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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Pferden kümmerten sich die Sonnenreiter um die Versorgung und Pflege der Reittiere. Weite Flächen im Norden und vor allem Westen der gesamten Anlage waren für Wiesen, Obst- und Ackerbau frei geblieben. Der Orden war jederzeit in der Lage, sich selbst zu versorgen. Die Sonnenreiter bauten Gemüse und Getreide an, züchteten Vieh und pflegten zahlreiche Obstbäume sowie Beerensträucher unterschiedlichster Art. Selbst ein kleiner See mit einem schmalen Frischwasserzufluss von außen, der durch die Wälle führte und durch schwere Gitter gesichert wurde, befand sich im südlichen Teil auf dem Gelände. Dort züchteten die Sonnenreiter Fische. Was der Orden nicht selbst oder zu viel hatte, wurde mit den Orna ausgetauscht. Diese wiederum pflanzten und hegten all jene Nahrungsmittel und Rohstoffe, die von den Bewahrern nicht vorgehalten wurden.
    Die Orna pflegten Gärten von schier unglaublicher Pracht. Diese waren nicht nur voll süß duftender Blumen, unterschiedlicher Nussbäume und allerlei anderem nützlichen Gehölz. Sie zogen sämtliche auf Ell bekannten Heilkräuter und waren kraft ihres Wissens und des die Orna auszeichnenden Fleißes im Besitz einer schier unerschöpflichen Reserve an unterschiedlichsten Heilmitteln. Essbare Pilze und andere zur Herstellung von Tinkturen nutzbaren Exemplare wurden in den schattig-feuchteren Regionen und den Kellern des Gebäudes gezüchtet. Trauben und selbst exotische Früchte wurden angebaut. Sie hielten sich Schmetterlinge und deren Raupen für die Seidenspinnerei, Schafe für die Wollgewinnung. Auf den ausgedehnten Feldern der Anlagen wurden Hanfpflanzen, Flachs und Baumwolle in ausreichender Menge kultiviert.
    Elischas Herz pochte bis zum Hals, als sie sich nach langer Reise und den Tagen des gemeinsamen, wenn auch kurzen Glücks dem Hauptportal des äußeren Walls näherten. Ihr Blick drückte innere Zerrissenheit und Verzweiflung aus.
    Madhrab musterte sie besorgt. Der Bewahrer spürte die Beklemmung beim Anblick der hohen Mauern auch deutlich am eigenen Leib. Ein Schatten legte sich über sein Gemüt und es war ihm, als bedrücke ihn eine schwere Last.
    »Es wird alles gut«, murmelte er im Versuch, Zuversicht zu spenden, wohl wissend, dass dies kein Trost für Elischa oder ihn selbst sein konnte.
    Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter, nickte und versuchte ihrerseits Madhrab ein letztes, liebevolles Lächeln zu schenken, bevor sich ihre Wege vorerst trennten. Wie sehr sie seine Nähe in den kommenden Wochen und Monden in den Mauern ihres Hauses vermissen würde, wurde ihr erst jetzt vollkommen bewusst. Es war ihr zu Hause, sie hätte sich im Grunde freuen sollen zurückzukehren, und doch hatte sich inzwischen vieles verändert. Die im Haus der heiligen Mutter über große Teile des Tages vorherrschende Stille würde ihr schnell unerträglich werden. Bis zu einem Wiedersehen und der Vereidigungszeremonie, in welcher das Band zwischen der Orna und dem Bewahrer geknüpft wurde, lag jedoch eine lange Zeit des Verzichtes und der Besinnung. Sie hatten keine Möglichkeit, sich vor der Zeremonie noch einmal zu sehen. Wie sollte sie vor den Augen der neugierigen Ordensmitglieder und dem alles durchdringenden Blick der heiligen Mutter verbergen, dass sie ein Kind erwartete und damit gegen die Regeln des Ordens verstoßen hatte? Insgeheim hoffte sie, dass sie während der entbehrungsreichen Zeit die Chance erhielte, aus ihrer höhergelegenen Kammer gelegentlich einen Blick über die Mauer zu werfen und Madhrab zu sehen. Vielleicht hätte sie wie früher das Glück, ihn bei den Waffenübungen beobachten zu können? Das wäre mehr, als sie sich im Augenblick tatsächlich erhoffen durfte.
    Sie waren den Rest des Weges zu Fuß gegangen und führten ihre Pferde nun vor das mächtige Tor.
    Madhrab rief mit lauter Stimme: »Hey ho, Sonnenreiter, öffnet das Tor für Lordmaster Madhrab und die heilige Orna Elischa.«
    Der Kopf eines Sonnenreiters erschien aus einem engen Spalt knapp oberhalb des Tores und musterte die Neuankömmlinge. Er erkannte den Lordmaster und seine Begleitung, grüßte kurz und verschwand sogleich wieder. Eine Glocke wurde geschlagen. Wenig später wurden die schweren Balken zurückgezogen, die Ketten rasselten lautstark über die Zahnräder, die den Öffnungsmechanismus in Gang setzten, und das Tor öffnete sich langsam. Seine Flügel schwangen knarrend nach außen und gaben den Weg in die Dornenebene frei.
    Elischa und Madhrab sahen sich an. Die Orna

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