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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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oben und nickte schließlich. »Aye, ich vergaß beinahe Euren jammervollen Zustand, entschuldigt meine Ungeduld. Aber heutzutage sind Zeit und Höflichkeit ein Luxus, den wir uns zwar nicht leisten können, aber dennoch stets pflegen sollten. Dann würde es uns allen besser gehen und wahrscheinlich diesen elenden Krieg nicht geben.«
    Sie erhob sich und kramte aus einer dunklen Höhlennische einige trockene Kleider hervor, die sie Sapius sogleich zuwarf. Die überwiegend in Braun und Grau gehaltenen Kleidungsstücke aus Wolle und Leinen machten einen deutlich gebrauchten Eindruck, rochen streng bis muffig und standen vor Dreck. Aber sie waren wenigstens trocken, von Ungeziefer weitestgehend verschont geblieben und würden ihren Zweck für eine Weile erfüllen. »Zieht diese Sachen solange an. Sie müssten passen. Eure Kleider sind noch nicht trocken.«
    Sapius nickte Elischa dankend zu. Seine größte Beklommenheit wich, als er die alten Sachen übergezogen hatte. Er fühlte sich gleich besser und weit weniger verletzlich.
    Aus einer anderen Nische holte Elischa trockenes Brot, Käse und gedörrtes Fleisch hervor. Sie hatte außerdem einen voll gefüllten ledernen Trinkbeutel mit frischem Wasser sowie einen Apfel für Sapius übrig, reichte ihm die Sachen und setzte sich schweigend wieder ans Feuer, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    Hastig machte sich Sapius über das Essen her. Er verschluckte sich mit den ersten Brocken einige Male und stellte zu seinem Entsetzen kurz darauf einen heftigen Schluckauf fest. Zwischen zwei Bissen sah er, wie Elischa verschämt an die Höhlendecke starrte und mit ihren nackten Zehen gedankenverloren mit einem Holzscheit spielte. Sie war entzückend. Sapius verschlang gierig die ganze Ration, die ihm Elischa gegeben hatte, und pickte sogar noch die letzten Krümel von seinem Lager auf. Danach fühlte er sich wieder gestärkt, streckte sich, nahm einen Schluck Wasser und lehnte sich zurück an die Höhlenwand, die sich irgendwie angenehm warm anfühlte. Für eine Weile beobachtete er Elischa, während er genüsslich in den süßen und saftigen Apfel biss.
    »Elischa«, fing Sapius schließlich an, »bevor ich Euch einige Antworten auf Eure Fragen gebe, müsst Ihr mir zwei Dinge verraten. Ihr seid eine Orna, nicht wahr? Der Siegelring an Eurem Finger, ich habe das Symbol der Orna darauf erkannt. Ein Hirtenstab und zwei Augen. Das Lagerfeuer, das Ihr entzündet habt, brennt ungewöhnlich hell und spendet weit mehr Wärme als ein gewöhnliches Feuer. Zweifelsohne ein Orna-Feuer. Darüber hinaus haben Euch Eure heilenden und seherischen Fähigkeiten verraten. Wenn Ihr wirklich eine Orna seid, was habt Ihr dann alleine in dieser gefährlichen Gegend zu suchen?«
    Elischa kniff die Augen zusammen und musterte ihn scharf. »Nun gut«, antwortete sie mit einem Seufzer, »dann mache ich eben den Anfang. Ja, ich bin eine geweihte Orna. Ihr habt recht. Meine Weihe habe ich erst vor wenigen Wochen abgelegt. Die heilige Mutter schickt mich mit einer Botschaft und einer großen Bitte zu den Sonnenreitern, die sich gerade mit den Kriegern der Klanstämme zur Schlacht gegen die Rachuren im Heerlager am Rayhin-Fluss sammeln. Momentan ist die Lage schwierig für uns jüngere Orna, denn diejenigen Bewahrer, die ihren Eid noch nicht abgelegt haben, sind rar in Zeiten des Krieges. Die Orientierung in den Wäldern und der Natur fällt mir leicht. Schon als kleines Mädchen durfte ich alleine im Wald spielen. Außerdem kann ich ganz gut auf mich selbst aufpassen, wie Ihr vielleicht gemerkt habt, deshalb hat mich die heilige Mutter alleine auf die Reise gehen lassen. Sie vertraut meinen Fähigkeiten und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Nach vielen Sonnenwenden komme ich endlich einmal aus den abgeschotteten Mauern der Orna-Tempelanlagen und dem Haus der heiligen Mutter heraus. Die Umstände könnten etwas angenehmer sein, aber immerhin ist es eine Chance. Als Orna bin ich Entbehrungen gewohnt.«
    Sapius nickte zufrieden. Die Antwort war ehrlich und glaubhaft. Er nahm noch einen Schluck Wasser, strich sich nachdenklich mit den Fingern über die Lippen und fing an, leise zu erzählen. »Ich danke Euch für Eure aufrichtige Antwort. Dann will auch ich Euch endlich erklären, was mich zu meiner Reise und vor allem zu der großen Eile bewegt hat. Ich muss in der Geschichte unserer Welt, ich meine in der Geschichte der unweltlichen Saijkalrae, etwas weiter ausholen, damit ihr meine Motive besser verstehen könnt.

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