Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
der überraschenden Befreiung fürchteten sie sich vor dem fremden, wortkargen und unheimlichen Waldläufer, dessen Konturen vor ihren Augen immer wieder verschwammen, wenn er nur einige Fuß vor ihnen herging.
    Am Waldrand angelangt wies Ikarijo die Frauen an, sich im Schutz der Bäume zu setzen und auf seine Rückkehr zu warten. Die im untergehenden Licht der Sonnen rötlich gelb glänzenden Strohdächer des kleinen Dorfes waren durch die Bäume gut zu erkennen. Das Dorf bestand aus einer Ansammlung von etwa zwanzig Häusern, die überwiegend aus Stein, Lehm und Holz errichtet worden waren. Es lag an einem schmalen Seitenarm des Rayhin.
    Die Gassen des Dorfes schienen leer. Niemand war zu sehen, keine spielenden Kinder, keine Frauen und keine Männer, die ihrem Tagwerk nachgingen. Nicht ein Laut drang über die zum Dorf hin steil abfallenden Wiesen an den Waldrand.
    Ikarijo hatte die Entfernung zwischen Waldrand und den ersten Häusern des Dorfes schnell im Laufschritt überbrückt. Als er jedoch das erste Haus passiert hatte, wurde sein Schritt langsamer. Etwas stimmte nicht und ließ ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen. An den mit Brettern vernagelten Türen und Fenstern der Häuser waren mit Kohle schwarze Zeichen angebracht worden. Drei Punkte in einem Kreis, durch den eine gerade Linie gezogen war.
    Ikarijo sagte das Zeichen nichts. Er wunderte sich lediglich, warum das einst blühende Dorf der Klan ihm nun so geisterhaft leer erschien. Nach einigen Schritt hörte er plötzlich aus der Entfernung eine brüchige Stimme rufen.
    Ein alter, gramgebeugter Klan in zerlumpten Kleidern trat schwerfällig aus dem Schatten eines Hauses und stützte sich dabei auf einen krummen hölzernen Stock.
    »Halt! Keinen Schritt weiter«, rief der alte Mann. Offensichtlich war er geschwächt, das Sprechen fiel ihm sehr schwer. »Kommt nicht näher. Die Geißel der Schatten hat das Dorf heimgesucht. Ich bin der einzige Überlebende …noch … aber lange werde ich es nicht mehr sein. Wenn Euch Euer Leben lieb ist, dann sucht schleunigst das Weite und macht einen großen Bogen um das Dorf. Hier regieren die Schatten.«
    Ikarijo kannte den Namen »Geißel der Schatten«, er jagte ihm einen gehörigen Schrecken ein. Schon seit längerer Zeit hatte es keinen Ausbruch mehr gegeben. Einst hatte ihm Metaha von der schrecklichen Krankheit erzählt, die als verheerende Seuche unter den Klan äußerst gefürchtet war und in vergangenen Zeiten ganze Landstriche leer gefegt hatte. Meist wurde sie durch verschmutztes Wasser ausgelöst. Danach allerdings reichte die bloße Nähe eines Kranken, um sich ebenfalls anzustecken. Hatte die Krankheit erst einmal einen Anfang gefunden, war sie kaum noch aufzuhalten und verbreitete sich rasend schnell. Dörfer und ganze Städte konnten binnen kurzer Zeit von der Seuche heimgesucht und komplett ausgelöscht werden.
    Wer sich einmal mit der Krankheit angesteckt hatte, war endgültig den Schatten geweiht. Die wenigen, die den Verlauf bis zum Ende überleben mochten, waren zeit ihres restlichen Lebens schwer gezeichnet und nicht mehr in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Die Seuche wütete und hinterließ schwere Schäden an Körper und Seele, die selbst durch die besten Künste der Orna nicht geheilt werden konnten.
    Metaha hatte gesagt, dass die Naiki weitaus zäher und widerstandsfähiger seien als die Klan. Sie brauchten die Seuche nicht in dem Maße zu fürchten, wie es die Klan offenbar mussten, weil sie für die Naiki meist nicht tödlich endete und sie sich außerdem selten damit ansteckten. Das Blut der Altvorderen schützte die Naiki auf gewisse Weise vor den schlimmsten Symptomen. Dennoch hatte sie ihn und die anderen Jäger ausdrücklich vor der Geißel der Schatten gewarnt, denn es war nicht gänzlich ausgeschlossen, dass sich nicht auch ein Naiki damit anstecken und am Ende womöglich furchtbar entstellt oder verkrüppelt werden konnte.
    Ikarijo überlegte kurz, machte auf dem Absatz kehrt und lief, so schnell er konnte, zum Waldrand zurück. Die Frauen sahen den Jäger neugierig und ängstlich an, als er zu ihnen zurückkam und ein zutiefst besorgtes Gesicht machte.
    Was sollte er tun? Er konnte die Klanfrauen unmöglich an diesem Ort lassen und der Gefahr einer Ansteckung durch die Geißel der Schatten aussetzen. Das hätte er sich niemals verziehen. Andererseits konnte er sie nicht in die Siedlung bringen, ohne den Zorn seines Volkes auf sich zu ziehen.
    Sie waren und

Weitere Kostenlose Bücher