Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
tief. Sie watete durch das Wasser, jeder Schritt kam ihr langsam und beschwerlich vor. Das andere Ufer schien weit weg zu sein, viel zu weit weg, um es noch rechtzeitig erreichen zu können. Sie wagte nicht, sich umzudrehen, und sah nicht, was sich in ihrem Rücken ereignete.
Sapius war stehen geblieben und hatte seinen Dolch gezogen. Er breitete die Arme aus und wartete, bis der erste Rachure herangekommen war. Todesmutig warf er sich dem Verfolger entgegen und rammte ihm den Dolch mit all der ihm verbliebenen Kraft der Verzweiflung in den Bauch. Die Überraschung war gelungen. Der Dolch blieb im Körper des Rachuren stecken und entglitt Sapius’ Händen.
Verdutzt von der Heftigkeit, mit der die Klinge in ihn eindrang, ruderte der Rachure erst mit den Armen, umklammerte den Dolch sodann und kippte rücklings in den Fluss. Blut sickerte aus der Bauchwunde und färbte das Wasser um ihn herum rot. Mit einem Ruck zog der Rachure den langen Dolch aus seinem Körper und schleuderte ihn von sich in die Fluten. Der Rachure biss die Zähne zusammen, presste eine Hand auf die tiefe Wunde, während er mit der anderen Hand ein Kriegsbeil schwang und wutentbrannt auf den unbewaffneten Saijkalsan losging. Das Beil traf Sapius an der Schulter, drang durch Kleidung, Haut, Fleisch und Knochen, bis es stecken blieb. Sapius heulte vor Schmerzen auf, als sein Gegner das Beil wieder herausriss und erneut zu einem Schlag ansetzte. Er nahm schützend den linken Arm nach oben und konnte den nächsten Hieb, der auf seinen Kopf zielte, damit zwar abwehren, aber der Rachure brachte ihm auf diese Weise eine tiefe, klaffende Wunde an seinem Unterarm bei. Inzwischen waren weitere Rachuren herangekommen, die den Saijkalsan umkreisten wie eine Meute Raubtiere ihre Beute. Ein lautes Stöhnen drang aus Sapius’ Mund, als eine Nagelkeule zwischen seinen Schulterblättern stecken blieb und die Wucht des Aufpralls ihn von den Beinen riss. Er fiel mit dem Gesicht nach vorne ins Wasser. Die Rachuren jaulten vor Freude über jeden ihrer gelungenen Treffer. Sie hatten begonnen, ihr Opfer auf ihre Art zu zerlegen und ihm möglichst lange Qualen zu bereiten, ohne ihm vorerst tödliche Wunden zuzufügen. Sapius schluckte Wasser, wurde an den Haaren unsanft wieder auf die Beine gerissen und steckte schwere Schläge in Gesicht und Magen ein. Er konnte nicht sagen, woher die Schläge kamen, wie oft sie ihn trafen und wie viele es waren, die unaufhörlich auf ihn einprasselten, geschweige denn hatte er irgendeine Möglichkeit sie abzuwehren. Die Rachuren prügelten unablässig auf ihn ein. Kaum lag er im Wasser, wurde er wieder hochgerissen, nur um eine bessere Angriffsfläche für die Attacken der Rachuren zu bieten. Ein Rachure hing an seinem Bein und biss triumphierend ein Stück Fleisch heraus. Sapius nahm den Schmerz kaum noch wahr. Wenn er diese Tortur überleben wollte, musste er die Saijkalrae erneut aufsuchen.
Ein Schlag mit einer stahlgepanzerten Faust brach ihm krachend den Kiefer und riss eine tiefe Wunde quer durch sein Gesicht. Ein weiterer Aufprall mit einer Keule drückte eine seiner Rippen in die Lunge und raubte ihm die Luft zum Atmen. Sapius knickten die Beine weg und er spuckte Blut. Es blieb keine Wahl, so schmerzlich der letzte Gebrauch der Saijkalrae auch für ihn gewesen war, er musste den Zugang so schnell es ging wieder öffnen.
Elischa hatte das Ufer beinahe erreicht, als sie sich umdrehte, um nach Sapius zu sehen. Was ihre Augen zu sehen bekamen, war das blanke Entsetzen. Eine Horde johlender Rachuren prügelte und zerfleischte ihren unbewaffneten Gefährten zu Tode. Tränen traten in ihre Augen, er hatte sich für sie geopfert. Sie konnte den Anblick nicht ertragen, Angst und die Trauer um den sicheren Verlust eines Freundes trieben sie ans Ufer. Da nahm sie im nahe stehenden Gebüsch an der Uferböschung eine Bewegung wahr. Zuerst traute sie ihren Augen nicht, doch dann sah sie die Bewegung noch einmal. Im nächsten Moment sprang eine Gruppe von Bogenschützen aus ihrer Deckung, spannte ihre Bögen und die ersten Pfeile flogen durch die Luft.
Sapius schloss die Augen. War das sein Ende?
Er versuchte sich zu konzentrieren, doch er fand seinen Zugang nicht. Er hatte zu lange gewartet. Erneut traf ihn etwas schmerzhaft und mit großer Wucht, drang mit hoher Geschwindigkeit in seinen Körper ein und schleuderte ihn ins Wasser. Sapius öffnete die Augen und sah den Pfeil, der in seiner Brust steckte. Ihm wurde heiß und kalt
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