Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Das ganze verdammte Rudel und mit ihnen der Krolak.
Die Raubtiere verhielten sich abwartend. Sie hatten sich ruhig in den umstehenden Bäumen versammelt. Der Krolak stieg bedächtig herab. Er näherte sich Taderijmon aufrecht gehend, aber langsam. Ein äußerst bedrohlicher Anblick, wie der Naiki fand.
Einige Schritte entfernt öffnete der Krolak das Maul und ließ ein dunkles Grollen ertönen, das Taderijmon das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er machte sich bereit, sich und die junge Klanfrau bis aufs Letzte zu verteidigen. Doch der Krolak blieb stehen und versuchte verständliche Worte zu formen. »Hab keine Angst, Bruder. Ich bin es, Baijosto«, sagte der Gestaltwandler.
Taderijmon atmete tief durch und pustete laut die Luft aus seinen Lungen heraus. Baijosto war zurück. Einerseits freute sich der Jäger, andererseits war ihm alles andere als wohl zumute. Denn es war schwierig für den Naiki, die Situation richtig einzuschätzen. In der Gestalt eines übergroßen Baumwolfs war Baijosto brandgefährlich. Was, wenn er die Beherrschung über den Krolak verlieren und der Blutdurst des Raubtieres die Oberhand gewinnen würde? Er war den Umgang mit seinen neuen Fähigkeiten noch nicht lange gewohnt. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, ob und wie stark der Fluch gemildert worden war. War das wirklich Baijosto im Inneren des Krolak? Und wenn dem tatsächlich so sein sollte, war es derselbe Baijosto, den Taderijmon als seinen Bruder kannte, oder hatte sich sein Wesen womöglich verändert?
»Bist du es wirklich?«, antwortete Taderijmon zaghaft und mit leicht zitternder Stimme.
»Ja, vertrau mir. Es ist schwer, klar zu sprechen in der Gestalt des Tieres«, versuchte Baijosto die grollenden Laute zwischendurch zu erklären und seinem Bruder die schlimmsten Befürchtungen zu nehmen.
»Verwandle dich in deine wahre Gestalt zurück, wenn du kannst«, forderte Taderijmon den Krolak auf.
»Geduld, Bruder, Geduld. Die Baumwölfe tun mir zwar nichts, aber leider folgen sie mir nur in der Gestalt des Krolak. Sie reißen dich und die Klanfrau in Stücke, sobald ich mich zurückverwandle.«
»Was willst du dann hier? Geh und führe das Rudel wieder weg«, meinte Taderijmon verärgert.
»Das werde ich, Bruder. Wenn die Zeit dafür gekommen ist. Keine Sorge. Ich wollte mich nur vergewissern, ob ihr erfolgreich wart. Wie ich sehe, konntest du die Klanfrau befreien. Das ist sehr gut. Das Rudel und ich werden über deinen weiteren Weg wachen. Sobald ihr in Sicherheit seid, führe ich das Rudel weg und kehre dann in die Siedlung zurück«, antwortete Baijosto.
»Oh, die Baumwölfe werden also den Rest des Weges in unserer Nähe bleiben?«, fragte Taderijmon verunsichert. Der Gedanke an einen Geleitschutz durch die hungrigen Raubtiere war ihm mehr als nur unangenehm.
»Ja, das werden sie«, bestätigte Baijosto die schlimmsten Befürchtungen seines Bruders. »Wir haben unweit von hier einen Reiter auf der Flucht beobachtet. Er hat eine sehr starke magische Aura und wird verfolgt von zwei höchst seltsamen, aber allem Anschein nach ebenfalls mächtigen Kreaturen. Es wäre nicht gut, wenn du ihnen begegnen solltest. Sollten sie dir zu nahe kommen, werden wir sie ablenken und von der Siedlung fernhalten müssen.«
»Nun gut, ich vertraue dir. Eine andere Wahl wird mir kaum bleiben. Dann werden wir uns eben in der Gesellschaft des tödlichsten Raubtieres dieser Wälder auf den Weg in die Siedlung machen. Ich hoffe nur für uns, dass dich der Krolak nicht plötzlich überwindet oder du dich während unseres Weges versehentlich zurückverwandeln solltest und die Baumwölfe über uns herfallen«, antwortete Taderijmon.
»Mach dir keine Sorgen. Das wird nicht geschehen«, grollte Baijosto.
Taderijmon beendete die Rast, während sich Baijosto in Gestalt des Krolak in die Baumwipfel zurückzog und sich dabei als äußerst geschickter Kletterer erwies.
Nach einem strammen Tagesmarsch hatte Ikarijo mit den Klanfrauen den Waldrand erreicht. Bäume und Sträucher wuchsen in dieser Gegend lichter als in den inneren Bereichen des Waldes. Die Gruppe war dem Jäger der Naiki schweigend und ohne Widerstand gefolgt. Nur gelegentlich tuschelten sie untereinander leise und mit Bedacht, um nicht den Unmut oder die ungewollte Aufmerksamkeit des Naiki zu erregen. Sie waren Entbehrungen gewohnt und froh, der Gewalt der Rachuren endlich entkommen zu sein, hatten sie doch mit ihrem Leben schon beinahe abgeschlossen. Trotz der Erleichterung nach
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