Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
dreitausendsechshundert Anunzen weniger.«
»Ich sagte dir, du sollst das lassen!«, herrschte sie Jafdabh an und drohte, »wenn während unserer Anwesenheit noch einmal ein ›Tja‹ über deine Lippen kommt, werde ich mir die Ware, ohne zu bezahlen, holen. Dich und deinen Diener nehme ich gleich mit dazu. Ich habe großen Hunger.«
»Was soll das bedeuten, du wirst nicht mehr liefern? Das geht nicht, wovon sollen wir uns ernähren? Wir bezahlen dich sehr gut für deine Dienste«, die Stimme Yabaras klang plötzlich weinerlich.
»Schon gut«, lenkte sie wieder ein, »wir zahlen dir genau die Anzahl, die du uns geliefert hast, aber nicht die zuletzt vereinbarte Summe.«
Renlasol sah den Verhandlungen gebannt zu und erkannte ein kurzes Nicken Jafdabhs.
»Ist die Ware wenigstens frisch und gesund?«, fragte Yabara nach dem Zustand der Blutsklaven. »Die Geißel der Schatten geht in den Klanlanden um. Wir kaufen kein verseuchtes Blut. Das ist ungenießbar.«
»Dann ist es gut«, schloss die Bluttrinkerin den Handel ab, »führe die Sklaven in den Burghof und sperre sie dort in die freien Eisenkäfige. Aber pass auf, dass sie nicht von den Kriechern angefallen werden. Sie sind ausgehungert und nur schwer zurückzuhalten. Nochtaro wird deinem Diener die Kisten mit den Anunzen übergeben. Um den Rest kümmern wir uns selbst. Und das nächste Mal hältst du dich an die vereinbarte Menge.«
Während Jafdabh zu den Wagen zurückeilte, um diese in den Burghof zu führen, musste sich Drolatol mitten unter die Kriecher begeben, die sabbernd und knurrend an seinen Beinen schnüffelten und mit gierigen Fingern nach ihm griffen. Es war nicht zu übersehen, dass sie den Bogenschützen – hungrig, wie sie waren – an Ort und Stelle bis auf den letzten Blutstropfen ausgesaugt hätten, wenn sie nicht durch die Macht der Königskinder zurückgehalten worden wären. Nochtaro zeigte keinerlei Eile, als er die Anunzen Stück für Stück in die vorbereiteten Kisten zählte.
Der Todeshändler gab den Wagenlenkern ein Zeichen und sie folgten ihm auf dem Weg in das Riesengebirge. Unmittelbar am Fuße des Riesengebirges angelangt drohten über ihnen die steilwandigen, schroffen Felsen des viele tausend Fuß in die Höhe ragenden Gebirges. Es war merklich kälter geworden und hatte wieder zu schneien angefangen. Feine Schneeflocken fielen dicht an dicht und bildeten innerhalb kürzester Zeit eine dicke Schneedecke.
Yabara hatte in den Verhandlungen mit Jafdabh einen Burghof erwähnt. Es musste also irgendwo eine in den Bergen gelegene Burg geben. Doch Renlasol hatte auf ihrem Weg bislang keine Mauern oder Befestigungsanlagen gesehen.
Ein Stück weiter des Weges bergaufwärts endete der Weg abrupt vor den steilwandigen Felsen. Bei genauerem Hinsehen befand sich allerdings ein in den Fels gehauener steinerner Pfad, der gerade breit genug war, um einen Wagen aufzunehmen.
Die Zugpferde hatten Mühe, den steilen Pfad zu erklimmen. Ein ums andere Mal drohten sie mit ihren Hufen abzurutschen. Die Wagenlenker mussten die Tiere beruhigen, denn hätte nur eines den Halt verloren, wären die Wagen nach Erreichen einer ordentlichen Höhe mitsamt der wertvollen Fracht in die Tiefe gerissen worden.
Der Pfad führte Biegung um Biegung stetig aufwärts. Für die Wagen besonders schwierig zu nehmen waren die eng und besonders steil angelegten Kehrtwenden, in denen ein Rad der Hinterachse oft frei in der Luft über dem Abgrund hing und sich die Sklaven auf den Pritschen der Wagen nach vorne begeben mussten, um das Gewicht entsprechend zu verlagern und einen Absturz zu verhindern.
Sie hatten eine beträchtliche Höhe erreicht, als die nächste Biegung die Wagen um den Berg herumführte und mitten im Riesengebirge vor einem Portal endete, dessen Türen eingedrückt waren, schräg in den verbogenen und teils herausgerissenen Angeln hingen, und dessen Holz vor sich hin rottete. Umgeben von hohen Bergen und Gipfeln lag plötzlich eine halb verfallene Trutzburg vor ihnen. Die äußeren Mauern waren zum größten Teil eingerissen und verfallen. Lediglich drei Wehrtürme und ein Teil des Hauptgebäudes standen noch, wobei zwei der drei schiefen Türme danach aussahen, als ob sie bei der leichtesten Windböe einstürzen könnten. Der Knappe fragte sich, wer von den Altvorderen zu welchem Zweck die Burg gebaut haben könnte. Aufgrund des starken Verfalls ließ sich eine Zuordnung zu einem bestimmten Stil nur schwer feststellen. Renlasol tippte auf die
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