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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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gefunden. Der Auftritt Madhrabs während der Übungen war von jeher ein ganz besonderes Ereignis gewesen. Seine Bewegungen waren trotz seiner beeindruckenden Körpergröße immer geschmeidig, schnell und in mancherlei Hinsicht geradezu anmutig. War er zu den Übungen angetreten, beherrschte er den Platz wie kein anderer unter den Bewahrern.
    Elischa klopfte zaghaft an die Tür zur Kammer der heiligen Mutter.
    »Herein«, rief eine Elischa seit Langem vertraute Stimme von drinnen.
    Die heilige Mutter saß an einem kleinen Arbeitstisch mit dem Rücken zur Tür über einigen verstreut vor ihr liegenden Schriftstücken. Sie trug ihr in Ehren ergrautes Haar hochgesteckt. Ein bronzefarbenes Band über der Stirn hielt ins Gesicht fallende Haarsträhnen zurück und war überaus kunstvoll bestickt mit grünen und roten Blumenverzierungen. Die Mutter hatte sich in eine dunkelgrün gefärbte Leinenrobe gewandet und eine graue Wolljacke zum Schutz gegen die in der Kammer vorherrschende Kälte übergeworfen.
    »Komm näher, Tochter«, sagte sie, ohne den Blick zu heben oder sich umzudrehen, nachdem sie Elischas Anwesenheit gespürt hatte, »es tut gut, dich wieder in meiner Nähe zu wissen.«
    »Danke, Mutter«, antwortete Elischa und trat an die Seite des Arbeitstisches. Sie blickte in die wasserblauen Augen der heiligen Mutter, die sie neugierig und durchdringend von oben bis unten musterten.
    »Du hast abgenommen und siehst müde aus, mein Kind«, stellte Mutter nüchtern fest. »Ich denke, wir werden dich in den kommenden Wochen ein wenig verwöhnen und mästen.«
    »Es geht mir gut, Mutter«, erwiderte Elischa.
    »Fein. Ich habe bereits vernommen, dass du dich wacker geschlagen hast und während der Schlacht eine große Hilfe für das Verteidigungsheer warst. Obschon ich nichts anderes von dir erwartet habe, war ich doch hocherfreut, dies von den Sonnenreitern zu hören, die weit vor dir hier eingetroffen sind und voll des Lobes für dich waren. Es stärkt unseren ohnehin guten Ruf«, meinte Mutter.
    »Danke, ich gab mein Bestes«, antwortete Elischa.
    »Ohne Zweifel, wie es sich für eine Orna gehört«, sie blickte Elischa scharf in die Augen und runzelte die faltige Stirn, »… aber erzähl mir, wo du so lange gewesen bist, und berichte von der Mission, die ich dir auftrug. Hast du meinen Brief an Lordmaster Madhrab überbracht?«
    »Selbstverständlich, Mutter«, bestätigte Elischa. »Ich überreichte ihm den Brief vor der Schlacht. Wo immer ich konnte, half ich und versorgte viele Verwundete, während des Kampfes und danach. Der Lordmaster begleitete mich zurück nach Hause. Wir wanderten anfangs zu Fuß. Er hatte sein Streitross verloren und besorgte uns in der Grasebene neue Pferde. Gute, prächtige Tiere. Ich habe mein Pferd in unseren Ställen untergebracht. Möchtest du es dir ansehen?«
    »Nein, nicht nötig. Du warst mit dem Bewahrer alleine unterwegs?«, hakte Mutter nach. »Weißt du, was in dem Brief stand?«
    »Nein, Mutter«, log Elischa, leichte Empörung vorspiegelnd. »Ich würde niemals wagen, aus reiner Neugier das Siegel der heiligen Mutter zu brechen.«
    »Natürlich nicht«, lachte Mutter, »wie konnte ich das nur annehmen. Verzeih einer alten Frau die Dreistigkeit der Nachfrage, Tochter.«
    Elischa nickte. Ihr war für einen Moment heiß geworden und sie dachte schon, sie hätte durch die ihr plötzlich in die Wangen steigende Röte ihr abgestrittenes Wissen über den Inhalt des Briefes verraten.
    »Nun«, fuhr Mutter fort, »da du trotz deines neugierigen Wesens offenbar so tapfer und standhaft warst, will ich dir gerne verraten, was ich dem Lordmaster der Bewahrer schrieb.«
    Die heilige Mutter legte eine kurze Pause ein, in welcher sie Elischa noch einmal von oben bis unten betrachtete. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und seufzte. »Du bist eine wirklich wunderschöne Frau geworden«, meinte sie mit einem anerkennenden Lächeln auf den Lippen, »wenn du mich fragst, viel zu schön für eine heilige Orna. Das weckt so manche Begehrlichkeit bei den Männern. Es wird Zeit, dass wir einen geeigneten Bewahrer suchen, der für dich den Eid ablegt und das Band mit dir knüpft, deine Unschuld bewahrt und dich vor mancherlei Unbill beschützt. Ich weiß, dass du dazu durchaus selbst in der Lage bist. Dennoch halte ich den Zeitpunkt einer Vereidigung für gekommen. Ich schrieb Lordmaster Madhrab, er solle für dich den Eid ablegen. Allerdings hegte ich keine große Hoffnung, dass er meine Bitte

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