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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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unabwendbaren Nahkampf verwickeln konnten.
    In die Gruppe der Todsänger kam plötzlich Bewegung. Nalkaar hatte eine Phiole mit einer gelblich schimmernden, öligen Flüssigkeit bei sich und ging damit von einem Todsänger zum anderen. Die Todsänger streckten gierig ihre bläulichen Zungen zwischen schwarzbraunen, fauligen Zähnen heraus, sofern sie überhaupt noch Zähne im Mund aufweisen konnten, und er träufelte jeweils einige Tropfen des Öles darauf. Mit einem laut schmatzenden Geräusch zogen sie die Zungen wieder zurück und verteilten die Flüssigkeit rasch in Mund und Rachen. Nalkaar steckte die Phiole weg und stellte sich gut sichtbar vor die anderen. Dann stimmte der erste der Todsänger einen gleichbleibend tiefen Basston an. Die anderen Todsänger fielen nacheinander mit ein und variierten die Tonlagen.
    Die ersten, leisen Töne ihres unwiderstehlichen, aber tödlichen Gesanges wurden über den Fluss getragen und berührten sanft die Sinne der Verteidiger.
    Der Gesang war wunderschön anzuhören. Mehr als das, es waren Laute, die nicht von dieser Welt zu stammen schienen. Melodisch, düster, harmonisch, melancholisch und dann doch auch wieder disharmonisch. Gefühlvoll, traurig und ergreifend.
    Niemand konnte sich der intensiven Berührung durch die Stimmen der Todsänger erwehren. Es gab kein Entrinnen. Der Gesang weckte Sehnsucht. Todessehnsucht.
    Gepeinigt und gleichzeitig zutiefst bewegt durch den Gesang zeriss es den in ihren innersten Gefühlen berührten Verteidigern beinahe das Herz. In ihrem schmerzlichen Leid fassten sich viele Kriegerinnen wie Krieger der Klan mit einer Hand an die Brust. Tränen traten in ihre Augen und sie fielen wie erstarrt und in Erwartung der kommenden Erlösung von all ihren Leiden auf die Knie. Der Gesang zerrte schwer an ihren Seelen, kehrte ihr Innerstes nach außen.
    Beinahe zu spät nahm Madhrab den Gesang der Todsänger wirklich wahr, der anfangs nur in sein Unterbewusstsein drang. Ein Seitenblick auf seinen Knappen Renlasol machte ihm jedoch mit einem Schlag klar, wie gefährlich nahe die lieblichen, verlockenden Stimmen der Todsänger bereits gekommen waren und wie sie ihre schrecklich lähmende Wirkung langsam, aber sicher entfalteten.
    Renlasol lag schluchzend am Boden. Der Knappe hatte seine Beine mit den Armen dicht an seinen Körper gezogen und wand sich leidend, um Hilfe ringend am Boden. Zyagral kniete gleich neben ihm und verbarg sein schmerzverzerrtes Gesicht schützend hinter seinen Händen. Ein Weinkrampf schüttelte den erfahrenen Kaptan Gwantharab und ließ seinen ganzen Körper erzittern. Der Lordmaster hatte den hartgesottenen Kaptan noch nie zuvor weinen sehen. Der Anblick seines in Tränen aufgelösten Gefährten stürzte Madhrab selbst in tiefe Betroffenheit. Nichts hatte diesen erfahrenen Soldaten bislang dermaßen erschüttern können.
    Yilassa war außer sich, auch sie ertrug die unfassbaren Leiden und die blendende Schönheit der wehmütigen Töne kaum. Sie ergriff ihren Dolch und schnitt sich mehrmals tief in den Arm, um sich mit wirklichen Schmerzen von dem bitteren Leiden des Gesangs abzulenken. Würde der Gesang weiter fortschreiten und bis in ihre Seele vordringen, drohte sie sich den Dolch ins Herz zu stoßen.
    Der Lordmaster musste handeln, und zwar schnell. Die wundervollen Laute voller Wehmut zerrten selbst an ihm schmerzlich, obwohl er sich doch tatsächlich für standhaft und immun gehalten hatte. Wie ein schleichendes Gift machten sie sich in seinem Kopf breit, entlockten ihm einen Ansturm von nie zuvor geahnten, tiefen Gefühlen und drohten ihn sogleich vollständig zu überwältigen.
    Madhrab schrie mit belegter Stimme: »Sapius ... Ihr müsst den Gesang aus den Köpfen unserer Krieger bannen ... schnell, bevor es zu spät ist.«
    Sapius erschrak bei den Worten des Bewahrers bis ins Mark. Selbst er hatte den magischen Gesang und dessen Wirkung erst spät wahrgenommen, weil er durch die beeindruckenden Geschehnisse der beginnenden Schlacht abgelenkt worden war. Der Magier musste sich rasch etwas einfallen lassen. Was soll ich bloß tun?, fragte er sich. Singen, ich muss einfach nur laut genug singen und dagegenhalten, etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Er wusste, dass die Macht des Gesangs der Todsänger stark war.
    Einem Instinkt folgend schwang er seinen Stab aus dem magischen Holz des Farghlafat und fing, so laut er nur konnte, an, schief und falsch in der alten Sprache seines Volkes der Tartyk zu singen. Das Holz

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