Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
den Bergen«, fuhr Chromlion wutentbrannt auf, während seine Hand an den Schaft seiner Doppelaxt schnellte, »ich lasse mich nicht von einem Bauernlümmel beleidigen. Es steht Euch in Eurer misslichen Lage nicht zu, mich oder einen anderen Bewahrer infrage zu stellen.«
»Klärt mich auf«, antwortete Madhrab gelassen, »welche missliche Lage meint Ihr?«
»Ihr steht unter Arrest«, erklärte Chromlion triumphierend, »auf Anordnung des Regenten wird es eine Untersuchung gegen Eure Vergehen vor und während der Schlacht geben.«
Madhrab lachte Chromlion lauthals ins Gesicht und sah dabei direkt in die Augen jedes einzelnen der anderen Bewahrer, die ihn bloß verständnislos anstarrten.
»Was ist mit euch?«, fragte er schließlich, nachdem er sich beruhigt hatte. »Wollt ihr als freie Bewahrer der Anordnung des Regenten nicht Folge leisten und mich festnehmen? Entscheidet euch oder seid ihr in Ehrfurcht erstarrt?«
»Chromlion spricht die Wahrheit«, versuchte Lordmaster Kaysahan die Situation zu erklären, »der Regent verlangt eine Untersuchung. Aus diesem Grunde bin ich hier. Die Bewahrer dürfen ihm diesen Wunsch nicht abschlagen. So lauten die Gesetze. Sie zu brechen, brächte den Overlord in arge Bedrängnis und schwächte mit ihm den gesamten Orden. Wir müssen Euch verhaften und bis zum Abschluss der Untersuchung in Gefangenschaft halten.«
»Dann versucht es«, erwiderte Lordmaster Madhrab, »ich bin bereit.«
Er trat einen Schritt zurück. Nur einen Wimpernschlag später heulte das singende Blutschwert des Lordmasters kreischend auf, das er blitzschnell aus der Scheide auf seinem Rücken gezogen hatte. Beim Anblick Solatars in Madhrabs Händen wichen die Bewahrer respektvoll zurück. Lordmaster Kaysahan erbleichte, als er erkannte, dass sich Madhrab nicht kampflos ergeben wollte. Ein Kampf gegen den begnadeten Krieger konnte nur verlustreich sein, selbst wenn sie Bewahrer gegen Bewahrer standen und in der Überzahl waren. Die übrigen Sonnenreiter sahen der Auseinandersetzung zwischen den Bewahrern gebannt und mit offenen Mündern zu. Sie waren fassungslos, das hatte es in der Geschichte des Ordens noch nie zuvor gegeben.
»Seid doch vernünftig«, beschwichtigte Lordmaster Kaysahan, »wir wollen nicht gegen Euch kämpfen. Ergebt Euch und wir können ein Blutvergießen auf heiligem Boden vermeiden. Verteidigt Euch im Laufe der Untersuchung, Ihr werdet in einem gerechten Prozess Gelegenheit dazu erhalten.«
»Gerechtigkeit? Ich kam nicht zurück, um mich in den Verliesen des Ordens auszuruhen. Einzig die Erfüllung meiner wahren Bestimmung als Bewahrer brachte mich dazu, nicht den Triumphzug durch Tut-El-Baya anzutreten und stattdessen hierherzukommen«, erwiderte Lordmaster Madhrab.
Er machte keine Anstalten, das bedrohliche Schwert herunterzunehmen, sondern stellte sich auf einen Kampf ein. Chromlion blickte sich Hilfe suchend unter den Bewahrern um und löste schließlich seine Doppelaxt von seinem Rücken. »Los, ergreift und entwaffnet ihn«, befahl der Master.
Sie standen sich eine Weile regungslos gegenüber. Jede Faser ihrer Körper war angespannt. Bereit, den ersten Schlag zu führen, einen Moment der Schwäche zu finden und auszunutzen oder sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Sie belauerten sich. Wer würde sich zuerst bewegen?
Chromlion verlor die Geduld als Erster, löste sich aus der Spannung und sprang mit einem gezielten Axthieb auf Madhrab zu. Dieser parierte leicht mit einer Seitwärtsbewegung Solatars. Die Schneide der Axt prallte klirrend auf die Klinge des Schwertes. Rot glühende Funken sprühten, als Stahl auf Blutstahl traf. Madhrab wich aus, zog das Schwert rasch zurück und trat dem dadurch ins Leere laufenden Chromlion mit einem kräftigen Tritt in den Rücken. Der Master hatte sich von der Geschwindigkeit des Ausweichmanövers überraschen lassen und fiel zu Boden. Wutschnaubend richtete er sich wieder auf und wischte sich mit der freien Hand das Blut von der Nase. Mit einem Schrei auf den Lippen stürzte er sich, die Axt in einer kreisenden Bewegung schwingend, erneut auf Madhrab. Doch dieser nahm geschickt das Schwert nach oben und traf Chromlion im Gesicht, noch bevor dieser heran war. Solatar zog eine blutige Spur über die Wange des Masters und hinterließ eine klaffende Wunde. Chromlion heulte auf, ließ die Axt fallen und hielt beide Hände vor sein Gesicht.
»Mein Gesicht«, rief er, »der Bastard hat mein Gesicht verwüstet. Macht ihn fertig. Tötet das
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