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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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»Saijkalsan Rajuru, könnt Ihr mich hören, Herrin? Wir brauchen Euren Rat. Ich bitte Euch deshalb, zu uns zu kommen. Ich habe Euch den Weg bereitet.«
    Eine weit entfernte Stimme, die Grimmgour sofort als die seiner Mutter erkannte, woraufhin er einen Schritt zurückwich, antwortete: »Wer ruft mich? Nalkaar, seid Ihr das?«
    Nalkaar sah im diffusen Licht schwach die Umrisse einer nach vorne gebeugten Frau, die sich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren schien und einen gebogenen Stab in der Hand hielt. »Ja, ich bin es, der Euch ruft«, antwortete er.
    Der flackernde Lichtkegel fing an sich zu materialisieren und zeigte allmählich die Konturen einer alten Frau mit langen weißen Haaren, die ihr fast bis zum Boden reichten. Sie trug ein schlichtes, hochgeschlossenes und weites Kleid, das ihren gesamten Körper bis zu den Füßen verdeckte, und stützte sich leicht vornübergebeugt auf einen mit allerlei Runen verzierten Stock, der in einem geschnitzten Wolfskopf endete. Es dauerte nicht lange und Rajurus Gestalt schwebte in voller Größe gut sichtbar über dem Tisch. Grimmgour wich weitere zwei Schritte zurück und blieb dann im Halbschatten des Zeltes in der Nähe des Ausgangs stehen. Rajuru sah sich, ihren Kopf langsam drehend, im Zelt um. Mit knochigen, langen Spinnenfingern zeigte sie auf Nalkaar. Tatsächlich war sie körperlich nicht anwesend, ihr Bild schien auf seltsame Weise immer wieder kurz zu verschwimmen und wurde dann wieder klarer. Ihr Geist jedoch war hier im Zelt und sie schien alles zu sehen und zu hören, was Augen und Ohren der Erscheinung im Lichtkegel wahrnehmen konnten. Ihre Haut war von Falten tief durchfurcht und wies zahlreiche Altersflecken auf. Die getrübten Augen lagen tief in den Höhlen und waren von dunklen Ringen umrandet. Aber sie konnte immer noch gut sehen. Ihr kalter Blick blieb schließlich auf Grimmgour haften. »Grimmgour, mein Sohn, was versteckst du dich vor deiner alten Mutter im Halbdunkel des Zeltes?«, fuhr sie ihn mit blecherner, weit entfernter Stimme an.
    Grimmgour zuckte zusammen, trat dann aber wieder einen Schritt nach vorne in Richtung der Erscheinung. Die Kräfte seiner Mutter und ihr vertrauter Umgang mit den Todsängern waren ihm von jeher unheimlich gewesen. Sie war eine Saijkalsan, das wusste er, schließlich war er damit aufgewachsen, und dennoch hatte er sich nie ganz an die Welt der Saijkalrae gewöhnen können. Talentfrei hatte sie ihn deshalb genannt. Eine große Enttäuschung in beinahe jeder Hinsicht war er für sie gewesen, weil er keinerlei Interesse für Magie und schon gar nicht für die Saijkalrae zeigte. Sie hatte ihn wie einen Bastard behandelt und oft sogar so, als sei er nicht ihr leiblicher Sohn. Für ihn waren ihre Fähigkeiten im Lauf der Zeit ein notwendiges Übel geworden, mit dem er sich auf seine Art arrangieren musste. Der Kampf und das Messen körperlicher Kräfte in zahlreichen Wettkämpfen mit anderen Kriegern waren sein Leben, Frauen seine Begierde – allerdings, wie in vielen anderen Angelegenheiten Grimmgours auch, nur auf seine ganz eigene gewalttätige Art und Weise.
    »So ist es schon besser, jetzt kann ich dich wenigstens erkennen«, setzte Rajuru erneut an. »Wie mir Nalkaar gestern berichtete, scheinst du meinen Ratschlägen nicht unbedingt folgen zu wollen. Das ist sehr bedauerlich, denn du gefährdest meine Ziele. Ich habe dir Nalkaar und seine Todsänger geschickt, damit sie dir in der Schlacht beistehen können.«
    »Ich brauche deine und Nalkaars Hilfe nicht. Wir werden die Klan schlagen und sie vernichten«, antwortete Grimmgour trotzig.
    »Wie konnte ich nur einen Sohn wie dich gebären? Einen verfressenen Dummkopf durch und durch, der nur seine Muskeln spielen lässt und mit seinem Geschlecht denkt.« Rajuru wirkte verärgert. Die Auseinandersetzungen mit ihrem Sohn liefen beinahe jedes Mal gleich ab. Sie tadelte ihn wegen seiner gering ausgeprägten geistigen Fähigkeiten und er geriet dadurch in Rage und schimpfte sie am Ende eine hässliche alte Hexe, die sie nun einmal tatsächlich war, und vieles andere mehr.
    »Die Verteidiger der Nno-bei-Klan werden von einem Bewahrer angeführt. Nalkaar müsste dir das mitgeteilt haben, wenn er meine Weisungen befolgt hat.«
    »Na und?« Grimmgour kochte innerlich. Er hasste ihren herablassenden Tonfall.
    »Na und?« Rajuru äffte ihren Sohn ätzend nach. »Du fragst einfach nur ›na und‹? Ist das alles? Jedes Mal aufs Neue beweist du mir, wie schwachsinnig du leider

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