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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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niemals angreifen dürfen. Nun wird es sehr schwer für ihn werden, sich zu verteidigen und wieder freizukommen. Egal was vorher war und ob die Festnahme begründet war oder nicht. Madhrab scheidet als Bewahrer für dich aus. Aber sei unbesorgt, wir finden schon bald einen anderen Ordensbruder für dich, der seinen Eid noch nicht abgelegt hat.«
    Die letzten Worte schnitten sich, wie mit einer scharfen Klinge gezogen, schmerzend in Elischas Herz. Das hatte ihr noch gefehlt. Es war niederschmetternd. Das Schrecklichste, was nach ihrer Rückkehr hätte passieren können, war eingetreten. Sie sah die heilige Mutter plötzlich mit anderen Augen. Die mütterliche, strenge, aber stets warmherzige Art, die sie bislang an ihr gekannt hatte, war einer berechnenden Kälte gewichen. Wie schnell und gnadenlos diese alte Frau umdachte, wenn es darum ging, den Orden der Orna vor Schaden zu bewahren.
    Elischa fühlte sich plötzlich sehr einsam.
    Madhrab wurde in das Verlies unterhalb des Hauptgebäudes gebracht. Er kannte zwar den Kerker, hatte diesen in der Vergangenheit aber gemieden. Es gab keinen Grund für einen Bewahrer, sich dort aufzuhalten oder Gefangene zu besuchen. Der Weg in die Finsternis des Verlieses zog sich in die Länge. Er wurde durch schwach beleuchtete Flure geführt, vorbei an zahlreichen verschlossenen Zellen. Sie stiegen mehrere Treppen hinab. Bald verlor er durch die gleichmäßige Anordnung der einzelnen Ebenen die Übersicht und fühlte sich wie in einem Labyrinth.
    Eine Zelle im untersten Bereich des Verlieses war für den Lordmaster noch in den letzten Tagen seiner Abwesenheit vorbereitet worden. Sie besaß keine Fenster. Die einzige Lichtquelle bestand in einer an der Außenwand der Zelle eingelassenen Fackel, deren Schein lediglich durch eine winzige Luke in der eisernen Tür sowie durch einen schmalen Türspalt hereinfiel. Durch das schwache Licht konnte Madhrab kaum etwas erkennen. Nachdem sich seine Augen einigermaßen an das diffuse Licht gewöhnt hatten, stellte er rasch fest, dass es ohnehin kaum etwas zu sehen gab. Außer einem feuchten Strohhaufen an der hinteren Zellenwand und einer hölzernen Schüssel war die Zelle leer. Es roch modrig und nach Ratten. Die Luft in der Zelle war abgestanden. In der Wand über dem Strohhaufen waren schwere Eisenketten im Stein verankert.
    Der Lordmaster wurde vollständig entkleidet und angekettet. Er wehrte sich nicht. Die Ketten ließen ihm kaum eine Möglichkeit, sich zu bewegen. Hier unten in der Dunkelheit musste er über kurz oder lang jedes Gefühl für die Zeit verlieren.
    Ein elendes Rattenloch, dachte Madhrab finster, das ist also der Dank für den Sieg und die Befreiung der Klanlande. Ich muss mich auf mich selbst und Elischa besinnen, um in der Dunkelheit nicht den Verstand zu verlieren.
    Er dachte an die Orna und rief sich ihr Bild vor Augen. Der Gedanke an Elischa half ihm, wenigstens eine Zeit lang die Ketten zu vergessen und sich abzulenken.
    Madhrab wusste nicht, wie viele Horas er schon im Kerker verbracht hatte, als er nach einiger Zeit in seiner Zelle Besuch von einem ihm unbekannten Klan erhielt. Wahrscheinlich waren nicht nur Horas, sondern mehrere Tage vergangen. Wund gescheuert von der Kette schmerzten seine Glieder. Er war hungrig, durstig und fror. An Schlaf war in der unbequemen Lage kaum zu denken. Die meiste Zeit hing er düsteren Gedanken nach und es gelang ihm immer seltener, sich Elischas Gesicht vorzustellen.
    Neunmal hatten sie ihn mit einem widerlich stinkenden Brei gefüttert und ihm mehrmals abgestandenes Wasser eingeflößt. Ansonsten hatten sie ihn in Ruhe gelassen. Niemand kümmerte sich um Madhrab oder machte zwischendurch die Zelle sauber.
    Der Lordmaster hatte sich zwar mittlerweile an den Gestank seiner eigenen Exkremente gewöhnt, aber er fühlte sich fürchterlich schmutzig. Beinahe froh über jede Abwechslung, die sich ihm in der dunklen Zelle bot, sehnte er sich nach einer Bewegung, die ihn zeitweise abzulenken vermochte. Sei es nun eine vorbeihuschende Ratte oder eine Spinne, die an seinem Bein hochkrabbelte, oder ein im Stroh raschelnder Käfer. Es war immer noch besser, als ständig in die Leere zu starren und auf ferne Geräusche zu achten, deren Ursache er ohnehin nicht ergründen konnte.
    Das Licht der Laterne, die der Besucher bei sich trug, blendete ihn. Er blinzelte und versuchte zu erkennen, wer ihn überraschend aufsuchte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sich seine tränenden Augen an das Licht

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