Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Burnter, wer sonst sollte den Weg und die Burg vor langer Zeit angelegt haben? Infrage kamen dann nur noch die Nno-bei-Maya, das verlorene Volk. Allerdings hätten Letztere wahrscheinlich nicht einen Teil der Burg mit in den Felsen integriert. Von den Burntern war immerhin überliefert, dass sie sehr gut mit Steinen umgehen konnten und, ganz ähnlich wie die Rachuren, einen Teil ihrer Bauten in den Felsen und Höhlen der Berge errichtet hatten.
Die Wagen fuhren durch das Tor und hielten in einem großzügigen, mit Steinen gepflasterten Burghof an. Wagen für Wagen wurde unter der tatkräftigen Mithilfe Drolatols geleert und die Blutsklaven wurden in große, rostige Eisenkäfige verfrachtet. Vier leere Eisenkäfige waren für den Empfang der neuen Sklaven vorbereitet worden. Dort harrten sie der Dinge, die sie im Versteck der Bluttrinker erwarteten.
Wir hätten die Burg niemals alleine gefunden, dachte Renlasol, wer würde eine solche Burg schon im Riesengebirge, an einem strategisch so unbedeutenden Standort vermuten? Renlasol suchte den Blickkontakt zu Yilassa, aber sie war bereits mit den übrigen Sklaven ihres Wagens in einen der Käfige gebracht worden. Pruhnlok und dem Knappen erging es nicht anders, sie wurden ebenfalls jeweils in unterschiedliche Käfige gesteckt.
Nachdem alle Blutsklaven in den schmalen Käfigen zusammengepfercht und eingeschlossen waren, verabschiedete sich Jafdabh mitsamt seinen Wagenlenkern. Neben ihm auf dem Kutschbock saß Drolatol, der die Kisten mit den Anunzen sorgfältig verstaut hatte, und blickte besorgt zu seinen Freunden. Sie waren jetzt den Bluttrinkern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Er wusste nicht, ob sie sich befreien könnten, diese Begegnung überleben würden und er Renlasol, Pruhnlok oder Yilassa jemals wiederbegegnen sollte. Der Abschied fiel ihm schwer. Er überließ seine Freunde einer gefährlichen Situation und konnte nichts dagegen ausrichten, außer ihnen den Rücken zuzuwenden und den grauenhaften Ort schleunigst zu verlassen. Einerseits war er froh, nicht selbst in einem der Käfige zu sitzen, andererseits hätte er jederzeit den Platz mit einem der Gefährten getauscht und sich für einen seiner Freunde geopfert.
Der Platz in den Käfigen war beengt. Es gestaltete sich daher als echte Herausforderung, eine halbwegs schmerzfreie Sitzposition zu finden, sofern es überhaupt möglich war, in der Enge zu sitzen. Sie würden sich absprechen und in regelmäßigen Abständen abwechseln müssen, wenn jeder einmal sitzen und sich ausruhen wollte.
Wenigstens müssen wir nicht frieren und wärmen uns gegenseitig, dachte Renlasol.
»Ach, sieh an, da bist du!«, schrillte plötzlich eine Stimme wie Alarmglocken in seinem Kopf. »Sagte ich dir nicht, dass ich dich finden würde?«
Renlasol erschrak und fuhr ungeachtet der neben ihm stehenden Blutsklaven in einer Vehemenz hoch, als würde er unerbittlich von den Schatten verfolgt und hätte das Ende von Kryson vor Augen. Er schlug sich den Arm und den ohnehin brummenden Schädel hart an den Eisenstäben des Käfigs an.
Yabara hatte ihn entdeckt. Das Mädchen hatte den Burghof erreicht und stand nun unmittelbar neben dem Käfig. Ihre toten Augen suchten Renlasols Blick. Aber er dachte nicht daran, den Kopf zu heben und erneut ihrem Bann zu erliegen.
»Du sträubst dich. Das gefällt mir«, lachte sie ein glockenhelles Mädchenlachen. »Denke daran, du gehörst mir. Wir sehen uns später in der Burg.«
Mit einem Mal wurde Renlasol die Ausweglosigkeit ihrer aller Lage bewusst. Sie waren gefangen und konnten ihrem Schicksal nicht mehr entkommen.
Ihm war auf einmal erbärmlich kalt. Ein Schüttelfrost ergriff seinen Körper. Er zwang sich auf den Boden und dazu, die kalten Eisengitter unter ihm anzustarren, nur um ihrem fesselnden Blick zu entgehen. Dabei bemerkte er nicht, dass sie sich mit ihrem Bruder bereits von den Käfigen entfernt hatte und Hand in Hand mit ihm durch ein Flügeltor in das Innere der Burg gegangen war.
Plötzlich öffneten sich mit einem lauten Krachen zeitgleich Falltüren unter den Käfigen. Die Käfige rutschten ruckartig ein Stück nach unten, bis sie von einer Kette abrupt wieder gebremst und am Fallen gehindert wurden.
Erschrocken schrien die Blutsklaven auf. Sie baumelten jetzt frei in der Luft, nachdem ihnen der Boden wie von unsichtbarer Hand entzogen worden war. Unter ihnen eröffnete sich die gähnende schwarze Leere eines engen Schachtes.
Die Käfige hingen an schweren eisernen
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