Ersatz für die Eiskrieger. Auf sie könnt Ihr Euch verlassen. Haltet ansonsten Euren ursprünglichen Plan ein. Das würde ich zumindest an Eurer Stelle tun«, unterbrach Elischa das Schweigen.
    Sie zog ihre Hand zurück.
    Madhrab vermisste die Berührung durch Elischas Hand augenblicklich und wurde plötzlich unsicher, ob die Orna seine Gefühle wohl erwidern würde, auch wenn sie im Grunde von vornherein unmöglich waren und niemals von ihnen Besitz ergreifen durften.
    »Ihr wärt eine sehr gute Ratgeberin. Ich danke Euch«, sagte Madhrab und deutete eine leichte Verbeugung an. »Aber … Ihr seid nicht den langen Weg aus dem Haus der heiligen Mutter gekommen, um mir bei der Planung der Schlacht und einzelner Winkelzüge zu helfen. Natürlich kommt Ihr uns mehr als nur gelegen. Wir hätten Eure Unterstützung schon viel eher gebrauchen können.« Madhrab spielte auf die Ereignisse der vergangenen Nacht und die getöteten Kameraden an, denn Elischa hatte die Scheiterhaufen beim Betreten des Lagers bestimmt gesehen.
    Elischa nickte und zog den mit dem Wachssiegel der heiligen Mutter

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